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AG Kognitive Entwicklungspsychiatrie

Naive Theorien zu "Krankheit" und "Schmerz" im Kindes- und Jugendalter

Einführung

Allgemeines Ziel des Landesförderschwerpunktes ist es, ein ‚dichtes’ Verständnis von Schmerz zu entwickeln, ein Verständnis, das sowohl biologische, soziale als auch kulturelle Aspekte der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung in den Blick bekommen kann. Folgende Disziplinen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sind dabei beteiligt: Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Soziologie, Psychologie, Praktische Philosophie, Sinologie, Ethnologie und (Psychosomatische) Medizin.

Im Mittelpunkt der von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter beantragten Projekte steht v. a. die kognitive Komponente von Schmerz, nämlich die Art und Weise, wie Kinder und Jugendliche das Phänomen „Schmerz“ konzeptualisieren, d.h. wie sich das naive Verständnis von „Schmerz“ bei Kindern darstellt und mit zunehmendem Alter verändert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Kausalerklärungen gelegt, die Kinder und Jugendliche für Schmerzerlebnisse heranziehen. Hier wird neben physikalischen und biologischen Erklärungen vor allem die Erklärung der immanenten Gerechtigkeit (immanent justice explanation) als mögliches Erklärungsmuster untersucht. Dieses Erklärungsmuster beinhaltet die Annahme, dass inakzeptables Verhalten unweigerlich bestraft wird (z.B. durch Schmerz). Es ist davon auszugehen, dass ein solches Erklärungsmuster neben anderen weitreichenden Konsequenzen nicht unerhebliche Auswirkungen auf Therapiemotivation und -verlauf haben kann.

Um Abweichungen der Kausalerklärungsmuster bei klinischen Stichproben feststellen zu können, müssen zuerst die Erklärungsmuster bei Kindern und Jugendlichen verschiedener Alterstufen ohne Störungssymptomatik ermittelt werden. Diese empirischen Erhebungen sollen bei Kindern und Jugendlichen an Kindergärten und Schulen im Raum Freiburg durchgeführt werden. Vor dem Hintergrund der so ermittelten „Normwerte“ sollen dann die Erhebungen an klinischen Stichproben durchgeführt und bewertet werden. Geplant ist dies in einem ersten Schritt für jugendliche Patientinnen (Alter 12 – 18 Jahre) mit selbstverletzendem Verhalten, soll aber mittelfristig auch auf andere klinische Stichproben (z.B. bei Kindern und Jugendlichen mit somatoformen Störungen) ausgeweitet werden.

Leitung

  • Dr. phil. Reinhold Rauh
  • Prof. Dr. med. Christian Fleischhaker

Mitarbeiter

Gemeinsame Postanschrift:
Klinik KJPP
Dr. R. Rauh
Hauptstr. 8
D-79104 Freiburg

Kooperationspartner

  • Prof. Dr. Michael Schecker, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Ausgewählte Publikationen

2007

Heyduck, K. (2007). Naive Schmerztheorien bei Kindern mit einer Krebserkrankung: Die Entwicklung der Konzeptualisierung von Schmerz. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Jürgensmeyer, F. (2007). Naive Schmerztheorien bei Kindern: Eine empirische Untersuchung zu Erklärungsansätzen von Schmerz bei Kindern im Alter von 5-6 und 9-10 Jahren. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.