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An der Uniklinik arbeiten viele junge Menschen mit unterschiedlichsten
Berufen. amPuls hat mit sieben jungen Mitarbeiterinnen über ihren Beruf,
ihre täglichen Aufgaben und über ihre Motivation gesprochen
Jung und engagiert am Klinikum
Ganz nah am Herzen
Blickkontakt
einmal anders
Erlerntes gleich
anwenden
Die Forschung liegt Dr. Nora Lang be-
sonders am Herzen. Sie ist Ärztin in
der Klinik für Angeborene Herzfehler
und Kinderkardiologie am Universi-
täts-Herzzentrum (UHZ). In diesem
Jahr hat sie das Ludwig-Heilmeyer-Sti-
pendium für ihren Beitrag zur Entwick-
lung eines bio-inspirierten Klebstoffs für
Herz und Gefäße bekommen.
Nach ihrem Studium in München fing
die 35-Jährige ihre Facharztausbildung in
der Abteilung Kinderkardiologie und
Pädiatrische Intensivmedizin der LMU
München an. Drei Jahre später ging es für
Nora Lang nach Boston, wo sie am Bos-
ton Children’s Hospital gearbeitet hat. Ziel
ihres dreijährigen Forschungsaufenthalts
war es, einen Gefäßkleber zu entwickeln,
der Löcher in Gefäßen und am Herzen
verschließen kann. Dieser könnte auch bei
Kindern mit einem angeborenen Herzfeh-
ler verwendet werden. Anschließend hat
Lang ihre Facharztausbildung an der
Uniklinik Freiburg begonnen und wird sie
in diesem Sommer abschließen.
Neben der Forschung ist ihr die
tägliche Arbeit mit den großen und klei-
nen Patienten ans Herz gewachsen.
Zu Beginn ihres Studiums hat sich Lang
besonders für die Wissenschaft interes-
siert. Doch auch der Klinikalltag ist
für sie im Laufe der Zeit immer wichti-
ger geworden. „Die Arbeit in der Klinik
auf Station, Ambulanz und auch der
Intensivstation möchte ich nicht mis-
sen“, sagt Lang.
Lang, die ursprünglich Chemie stu-
dieren wollte, ist froh, dass sie sich für
Medizin entschieden hat. Eine natur-
wissenschaftliche Begabung und die
Bereitschaft zum Lernen sollte man für
ein Medizinstudium mitbringen. Im
Sommer beginnt Lang eine Weiterbil-
dung zur Kinderkardiologin. Für ihre
Zukunft wünscht sie sich, noch vielen
herzkranken Kindern helfen zu kön-
nen und dass ihre Forschung zu neuen
Therapien beiträgt.
In der Frühschicht ist Julia Wert be-
reits um 6.45 Uhr bei ihren Patien-
ten auf der Anästhesiologischen In-
tensivtherapiestation. Neben der
Betreuung der Patienten assistiert
die 24-Jährige zum Beispiel bei der
Anlage
eines
Schmerzkatheters
oder bei einem Luftröhrenschnitt.
Ihre Ausbildung als Gesundheits-
und Krankenpflegerin hat Julia
Wert im Sana Klinikum Biberach
absolviert. In ihrer Schule ist sie
durch einen Flyer auf das Qualifika-
tionshalbjahr zur Anästhesiepflege-
rin an der Uniklinik aufmerksam
geworden, an dem sie jetzt seit
Dezember vergangenen Jahres teil-
nimmt. Im Schulblock lernt sie ne-
ben den Aufgaben zur Überwa-
chung des Patienten auch die
Bedienung der Beatmungsgeräte
kennen. Empathie und Wissbegier-
de seien in ihrem Beruf besonders
wichtig, betont Julia Wert. „Man
muss flexibel sein, denn Menschen
sind auch an Wochenenden krank“,
sagt sie. Für sie ist jedoch klar: Sie
möchte sich auch weiterhin fortbil-
den, um ihre Patienten noch besser
versorgen zu können.
