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Station 6

Schwerpunkt: Zwangserkrankungen

Oberarzt: Prof. Dr. Dominique Endres

Die Station 6 ist eine offene, gemischt-geschlechtlich geführte Station. Hauptaufgabe ist die psychotherapeutische Behandlung von Patienten mit Zwangsstörungen. Die Anmeldung soll über einen Nervenarzt/Psychiater erfolgen. Um zu überprüfen, ob eine stationäre verhaltenstherapeutische Behandlung sinnvoll ist, hat es sich bewährt, dass ein ambulantes Vorgespräch mit anschließender Besichtigung der Station und Kontaktaufnahme mit dem Pflegeteam erfolgt. Zum Vorgespräch sollen auch alle bisherigen Vorbefunde mitgebracht werden.

Die Anmeldung erfolgt über unsere Spezialsprechstunde.

Außer Patienten mit Zwangserkrankungen werden auf unserer Station auch Patienten mit anderen psychischen Erkrankungen wie z.B. Angststörungen oder depressiven Erkrankungen behandelt.
 

Art der durchgeführten Therapien

Die stationäre Behandlung dauert in der Regel 10 Wochen. Der Behandlungsschwerpunkt liegt auf kognitiver Verhaltenstherapie. Dabei arbeiten wir schwerpunktmäßig nach dem Ansatz der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), einem modernen Therapieverfahren, welches im Rahmen der „dritten Welle“ der Verhaltenstherapie entwickelt wurde. Zusätzlich werden wissenschaftliche Studien zur Erforschung neurobiologischer Ursachen der Zwangserkrankung sowie zur Qualitätssicherung der Therapiemethoden durchgeführt.

Zu unserem Therapiekonzept zählen neben der Einzelpsychotherapie und dem Expositionstraining als weitere zentrale Bestandteile störungsspezifische Gruppenangebote (ACT-Gestaltungstherapie, ACT-Wertegruppe, ACT-Körperachtsamkeitsgruppe, Fit für Expo Gruppe, Achtsamkeitsgruppen), ErgotherapieSport-, Bewegungs- und Tanztherapie, Musiktherapie, Entspannungstraining, die medikamentöse Behandlung sowie bei sozialen Fragen die Beratung durch den Sozialdienst.

In der Einzeltherapie arbeitet jeder Patient an zwei Terminen pro Woche mit einem Bezugspsychotherapeuten an seinen individuellen Themen. Darüber hinaus finden regelmäßige Bezugspflegegespräche statt. In den täglichen ärztlich oder therapeutisch geführten Visiten und regelmäßigen pflegerischen Kontakten besteht für jeden Patienten die Gelegenheit, seinen Therapieverlauf oder aktuelle Anliegen zu besprechen.
 

Zeitlicher Ablauf der Therapie

Die stationäre Behandlung umfasst drei Therapiephasen.

In der ersten Phase steht neben einer ausführlichen Diagnostik das Kennenlernen des ACT-therapeutischen Behandlungsansatzes im Vordergrund. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Psychoedukation, d.h. die Vermittlung eines Grundlagenverständnisses der Erkrankung und der Behandlung. ACT ist eine erfahrungsorientierte Therapie, d.h. es wird von Anfang an darum gehen, sich auf neue Erfahrungen und Herangehensweisen an die eigenen Probleme einzulassen. Sowohl in den Einzeltherapiegesprächen als auch in unserer wöchentlich stattfindenden „Fit für Expo“-Gruppe  werden ausführliche Informationen zur Zwangserkrankung, ihren Ursachen und Therapiemöglichkeiten gegeben. Jeder Patient erhält zudem Informationen über spezifische medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. ACT-spezifische Elemente in dieser Phase beinhalten die Herausarbeitung der individuellen Werte als Leitprinzip der Behandlung, sowie die Planung der Erstexposition. Basierend auf diesen Punkten wird ein individuelles Behandlungskonzept entwickelt und es werden persönliche Therapieziele vereinbart. In einem teamübergreifenden ACT-Gespräch werden diese Inhalte gemeinsam mit dem Patienten für das Behandlungsteam transparent gemacht und der Einstieg in die Übungsphase vorbereitet.

Im zweiten Therapieabschnitt findet die Erstexposition in Begleitung des Einzeltherapeuten und der Bezugspflege statt. Das achtsame Wahrnehmen der Gefühle, Gedanken und Körperreaktionen während der Übung unterstützt die Bereitschaft, nicht gegen das innere Erleben anzukämpfen, mit Kontroll- und Vermeidungsmechanismen umzugehen und letztlich energieraubendes Kontrollverhalten zu reduzieren. In dieser Phase soll die Achtsamkeit und Akzeptanz für das eigene Erleben gestärkt sowie der Patient ermutigt werden, sich der aufkommenden Angst trotz heftiger aversiver Gefühle zu stellen.

Die Erfolge des Expositionstrainings werden durch die regelmäßige, zunächst durch den Therapeuten oder Bezugspflege begleitete Wiederholung der Übungen gefestigt und kontinuierlich mithilfe der ACT-Zwangsprotokolle überprüft. Das Expositionstraining wird wesentlich ergänzt durch ACT-spezifische Achtsamkeitsübungen, erlebnisbasierte Übungen, Arbeit mit Metaphern, sowie bewusster Hinwendung zu engagiertem, wertebasierten Handeln. Durch Gruppenaktivitäten auf Station und außerhalb der Station, wie z.B. dem Aktionstag, können erlernte Fertigkeiten direkt umgesetzt und vorbereitet bzw. nachbesprochen werden.

Außerdem findet in dieser Phase schon frühzeitig die Planung des Alltags nach Beendigung des stationären Aufenthalts Beachtung. Ein wesentlicher Baustein ist die sozialpsychiatrische Unterstützung bei Problemen und Konflikten in Bezug auf Wohnen, Arbeit und Finanzen. Ein Arbeitsversuch kann je nach beruflicher Situation am Ende dieser Therapiephase geplant und eingeleitet werden. Im Anschluss daran erfolgt in der Regel zunächst eine Belastungserprobung im häuslichen Umfeld. Wenn möglich und gewünscht, werden hierfür auch Angehörige in die Psychoedukation und die Behandlungsplanung miteinbezogen. Auch die frühzeitige Kontaktaufnahme mit  möglichen Weiterbehandlern wird in dieser Phase berücksichtigt.

Die Abschlussphase, der wahlweise auch eine mehrwöchentliche Probebeurlaubung vorangehen kann, dient der Fortsetzung der Expositionsübungen im Eigenmanagement sowie der Klärung der weiteren Behandlungs- und Lebensperspektive. Mit Unterstützung des Therapeuten versucht der Patient, die erreichten Fortschritte mehr und mehr in seine persönliche, soziale und berufliche Lebenssituation zu übertragen. Die Integration von Achtsamkeitsübungen in den Alltag sowie der Umgang mit Zwangsgedanken zu Hause werden thematisiert. Ziel ist die kontinuierliche Stärkung der Ausrichtung auf die eigenen Werte. In diesem Zusammenhang finden bei Bedarf auch Paar- oder Familiengespräche statt. Schließlich ist die konkrete Planung und Vorbereitung der wohnortnahen ambulanten psychotherapeutischen und psychiatrischen Weiterbehandlung Teil der umfassenden Bemühungen hin zu einem optimalen Übergang aus der stationären Behandlung.