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Therapie von Patienten mit schweren Hautreaktionen

(Modifiziert nach Roujeau JC, Chosidow O, Saiag P, Guillaume JC.: Toxic epidermal necrolysis (Lyell syndrome). J Am Acad Dermatol. 1990 Dec;23(6 Pt 1):1039-58)

  • Absetzen aller verdächtigen Arzneimittel, ggf. Plasmapherese.
    Lagerung des Patienten auf Metalline.
  • Erhöhung der Raumtemperatur auf 30°C und 32°C.
  • Bei Blasenbildung und Erosionen über 30% Transport in eine Verbrennungseinheit.
  • Organisation eines Clinetron-Bettes. 
  • Anlage eines intravenösen Zugangs (wenn möglich peripher auf nicht betroffenen Arealen).
  • Beginn der Substitutionstherapie mit 5% Humanalbumin (1 ml/kg Körpergewicht x betroffene %Körperoberfläche) und isotonischer Elektrolytlösung (0,7 ml/kg Körpergewicht x betroffener %Körperoberfläche). 
  • Einsatz von Glucocorticosteroiden, wenn überhaupt, nur in der ersten Phase, hochdosiert bis ca. 500 mg Prednisolonäquivalent. Vermeidung einer Steroidlangzeittherapie. 
  • Anwendung von Antibiotika nur bei Zeichen einer Sepsis bzw. kulturellem Nachweis.
  • Durchführung einer adäquaten Schmerztherapie (z.B. Buprenorphin-HCL), ggf. auch Sedierung (z.B. Diazepam). 
  • Lokaltherapie: Steriles Eröffnen der Blasen, Belassen oder Entfernen der nekrotischen Epidermis. Deckung der Erosionen mit Fettgaze (z.B. Bactigras©) bzw. Xeno- oder Allotransplantaten. Durchführung von Bädern oder Umschlägen mit Antiseptika (kein Sulfadiazin, dafür 0,1% Silbernitratlsg. bzw. 0,05% Chlorhexidinlsg.). Bei oraler Beteiligung: antiseptische Mundspülungen. Applikation von z.B. Dexpanthenol-haltigen Salben auf die Lippen.
  • Bei massiver oraler Beteiligung: Anlage einer Magensonde zur Substitutionstherapie mit 1500 Kalorien in 1500 ml innerhalb der ersten 24 Stunden mit anschließender Steigerung von 500 Kalorien pro Tag bis zu 3500 - 4000 Kalorien pro Tag. 
  • Bei Augenbeteiligung ophthalmologisches Konsil zur Prävention von Spätschäden (Symblepharonbildung, Trichiasis). 
  • Krankengymnastische Betreuung. Thromboseprophylaxe.