Intensive Pflege
Tag und Nacht
Die Berufsbezeichnung von
Laura Rapp ist nicht jedem so-
fort geläufig. Sie macht eine
Ausbildung zur Orthoptistin.
Kennen gelernt hat sie diesen
Beruf bereits in ihrer vorheri-
gen Ausbildung zur Medizini-
schen Fachangestellten in einer
Augenarztpraxis. Dort kam
eine Orthoptistin regelmäßig
zur Kindersprechstunde. Laura
Rapp wollte mehr wissen und
hospitierte an der Klinik für
Augenheilkunde. Danach stand
ihr Entschluss fest: Sie begann
ihre Ausbildung zur Orthoptis-
tin und wird sie im Oktober
dieses Jahres abschließen.
„Wir hatten von Anfang an
Kontakt zu den Patienten. Das
gefällt mir sehr gut“, sagt Rapp.
Spaß an Physik sei Vorausset-
zung für die Ausbildung. Rapp
hat viel mit Kindern zu tun.
„Geduld ist da auf jeden Fall
wichtig“, sagt sie. Die 26-Jähri-
ge ist für die Prävention und
Diagnostik zuständig: Mit ei-
nem Skiaskop kann sie eine
Brillenbedürftigkeit auch bei
kleinen Kindern bestimmen.
Augenzittern und angeborene
Schielformen sind nur ein paar
der Diagnosen, die eine Orthop-
tistin stellt. Eine Lehrorthoptis-
tin überprüft die Befunde noch
einmal, danach wird mit dem
Oberarzt gemeinsam ein Thera-
pieplan erstellt. Kinder werden
häufig wegen Sehschwäche bei-
spielsweise mit einem Augen-
pflaster behandelt. Bei Erwach-
senen muss
bei
plötzlich
auftretendem Schielen immer
an eine neurologische Ursache,
wie zum Beispiel ein Schlagan-
fall, gedacht werden. Laura
Rapp hat ihren Beruf gefunden
und auch schon einen Arbeits-
platz nach der Ausbildung.
Erstmalig wird an der Akademie für Medi-
zinische Berufe die Ausbildung zur Anäs-
thesietechnischen Assistenz (ATA) ab Sep-
tember dieses Jahres angeboten.
Die dreijährige Ausbildung zur Anästhe-
sietechnischen Assistentin beziehungswei-
se zum Anästhesietechnischen Assistenten
(ATA) bereitet auf einen Beruf vor, der
speziell auf die vielfältigen Aufgaben in
der Anästhesie ausgerichtet ist.
Zu den Aufgabenfeldern der ATA gehö-
ren die fachkundige Betreuung der Patien-
tinnen und Patienten während ihres Auf-
enthalts im OP beziehungsweise in der
Funktionsabteilung, die Organisation und
Koordination der pflegerischen,
techni-
schen und assistierenden Abläufe im Anäs-
thesiebereich in Teamarbeit mit den Anäs-
thesisten sowie dieVor- und Nachbereitung
der Anästhesie sowie Assistenz bei der
Ausführung der Anästhesie.
Das Arbeiten im Team sei in diesem Be-
ruf besonders wichtig, betont Franz-Josef
Overhoff, Leiter der Akademie für Me-
dizinische Berufe. Sorgfalt, Empathie
und soziale Kompetenz sowie ein medizi-
nisch-technisches Grundverständnis seien
weitere Merkmale, die für die Ausbildung
mitgebracht werden sollten.
„Wir sind stolz, dass wir in Südbaden der
erste Anbieter sind“, sagt Over-
hoff. Neben den Ausbildungs-
plätzen am Uniklinikum werden
an der Akademie für Medizini-
sche Berufe auch externe Schü-
ler ausgebildet.
Große Verantwortung
in der Anästhesie
Anja Eichin hat sich für ihr
freiwilliges soziales Jahr (FSJ)
einen besonderen Platz aus-
gesucht. In der Blutspende-
zentrale in der Uniklinik wur-
de extra für sie eine Stelle
geschaffen. Dort hat sie von
Oktober 2014 bis Ende März
2015 ihr FSJ absolviert. Der-
zeit arbeitet sie als Aushilfe in
der Blutspendezentrale. Sie
misst den Hämoglobinwert des
potenziellen Spenders. Beim
Fraktionierungsdienst arbeitet
die 19-Jährige ebenfalls mit.
