Ein Gesicht für eine Moorleiche: Bernie, der Mann aus Bernuthsfeld

© U. Wittwer-Backofen
Kontakt: Melanie Braun, Michael Göpper, Stefan Schlager, Ursula Wittwer-Backofen
Im Hochmoor bei Bernuthsfeld (Niedersachsen, Deutschland) wurde 1907 ein unbekannter Leichnam beim Torfstechen entdeckt – dieser Leichnam erwies sich nach anfänglichen Zweifeln als archäologischer Fund. Es handelt sich dabei um eine Moorleiche mit gut erhaltenem Knochenmaterial die auf einen Zeitraum zwischen den Jahren 680 und 775 n. Chr datiert werden konnte. Derzeit liegt die Moorleiche im Landesmuseum Emden zur Ausstellung. Im Rahmen Ausstellungsplanung wurden zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen der Moorleiche vorgenommen, unter anderem die Rekonstruktion des Gesichtes von „Bernie“, wie er liebevoll von der Lokalbevölkerung genannt wird. Zu diesem Zweck wurde zunächst der Schädel rekonstruiert bzw. „entzerrt“, da durch taphonomische Prozesse während der Lagerung im Moor starke Deformationen des Schädels gegeben sind. Fehlende Schädelfragmente wurden auf Basis eines statistischen Formmodells ergänzt, um die Rekonstruktion der Weichgewebsanteile des Gesichtes vornehmen zu können. Insgesamt wurden am Institut für Biologische Anthropologie der Albert-Ludwigs Universität Freiburg zwei Rekonstruktionen angefertigt. Eine der beiden Rekonstruktionen wurde mittels der Methode der Computer-Superimposition angefertigt , wobei verschiedene Ausschnitte von realen Gesichtern aus der Freiburg Database extrahiert, bearbeitet und an dem Schädelmodell ausgerichtet wurden. Die zweite Rekonstruktion basiert auf einer manuellen zeichnerischen Methode bzw. eine händische Zeichnung des Gesichtes auf der Basis des Schädelmodells angefertigt. Beide, voneinander unabhängig angefertigte Rekonstruktionen, zeigten ein übereinstimmendes Ergebnis. Ein weiterer Beitrag wurde ebenfalls zur Bestimmung des Sterbealters von Bernie durch die Anwendung der Methode der Zahnzementannulation geleistet.