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SafeNet – Digitales Netzwerk als Frühwarnsystem gegen Risikoerreger

Initiative Patientensicherheit Baden-Württemberg

Risikoerreger wie antibiotikaresistente Bakterien und das SARS-CoV-2 Virus können sich über die Verlegungsnetzwerke zwischen Krankenhäusern ausbreiten und stellen damit eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem dar.

Bakterien, die gegen fast alle Antibiotika resistent sind (multiresistente Erreger, MRE), breiten sich weltweit rasant aus und sind nach Einschätzung der WHO eine der größten globalen Herausforderungen der Zukunft. Dies wird zusätzlich erschwert durch fortwährende Entstehung neuer Erregerstämme mit zunehmenden Resistenzen. Besonders besorgniserregend ist, dass die Ansteckungsfähigkeit zunimmt, je resistenter die Erreger werden. Dies gilt sowohl für Übertragungen zwischen Patienten als auch zwischen Krankenhäusern.

Das seit Frühjahr 2020 auch in Deutschland in Form einer Pandemie grassierende SARS-CoV-2 Virus kann sich wiederrum vor allem deswegen erfolgreich vermehren, weil selbst Patienten, die selbst keinerlei Symptome aufweisen, hochgradig ansteckend sein können. Auch hier können Patienten ohne eigenes Wissen oder das der behandelten Ärzte den Erreger über ihre Mobilität zwischen und innerhalb von Gesundheitseinrichtungen verbreiten, oder sogar Mitarbeiter infizieren.

Dabei sind die Wege der Patienten im Gesundheitssystem (besonders bei häufigen Krankenhausaufenthalten), kaum nachvollziehbar, so dass die Quellen von kritischen Keimen und ihre Verbreitungswege unerkannt bleiben. Eine Drehscheibenfunktion kommt dabei den Universitätskliniken zu, da sie besonders hohe Zuweisungs- und Verlegungsraten haben. Leider wird die MRE-Besiedlung bei der Aufnahme ins Krankenhaus derzeit oft nicht zuverlässig oder nur verspätet erfasst, während ein SARS-CoV-2 Test in der Regel nur bei der Aufnahme durchgeführt wird. Die Informationen über MRE-Befall werden nicht immer an die zuweisenden und nachsorgenden Einrichtungen in der Versorgungskette übermittelt. So können sich die Keime ungebremst weiterverbreiten.

Die hier vorgeschlagene Initiative will dieser Problematik mit einem landesweiten Netzwerk von Schlüssel-Akteuren begegnen, das gemeinsam in Baden-Württemberg als erstem deutschem Bundesland eine landesweite Dateninfrastruktur zur Erfassung, Analyse und Kommunikation von Risikoerreger-relevanten Daten etabliert, um die Bevölkerung effektiver vor diesen zu schützen und die besorgniserregenden epidemischen Trends umzukehren.

Vier Universitätskliniken werden durch umfassendes Screening bei Patientenverlegung Keimträger identifizieren und nachsorgende Kliniken über den Besiedlungs- bzw. Infektionsstatus von Patienten informieren. Die entsprechenden Risikoerreger werden mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden der Ganzgenomsequenzierung präzise charakterisiert. Weitere Kliniken in Schlüsselpositionen in BW können bei Bedarf in das Netzwerk integriert werden. Aufgrund des akuten Bedarfs soll zunächst ein neuartiges diagnostisches SARS-CoV-2 Screening-Verfahren eingesetzt werden, das den Nachweis des Virus‘ innerhalb von 40 Minuten ermöglicht. Eine Krankenkasse soll (anonymisierte) Daten zu den Verlegungsströmen und Versorgungspfaden zwischen allen zuweisenden Einrichtungen sowie den stationären Versorgungseinrichtungen des Landes zur Verfügung stellen. Dieselben Prozesse sollen im Zuge der Weiterentwicklung dieser Tests dann auch für MRE etabliert werden.

Somit sollen die perfiden Verbreitungswege von Risikoerregern zwischen den Einrichtungen des Gesundheitssystems aufgelöst und ein bedeutender Beitrag zur Trendumkehrung in der akuten Virus-Pandemie sowie dem Schwelbrand der MRE-Epidemie geleistet werden.

Projektpartner:

  • Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene
  • Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Med. Mikrobiologie und Hygiene
  • Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Infektiologie, Sektion Krankenhaus- und Umwelthygiene
  • Universitätsklinikum Ulm Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
Konsortialführer

Prof. Dr. med. Hajo Grundmann

Projektleitung

Fabian Bürkin

Telefon: 0761 270-82380
Telefax: 0761 270-82030
fabian.buerkin@uniklinik-freiburg.de

Projektkoordination

Stephan Hertweck

Telefon: 0761 270-82610
Telefax: 0761 270-82030
stephan.hertweck@uniklinik-freiburg.de