Dort werden die Blutbestand-
teile getrennt: Das Blut wird
gewogen, verpackt und zentri-
fugiert. Für Anja Eichin war
die Arbeit vor Ort etwas kom-
plett Neues. „Ich habe hier ein
großes Fachwissen erhalten“,
sagt Eichin. Aber einen medi-
zinischen Beruf möchte sie
nicht ausüben. Derzeit interes-
siert sie sich für Unterneh-
mensjura. Zwei neue FSJler
gibt es bereits. „Für die Arbeit
in der Blutspendezentrale soll-
te man den Spendern auch in
Ruhe erklären können, wie
eine Blutspende abläuft“, sagt
Eichin. Anja Eichin arbeitet
noch bis zum Studiumbeginn
im Herbst, davor plant sie
einen mehrwöchigen Aufent-
halt in Toronto.
Blut steht im Fokus
Als Vermittlerin
im Einsatz
Theresa Dobrindt hat neben
ihrer Ausbildung zur Gesund-
heits- und Krankenpflegerin
eine weitere wichtige Aufgabe
an der Uniklinik. Sie ist Mit-
glied in der Jugend- und Aus-
zubildendenvertretung
(JAV).
Im Mai 2104 wurde sie ge-
wählt und ist Teil des Gremi-
ums. Dieses nimmt Anfragen
und Beschwerden der Auszu-
bildenden an der Uniklinik ent-
gegen. Bei Problemen mit Ur-
laubsanträgen berät die JAV,
welche Möglichkeiten beste-
hen und wie die rechtliche
Grundlage
aussieht. Auch
wenn jemandem die Arbeits-
schuhe geklaut worden sind
oder falls es Probleme in der
Schule oder auf Station gibt, ist
die JAV der richtige Ansprech-
partner. Theresa Dobrindt geht
bei anstehenden Gesprächen
mit Lehrern als Unterstützung
und Gesprächsvermittlerin mit.
Schon in der Schule war die
23-Jährige Kurs- und Klassen-
sprecherin. Sie setzt sich gern
für andere ein. „Bei der JAV
kann ich als Vermittlerin auf
einer anderen Ebene fungieren
und
auch
für
weite-
re Generationen grundlegende
Beschlüsse fassen“, sagt Do-
brindt.
Immer
donnerstags
trifft sich das Gremium, um
Termine und Einzelfälle zu
besprechen.
Meike Friedrich hat sich ganz be-
wusst für ein duales Hochschulstu-
dium entschieden. Sie studiert im
zweiten Semester BWL-Gesund-
heitsmanagement und absolviert
ihre praktische Ausbildung an der
Uniklinik. Immer im Dreimonats-
wechsel finden die Theorie- und
Praxisphasen statt. Bisher hat sie
bereits die Arbeit im Geschäfts-
bereich 3 (Gebäudemanagement),
im Verwaltungsreferat der Medi-
zin, in der Zentralen Abrechnung
und im Medizincontrolling ken-
nengelernt. „Ich finde es gut, dass
ich durch mein Studium Theorie
und Praxis verknüpfen kann. So
kann man Erlerntes gleich anwen-
den“, sagt Meike Friedrich. Auch
im „Klinikshop“ arbeitet sie mit,
in dem nur Auszubildende und du-
ale Studenten arbeiten. Neben dem
Interesse an Wirtschaft und am
Gesundheitswesen sollte man laut
Meike Friedrich auch Begeiste-
rung für den Klinikalltag zeigen.
An der Hochschule belegt sie unter
anderem Vorlesungen in BWL,
Klinikmanagement, Mathematik,
Finanzbuchführung sowie Bürger-
lichem Recht, die in den höheren
Semestern auch mal auf Englisch
gehalten werden.
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