Das Magazin 1 - 2018
11 „Herr J. bitte in Kabine 7“ – dieser Aufruf ist für den Patienten längst Routine. Seit einem Jahr kommt er ambulant in die Wundsprechstunde der Klinik für Allge- mein- und Viszeralchirurgie des Univer- sitätsklinikums Freiburg. Aufgrund ver- schiedener schwerer Erkrankungen heilte eine tiefe Wunde an seinem Fuß nicht. „In Deutschland führt eine solche Wunde jährlich bei mehr als 40.000 Pati- enten zu einer Amputation. Damit diese vermieden werden kann, benötigen chronische Wunden frühzeitig eine pro- fessionelle und interdisziplinäre Be- handlung“, sagt Christian Moosmann, zertifizierter Wundmanager der Wund- sprechstunde. Diese wurde 2002 von Dr. Frank Pfeffer eingeführt und hat sich seitdem zu einer festen Größe in der Sprechstundenlandschaft des Universi- tätsklinikums entwickelt: Jährlich wer- den in der Wundsprechstunde mehr als 1.000 Patienten mit chronischen Wun- den behandelt. Darunter auch zahlreiche Menschen mit einem diabetischen Fuß- syndrom. I Stoßwellentherapie mit einem ESWT-Gerät: Mit dieser noch relativ neuen Methode soll die Wundheilung stimuliert werden. Neue Therapie formen wie zum Beispiel Platelet Rich Fibrin oder die Anwendung von Kaltplasma werden regel mäßig in der Wundsprechstunde in Anwendungs- beobachtungen oder Studien beurteilt. Die Wunddokumen- tation geschieht digital. Abheilge- schwindigkeit und fotoplanimetrische Größenmessungen der Wunden erfolgen mit einer speziellen Software, die eine Datenauswertung für wissenschaft liche Zwecke zulässt. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in Fachvorträge und -artikel ein. Spezielle Diagnostik wie zum Beispiel mit einer Wärmebildkamera, Messung der Durchblutung oder neurologische Untersuchungen erfolgen zur Basis- und Verlaufskontrolle. Zum Schluss werden nach Anbringung des Verbandes die speziell angepasste Weichbet- tung und der Schuh auf Passform und Abnut- zung überprüft. Danach geht der Patient nach Hause. Durch die interdisziplinäre Behand- lung konnte eine Amputation vermieden wer- den, seine Wunde ist mittlerweile abgeheilt. Eine chronische Wunde ist eine Wunde, die trotz optimaler Therapie nach vier Wochen keinerlei Heilungs tendenz zeigt. Neben der bestmöglichen lokalen Wundbehandlung sind das Erkennen und die Behandlung der Wundursache unerlässlich. Schwerpunkte der Wundsprechstunde: • Wunden beim diabetischen Fußsyndrom • Wunden bei Durchblutungsstörungen • Druckulcus/Dekubitus und Ulcus cruis • Wundheilungsstörungen nach Operationen Wundsprechstunde Do 8–12 Uhr oder nach Terminvereinbarung Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Hugstetter Straße 55, 79106 Freiburg Anmeldung 8–12 Uhr, Tel. 0761 270-90490 Ein Podologe trägt am Fuß des Patienten die Hornhaut amWundrand ab. Neben demmedizi- nischen Personal arbeiten in der Wundsprech- stunde ein Podologe, ein Orthopädieschuh- macher und Orthopädietechniker zusammen, um direkt am Patienten die benötigte Hilfs mitteltherapie zeitnah und effektiv umzusetzen. 4 5 6 3 2 das magazin 01 | 2018 Schwerpunkt Diabetes
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