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Prostata-Untersuchungen nicht hinauszögern

Urologie

(13.12.2018) Wenn die Prostata Probleme macht, schweigen oder witzeln Männer oft eher, statt zum Arzt zu gehen. Doch das kann lebensgefährlich sein. Die Vorsorgeuntersuchung dagegen ist weit weniger schlimm als viele befürchten.

Sie ist vielleicht das männlichste Organ überhaupt. Die Prostata und die Samenblase bildet den größten Teil des Ejakulats und ist damit für Sexualität und Fruchtbarkeit von zentraler Bedeutung. Aber die etwa kastaniengroße Drüse unterhalb der Harnblase ist auch für die meisten Krebsfälle bei Männern verantwortlich. Fast 60.000 Männer in Deutschland erkranken jährlich daran. Wie man krankhafte Veränderungen entdeckt, ob eine Prostata-Untersuchung unangenehm ist und wie eine Prostata-Entfernung den Sex verändert, erklärt Prof. Dr. Christian Gratzke, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Freiburg.

Vergrößerungen der Prostata müssen kein Krebs sein, sollten aber auf jeden Fall durch einen Experten abgeklärt werden. © Medical Art Inc / istock

Herr Professor Gratzke, wie äußert sich Prostatakrebs?
Eine bösartige Vergrößerung der Prostata, also Prostatakrebs, macht lange keine oder kaum Beschwerden. Erst spät kann es zu Blut im Urin, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Schmerzen bei der Ejakulation beziehungsweise zu Potenzstörungen kommen. Dabei ließe sich der Krebs meist gut behandeln, wenn er früh erkannt wird. Deshalb werden Vorsorgeuntersuchungen ab dem 45. Lebensjahr empfohlen.

Viele Männer haben Angst, dass die Vorsorgeuntersuchung sehr unangenehm ist. Stimmt das?
Dieser Irrglaube ist leider weit verbreitet. Die meisten Männer sagen uns nach der Untersuchung, dass es weit weniger schlimm war als befürchtet. Als erstes klären wir im Gespräch mit dem Patienten, ob Vorerkrankungen, aktuelle Beschwerden oder ein familiäres Risiko für Prostatakrankheiten bestehen. Die Tast-Untersuchung mit dem Finger dauert nur etwa 30 Sekunden. Eine so einfache und nebenwirkungsarme Vorsorge-Untersuchung gibt es bei kaum einer anderen Krebsart.

Oft wird auch der PSA-Wert bestimmt. Ist das sinnvoll?
Die Bestimmung des PSA-Wertes im Blut ist auch heute noch sinnvoll und zählt zum Standard bei der Vorsorgeuntersuchung. Wichtig ist nur, den PSA-Wert sinnvoll zu interpretieren. Nicht nur der absolute Wert, sondern vor allem die Veränderung im Vergleich zum Vorwert sind von Bedeutung. Eine PSA-Erhöhung muss nicht immer Zeichen eines Prostatakarzinoms sein, sondern kann auch z.B,. bei einer Entzündung der Prostata erhöht sein.

Wie wird abgeklärt, ob es wirklich Krebs ist und wie groß er ist?
Hochpräzise Bildgebung wie MRT, CT und das PSMA PET/CT ist am Universitätsklinikum Freiburg mittlerweile Routine. Insbesondere die PSMA PET/CT –Technik hilft uns, weil wir damit selbst winzige Krebsabsiedelungen anhand des veränderten Stoffwechsels im Körper erkennen. Durch die präzise Diagnose können wir die Therapie individuell auf die Patienten abstimmen. Ein roboterassistiertes bildgestütztes Biopsieverfahren hilft uns, Gewebeproben genau aus dem verdächtigen Prostatagewebe zu nehmen. Das Verfahren ist hochpräzise und für die Patienten schonend.

Wie lässt sich Prostata-Krebs behandeln?
Die Therapie hängt stark vom Stadium des Tumors ab. Die Operation und Bestrahlung sind die Standardverfahren beim lokal begrenzten Prostatakarzinom. Gerade bei diesen Patienten hat sich die robotisch-gesteuerte minimal-invasive radikale Prostatektomie etabliert. Die wird seit Dezember 2018 auch am Universitätsklinikum Freiburg angeboten. Dafür ist aber wichtig, dass der Krebs früh erkannt wird.

Bedeutet eine vergrößerte Prostata denn immer Krebs?
Nein, die Prostata wächst bei jedem Mann mit dem Alter. Deshalb ist eine Vergrößerung zunächst nicht ungewöhnlich. Aber auch eine gutartige Vergrößerung kann unangenehme Folgen haben, etwa, dass die Betroffenen häufig wasserlassen müssen. Dabei ist das nächtliche Wasserlassen besonders unangenehm. Auch die Behandlung von gutartigen Prostatavergrößerungen entwickelt sich ständig weiter.

Gibt es neue Behandlungsmethoden, die Sie Ihren Patienten anbieten?
Die minimal-invasive Behandlung von Patienten mit gutartigen Prostatavergrösserungen gehört seit Jahren zu meinen Schwerpunkten. Wir bieten in Freiburg die ganze Palette an Techniken an, die zur Zeit auf dem Markt sind. Dazu gehört nicht nur die transurethrale Enukleation der Prostata mit dem Holmium-Laser (HoLEP), die schon seit Jahren am Universitätsklinikum Freiburg etabliert ist und mit hoher Expertise angeboten wird. Andere minimal-invasive Techniken wie das Urolift-Verfahren oder die iTIND-Technik werden bei ausgewählten Patienten angewendet. In Zukunft wird auch die Abtragung mit einem Wasserstrahl („Aquablation“) angeboten werden. Hier ist allerdings eine gute Aufklärung der Patienten über Vor-und Nachteile der jeweiligen Verfahren entscheidend. Unser Interesse ist es darüber hinaus, neue Techniken in Studien zu testen und mittelfristig in der Routine anbieten zu können.  

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