ampuls 3 - 2018

Privatdozent Dr. Thorsten Langer hat das Videodolmetschen am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin mit aufgebaut. Mit dem Tablet kann er den Dolmetscherdienst anrufen und ein Gespräch mit der Mutter der Patientin direkt in ihre Sprache „Dari“ übersetzen lassen Die Zeitung für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Ausgabe 3/2018 Dunja A. (Name geändert) steht neben dem Gitterbett, in dem ihre Tochter auf Station Esche- rich im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin (ZKJ) liegt. Das Kind soll morgen wieder operiert werden. Es gibt noch eine Frage zu klären. Aber Dun- ja A. aus Afghanistan versteht nicht alles auf Deutsch. Kein Problem im ZKJ. Der betreuende Arzt, Privatdo- zent Dr. Thorsten Langer, holt ein Tablet von der Station, fährt es hoch und drückt dann auf ei- nen hinterlegten Programmbut- ton. Die Seite eines österreichi- schen Videodolmetscherdiensts erscheint und Langer wählt als gewünschte Sprache „Dari“ aus. Kurz darauf erscheint die Dol- metscherin im Bild – und über- setzt nach der Einwilligung der Mutter live das Gespräch zwi- schen ihr und dem Neuropädiater in die afghanische Amtssprache. „Wir sind hier täglich mit vie- len Sprachbarrieren konfrontiert“, sagt Thorsten Langer. Am Bei- spiel des ZKJ bedeutet dies, dass es viele ausländische Patienten und Angehörige gibt, die kein Deutsch sprechen oder es nur schlecht verstehen. So benötigen sie beispielsweise in Aufklä- rungsgesprächen sprachliche Hil- fe. Zwar bringen viele Patien- tinnen und Patienten oft eine sprachkundige Person aus der ei- genen Familie mit. Doch reicht dies häufig nicht aus. „Gleichzeitig gilt für Ärztinnen und Ärzte das Gebot der Gleich- behandlung, wonach sie allen Patientinnen und Patienten unge- achtet ihrer Herkunft die gleiche Behandlung zukommen lassen müssen“, sagt Thorsten Langer. „Da eine gute Anamnese und Be- ratung grundlegend für eine gute Betreuung sind, sind bei Sprach- barrieren Dolmetscher auch aus medizinischen Gründen häufig unverzichtbar.“ Kommt es zu unvorhergesehe- nen kritischen Situationen oder Flexibel Sprachhürden überwinden muss unverzüglich eine Überset- zung erfolgen, um einen Sach- verhalt zu klären, steht an der Uniklinik seit zwei Jahren ein Videodolmetscherdienst zur Ver- fügung. „Videodolmetschen ist eine flexible Art und Weise, um im Notfall schnelle Abhilfe zu scha en“, sagt Dr. Langer. Auch seltene Sprachen sind schnell verfügbar Im gesamten Klinikum stehen bislang an 13 zentralen Orten, sogenannten Endpunkten, Lap- tops oder Tablets für Videodol- metschen zur Verfügung. Sie sind mit einem Logo gekenn- zeichnet. Die Uniklinik koope- riert dabei mit einem in Wien ansässigen Dienst, der Live-Dol- metscherdienste in zahlreiche, auch seltene Sprachen anbietet. 2016 wurde der Dienst im ZKJ erstmalig angeboten. Weitere Standorte sollen folgen. „Das Tolle am Videodolmetschen ist Der Videodolmetscherdienst an der Uniklinik kann in unplanbaren Situationen von P ege und Medizin genutzt werden Helfer auf vier Pfoten Hunde bringen Freude S. 3 Logistikzentrum Fotoreportage vor Ort S. 4 Externe Dienstleister Verwöhnen und erholen S. 8 Weitere Informationen und Handlungsanweisungen zum Videodolmetschen sind im Intranet im QM-Portal sowie unter der App KOM-MA zu nden i Zentrum für Kinder- und Jugend- medizin mit Elternhaus, Univer- sitäts-Notfallzentrum, Klinik für Frauenheilkunde, Neurozentrum, Klinik für Augen- und HNO-Heil- kunde, Klinik für Innere Medizin, Department Chirurgie, Anästhe- siologische Klinik. Hier ist Videodolmetschenmöglich unter anderem“, sagt Dr. Johan- na Feuchtinger von der Stabs- stelle Qualität und Entwicklung in der Pflege, „dass Pflegende nicht mehr darauf warten müs- sen, bis ein Arzt das Dolmet- schen anordnet. Auch die Pflege darf sich den Laptop schnappen, um ein Gespräch über den Dol- metscherdienst zu führen.“ Zum Beispiel, um über Hygie- nevorschriften aufzuklären, oder beim Entlassmanagement. Tech- nisch ist das Videodolmetschen bewusst einfach gehalten – und nach einer kurzen Einführung kann es jeder schnell bedienen.

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