Das Magazin 1 - 2014 - page 14-15

Professor Dr.
Charlotte Niemeyer
Ärztliche Direktorin der Klinik für Pädi-
atrische Hämatologie und Onkologie
Blut ist der Saft des Lebens! Das gilt
in besonderem Maße für viele un-
serer Patienten, die an einer Blut-
krankheit leiden. Ohne den roten
Saft wären aber auch die wissen-
schaftliche Arbeit und mein Leben
als Forscherin farblos. Störungen des
Bluts mit Unter- oder Fehlproduk-
tion von Blutzellen fallen schon im
frühen Kindesalter auf. Das erklärt,
warum viele dieser Krankheiten
von Kinderärzten beschrieben und
molekular aufgeklärt wurden. Auch
über bösartige Bluterkrankungen im
Kindesalter, die Leukämien, denken
wir heute als angeborene Störun-
gen nach. Der erste Fehler („Hit“)
passiert in einer unreifen Blutzelle
während der Fetalzeit. Das Kindwird
mit der Leukämiezelle geboren. Spä-
ter kommt es dann im Kindesalter zu
einem zweiten „Hit“: Die Leukämie-
zelle beginnt schnell zu wachsen,
das bisher gesunde Kind erkrankt
akut.
In der Kinderonkologie in Freiburg be-
schäftigen wir uns wissenschaftlich
mit besonders bösartigen Formen von
Leukämien bei Säuglingen und Klein-
kindern. Für diese Leukämieformen
entwickeln wir Therapiekonzepte und
führen die Diagnostik für unsere euro-
päische Studiengruppe und viele welt-
weite Zentren durch.
tite lthema
Professor Dr. phil.
Toni Cathomen
Direktor des Instituts für Zell- und
Gentherapie
Blut und seine Bestandteile sind die
Grundlage für alle Tätigkeiten im
Institut für Zell- und Gentherapie.
Klassisch und bekannt sind Blut-
spende und transfusionsmedizini-
sche Maßnahmen: Bei hohem Blut-
verlust dienen die gespendeten roten
Blutzellen als Ersatzblut. Ebenso
lebenswichtig ist die Gabe von Blut-
plättchen, wenn diese fehlen, wie
dies beispielsweise während einer
Chemotherapie bei Krebspatienten
häufig der Fall ist.
In unserer Abteilung für Forschung
und Entwicklung arbeiten wir zudem
an den weißen Blutzellen, das heißt an
Zellen des Abwehrsystems. Die Mög-
lichkeit, diese gezielt genetisch zu ver-
ändern, könnte in naher Zukunft eine
wirkungsvolle Therapie für schwer-
wiegende angeborene Erkrankungen
des Immunsystems bei Kindern oder
für Krebspatienten und HIV-positive
Menschen bieten.
Dr. Axel Schmutz
Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie
und Intensivmedizin
„Blut ist ein ganz besonderer Saft“,
sagte bereits Mephisto zu Faust, um
ihn zur blutigen Unterschrift unter
den Teufelspakt zu bewegen. Die-
ser Satz gilt bis heute, nur wissen
wir jetzt sehr viel mehr über die Be-
standteile und Aufgaben von Blut.
Damit einher geht eine Änderung
der Charakterisierung von Blut als
reinem Transportmedium hin zum
flüssigen Organ. Für mich als Anäs-
thesist und Intensivmediziner spielt
Blut täglich eine wesentliche Rolle.
Es ermöglicht den Sauerstofftrans-
port, ohne den das Leben innerhalb
von Minuten bedroht ist. Im Operati-
onssaal sorgt es für Blutstillung bei
Verletzungen, es bekämpft wirksam
eingedrungene Infektionserreger
und es hilft bei der Regulation von
pH-Wert und Körpertemperatur.
Einer unserer Schwerpunkte auf der
Intensivstation ist beim schweren
Lungenversagen der Organersatz über
eine externe künstliche Lunge (ECMO).
Diese ECMO-Methode gibt der Lunge
Zeit und Schonung für eine Heilung
oder überbrückt Zeit beim Warten
auf eine Lungentransplantation. Bei
diesem Verfahren wird Blut durch
Schlauchsysteme an sauerstoffanrei-
chernde mikroporöse Membranen ge-
führt. Außerhalb des Körpers kann der
Blutfluss allerdings durch Gerinnsel-
bildung ins Stocken geraten. Über ver-
schiedene Angriffspunkte können wir
hier Einfluss nehmen. Die Steuerung
und Intensität dieser Gerinnungshem-
mung und der Einfluß des ECMO-Ver-
fahrens auf die Gerinnung ist noch
nicht ausreichend untersucht. Dazu
mehr herauszufinden, ist ein Projekt
innerhalb unserer Klinik.
Professor Dr. Karl Winkler
Ärztlicher Direktor der Zentralen
Einrichtung für Klinische Chemie und
Labormedizin
Beinahe alle Vorgänge im Organis-
mus hinterlassen Spuren in unserem
Blut. Wie ein Detektiv sucht die La-
bormedizin diese Spuren und gibt
dem untersuchenden Arzt Hinweise
auf die Funktionsfähigkeit von Or-
ganen, den Verlauf von Entzündun-
gen oder Störungen des Hormons-
ystems. Durch Blutuntersuchungen
können lebensgefährliche Erkran-
kungen rechtzeitig erkannt, Thera-
pien besser geplant und die Erfolge
vieler Behandlungen verfolgt wer-
den.
Das Zentrallabor des Universi-
tätsklinikums Freiburg analysiert
täglich etwa 2.500 Blutproben - un-
ser Notfalllabor ist ständig besetzt.
Blut spielt auch in der Forschung des
Instituts für Klinische Chemie und
Laboratoriumsmedizin eine zentrale
Rolle. Wir erforschen die Auswirkung
von Blutfetten auf verschiedene Krank-
heitsbilder wie zum Beispiel Athero-
sklerose. In Zusammenarbeit mit der
Gynäkologie und der Nephrologie
versuchen wir mit Blutreinigungsver-
fahren (Apherese) Schwangerschafts-
bluthochdruck (Präeklampsie) soweit
zu mildern, dass ein kritischer, vor-
zeitiger Schwangerschaftsabbruch
verhindert werden kann. In der Krebs-
therapie setzten wir Blutreinigungs-
verfahren zur Reduzierung von Neben-
wirkungen einer Chemotherapie ein
(CARL).
100.000
700.000
Herzschläge pumpen Tag für Tag
das Blut durch den Körper
Quadratmeter Oberfläche
haben alle Blutadern im Körper
zusammen
15
01 | 2014
01 | 2014
14
1,2-3,4-5,6-7,8-9,10-11,12-13 16-17,18-19,20-21,22-23,24
Powered by FlippingBook