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„Kinder haben ein Recht auf Impfung“

Kinderheilkunde

(05.10.2017) Impfstoffe schützen zuverlässig vor einigen der gefährlichsten Infektionskrankheiten. Welche Impfungen besonders wichtig sind und was er von einer Impfpflicht hält, erklärt ein Kinderinfektiologe des Universitätsklinikums Freiburg.  

Weltweit leiden viele Millionen Menschen an Infektionskrankheiten wie Hepatitis B, die sich durch rechtzeitige Impfungen vermeiden lassen. Auch in Deutschland sind viele Kinder nicht gegen gefährliche Erreger von Masern, Tetanus oder Keuchhusten geschützt, weil sich manche Eltern bewusst gegen die Immunisierung entscheiden. Prof. Dr. Philipp Henneke, Leiter der Sektion Pädiatrische Infektiologie und Rheumatologie des Zentrums für Kinderheilkunde und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg, setzt sich daher für ein „Grundrecht auf Impfung“ ein.

Impfungen können vor vielen gefährlichen Krankheiten schützen. ©Picture-Factory - stock.adobe.com

Welche Impfungen sind Ihrer Erfahrung nach unverzichtbar?
Die Ständige Impfkommission, Stiko genannt, empfiehlt insgesamt 14 Impfungen bei Säuglingen und Kindern in Deutschland. Dieser Empfehlung kann ich mich nur anschließen. Dazu gehören unter anderem Immunisierungen gegen Hepatitis B, Diphterie, Poliomyelitis, Hämophilie B, Keuchhusten, Tetanus, Masern, Mumps und Röteln.  

Wie wirken Impfungen?
Impfungen sind so etwas wie ein Notfall-Training für den Körper. Er kann sich auf gefährliche Erreger vorbereiten, ohne Schaden zu nehmen. Diese Immunantwort merkt sich der Körper und kann bei einer echten Infektion schnell und wirksam reagieren. Dass eine Impfung wirklich wie ein Training ist, merkt man auch daran, dass nach dem Impfung manchmal leichtes Fieber oder Unwohlsein auftreten. Aber das vergeht in der Regel schnell.  

Warum empfehlen Sie das Impfen?
Impfungen zählen zu den größten Errungenschaften der modernen Medizin, weil sie zuverlässig vor einigen der gefährlichsten Infektionskrankheiten schützen. Sie sollten so selbstverständlich sein wie die Wund-Desinfektion oder steriles Operations-Besteck. Die Impfstoffe selbst gehören zu den am besten untersuchten und kontrollierten medizinischen Substanzen. Unerwünschte Nebenwirkungen sind extrem selten und müssen sofort gemeldet werden. Viele Befürchtungen sogenannter Impfskeptiker, wie ein angebliches Autismus-Risiko durch Masernimpfungen, sind schon seit Jahrzehnten widerlegt.  

Was antworten Sie Eltern, die zum Beispiel eine Masernimpfung verweigern?
Die Eltern setzen ihr Kind einem nicht kalkulierbaren Risiko aus. Im schlimmsten Fall erleiden Kinder durch eine Maserninfektion schwere, irreversible Hirnschäden. Außerdem gilt gerade bei einer so leicht übertragbaren Erkrankung wie den Masern: Ich schütze andere, indem ich mich schütze. Wir haben eine paradoxe Situation: Auf der einen Seite bittet UNICEF regelmäßig um Spenden für Masern-Impfungen in Entwicklungsländern. In Deutschland dagegen haben wir eine hervorragende medizinische Infrastruktur, aber ein Teil der Menschen ignoriert diese eindeutigen Impfempfehlungen. Das führt dazu, dass es uns seit Jahren nicht gelingt, Masern auszurotten.  

Weltweit ist Hepatitis B auf dem Vormarsch. Lässt sich die Krankheit durch verstärkte Impf-Anstrengungen eindämmen? Ja. Hepatitis B ist ein typisches Beispiel für eine Krankheit, die sich durch Impfungen in fast allen Fällen verhindern lässt. Diese Impfung sollte in der Regel im ersten Lebensjahr– im Rahmen der allgemeinen Grundimmunisierung – durchgeführt werden. Im Einzelfall, wenn die Mutter selbst unter einer Hepatitis B leidet, kann eine Impfung schon am ersten Lebenstag notwendig sein. Ohne Impfschutz wird die Hepatitis-Infektion im Säuglingsalter bei neun von zehn der kleinen Patienten chronisch und kann im Verlauf zu Leberkrebs führen. Wurde die Immunisierung im Kindesalter durchgeführt, sind die Personen nach aktuellem Kenntnisstand sehr lange oder sogar dauerhaft geschützt.  

In anderen Ländern, etwa Frankreich und Italien, gibt es bereits eine umfassende Impfpflicht. Wünschen Sie sich das auch für Deutschland? Ich spreche lieber von der Durchsetzung eines „Grundrechts auf Impfung“. Dieses Recht liegt bei jedem einzelnen Kind. Für Sorgeberechtigte und die medizinische Profession besteht eine Fürsorgepflicht, die soweit möglich Schaden von den Kleinsten abwenden sollte.  

Weitere Informationen:

www.rki.de/impfen Übersichtsseite des Robert-Koch-Instituts zum Thema Impfen

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