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„Die Niere wächst mit ihren Aufgaben“

Nierenversagen – mit dieser Diagnose änderte sich alles. Fortan bestimmten Dialysetermine das Leben von Christian Dages. Seine Mutter wollte ihm eine Niere spenden, doch es stellte sich heraus, dass sie eine andere Blutgruppe hat. PD Dr. Przemyslaw Pisarski und sein Team von der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie ermöglichten trotzdem eine Transplantation.

Endlich hatte Christian Dages seine letzte Techniker-Prüfung geschafft. Er war müde und erschöpft. Doch das beunruhigte ihn nicht, da immerhin sehr anstrengende Wochen hinter ihm lagen. Ungewöhnlich war aber, dass er schlecht sah und Kopfschmerzen spürte. Sein Augenarzt erkannte einen gequetschten Sehnerv und überwies Christian zur sofortigen Abklärung an das Universitätsklinikum Freiburg. „Ich bin noch am selben Tag in Freiburg untersucht worden“, erinnert sich der 28-Jährige „Der Verdacht, ein Blutgerinnsel oder Tumor könnte der Grund für die Quetschung sein, stellte sich als falsch heraus.“ Allerdings war sein Blutdruck beunruhigend hoch. Die Mediziner testeten daraufhin seinen Keratinwert, der Rückschlüsse auf die Funktion der Nieren zulässt. Dieser lag bei 7,1 – normal ist ein Wert  kleiner 1,2.  

Christian kam in die Notaufnahme. „Ich sagte meinem Opa, der mich nach Freiburg begleitet hatte, er solle nach Hause fahren und die Oma beruhigen.“ Christian lebt mit seiner Freundin im Haus seiner Großeltern, ganz idyllisch, am Rande des Südschwarzwaldes. Während sein Großvater nach Hause fuhr, folgten für den jungen Mann weitere Untersuchungen, bevor er stationär aufgenommen wurde. Schnell war klar, dass die Niere nur noch eingeschränkt arbeitete. Die Restfunktion lag bei 13 Prozent. Glomerulonephritis lautete die Diagnose, eine Autoimmunerkrankung, die zur Entzündung beider Nieren führt.


Abstoßen der neuen Niere verhindern

Das war im späten Frühjahr 2014. Für Christian folgte eine medikamentöse Behandlung, um die Niere zu retten, allerdings ohne Erfolg. Im Spätsommer musste er mit der Dialyse beginnen. „Für mich hat sich damit alle geändert. Ich musste drei Mal pro Woche für jeweils viereinhalb Stunden zur Dialyse. Eigentlich drehte sich mein ganzen Leben nur noch darum.“ Seine einzige Therapiemöglichkeit war eine Nierentransplantation. „Meine Mutter wollte mir eine Niere spenden und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Doch es stellte sich heraus, dass wir unterschiedliche Blutgruppen haben“, erzählt Christian.  

Bei einer Transplantation erkennen die Antikörper im Blut des Empfängers eine fremde Blutgruppe des Spender-Organs und lösen eine heftige Abstoßungsreaktion aus. Die Folge ist der Verlust des Organs. Im Transplantationszentrum Freiburg wird aber seit Jahren erfolgreich ein Verfahren angewendet, das eine so genannte AB0-inkompatible Nierenlebendspende ermöglicht. „Wir verhindern eine Abstoßungsreaktion, indem wir vor dem Eingriff die Antikörper aus dem Blut des Empfängers entfernen“, erklärt PD Dr. Przemyslaw Pisarski, Leiter der Sektion Transplantation. „Dieses Verfahren ist auch weitere zwei Wochen nach der Transplantation nötig. Dann hat sich das Immunsystem an das neue Organ gewöhnt und die weitere Behandlung kann wie nach einer ganz normalen Transplantation erfolgen.“  

Transplantation musste verschoben werden

Im Juni 2015 sollte die Transplantation stattfinden. Doch dann erkrankte Christian kurz vor dem Operationstermin an einer Nasennebenhöhlenentzündung, die sich länger hinzog Die Transplantation konnte nicht stattfinden. Es folgten erneut Monate der Vorbereitung für den neuen Transplantationstermin. Mitte Februar 2016 war es dann soweit. 7.30 Uhr wurde Christians Mutter in den OP geschoben, 10.30 Uhr er selbst. Vier Stunden später lagen beide wieder in ihren Zimmern. Die Operation war gut verlaufen. „Ich fühlte mich so gut, dass ich meiner Freundin sogar schreiben konnte.“ Zwei Wochen nach der Operation kam es bei Christian zu einem Nierenstau, der aber behandelt werden konnte, so dass er sich schnell erholte.  

„Heute nehme ich 9,5 Tabletten am Tag, aber was ist das schon gegen fast 15 Stunden Dialyse pro Woche.“ Und seine Mutter? „Ihre Nierenwerte waren nach der Operation erhöht, doch das war nicht ungewöhnlich, da nun eine Niere die gesamte Arbeit übernehmen musste. Die Niere wächst mit ihren Aufgaben, hatte der Arzt gesagt und zum Glück hatte er Recht.“ Seine Mutter und er gehen noch regelmäßig zur Untersuchung. Beiden geht es heute gut.

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