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Psychotraumatologie

Klinischer Schwerpunkt

Schwere Unfälle (z.B. Verkehrs- und Arbeitsunfälle) oder Gewalt (z.B. Raubüberfälle, sexuelle Gewalt) führen neben den körperlichen Verletzungen häufig auch zu psychischen Beschwerden und Belastungen. Die Psychotraumatologie befasst sich mit den akuten und chronischen Folgen traumatischer Erfahrungen, die mit einer Gefährdung des Lebens, der Gesundheit und Unversehrtheit der eigenen Person oder nahestehender Anderer verbunden sind. Bei den Traumafolgestörungen werden die akute Belastungsreaktion, die posttraumatische Belastungsstörung und die Anpassungsstörungen unterschieden. Nach besonderen Belastungen müssen Betroffene mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung psychischer Folgestörungen frühzeitig erkannt werden, um bei Bedarf eine qualifizierte Unterstützung und ggfs. angemessene Therapie einleiten zu können.

Die Psychotraumatologische Ambulanz ist eine spezielle Anlaufstelle für Betroffene mit psychischen Belastungen und Störungen nach akuten Traumata. In Zusammenarbeit mit dem Department für Orthopädie und Traumatologie der Uniklinik werden seit mehr als 10 Jahren wissenschaftliche Projekte in diesem Bereich durchgeführt.

Angebote für Betroffene

Die Psychotraumatologische Ambulanz besteht seit 2004. Sie wendet sich an Betroffene, die in Folge schwerer Unfälle oder anderer traumatischer Ereignisse ein erhöhtes Risiko haben, eine psychische Folgestörung zu entwickeln oder bereits unter manifesten Beschwerden leiden.

Weiterhin wendet sie sich an Ärzte, die für ihre Patienten eine qualifizierte diagnostische Beurteilung, Beratung und Behandlungsempfehlungen anfordern. Für die gesetzlichen Unfallversicherungen und deren Versicherte ist die Psychotraumatologische Ambulanz Anlaufstelle zur erweiterten Diagnostik und speziellen Therapie des Spektrums psychischer Folgestörungen.

Das Behandlungsangebot beinhaltet neben einer umfassenden klinisch-diagnostischen Untersuchung und Beratung die Durchführung störungsspezifischer Therapien oder Hilfen bei der Vermittlung entsprechender Behandlungen. Die psychotherapeutische Behandlung erfolgt nach einem kognitiv-verhaltenstherapeutischen Rahmenkonzept, in dem entsprechend den individuellen Erfordernissen Aufklärung über die Störung, Verfahren zur Erregungskontrolle und Angstbewältigung, Expositionsverfahren und Hilfen bei der beruflichen Rehabilitation zum Einsatz kommen.

Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und deren psychologischem Dienst. Außerdem kooperiert die Psychotraumatologische Ambulanz mit ambulanten psychotraumatologisch tätigen Psychotherapeuten und Ärzten.

Wie ist der Weg in die Trauma-Ambulanz?

Bei stationären Patienten des Klinikums:

  • Erstkontakt über den ärztlich-psychiatrischen Konsiliardienst.
  • Bei klinisch relevanten Belastungsreaktionen oder Risikofaktoren besteht die Möglichkeit der Terminvereinbarung für die Zeit nach der Entlassung.

Bei ambulanten Patienten: Telefonische Anmeldung durch den behandelnden Arzt oder den Betroffenen selbst:

  • Ambulanz (Telefon: 0761 270-65500)
  • Dr. J. Angenendt (Telefon: 0761 270-69140)
  • Dr. U. Nowotny-Behrens (Telefon: 0761 270-68220)

Forschung

Die Klinik hat seit Ende der 90er Jahre mehrere Forschungsprojekte zur Epidemiologie und Prädiktion von psychischen Folgestörungen nach Unfällen, zur psychologischen Frühintervention und zur Therapie der chronischen Posttraumatischen Belastungsstörung durchgeführt.

Aktuell wird unter der Leitung der Forschergruppe eine multizentrische Studie in Zusammenarbeit mit 15 unfallchirurgischen Kliniken und Abteilungen in Deutschland durchgeführt (Freiburger Arbeitsunfallstudie-II - FAUST-II). Die auf 2 Jahre angelegte wissenschaftliche Anwendungsstudie wird durch Fördermittel der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) unterstützt.

Die Studie untersucht, ob 1. durch ein systematisches Screening-Verfahren noch während der unfallchirurgischen Behandlung eine frühzeitige Erkennung von Risikopatienten ermöglicht wird und 2. durch eine weiterführende und spezielle Diagnostik und ggfs. Behandlung psychische Folgebeschwerden und Folgestörungen nach Arbeitsunfällen wirksam vermindert werden können.

Weitere Studien sind im Bereich grundlagenwissenschaftlicher Untersuchungen und Möglichkeiten einer pharmakologischen Frühintervention in Vorbereitung.