Das Magazin 1 - 2018

und Pädiatrische Kardiologie am UHZ. „Doch für die Kin- der und Jugendlichen ist ein Sportverbot eine belastende Einschränkung. Sie fühlen sich ausgegrenzt. Deswegen ist es besonders wichtig, dass auch herzkranke Kinder an Bewegung, Spiel und Sport mit Gleichaltrigen teilhaben.“ Denn nicht nur die sozialen und emotionalen Effekte von Sport sind enorm. Auch die körperlichen, motorischen und kognitiven Fähigkeiten von Kindern sind maßgeb- lich von Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen abhängig. EIN STRIKTES SPORTVERBOT IST NUR SELTEN NÖTIG Da jeder Herzfehler und jedes Kind anders ist, wird eine kinderkardiologische Sporttauglichkeitsprüfung empfoh- len. Diese kann der behandelnde Kardiologe übernehmen – oder das kinderkardiologische Team des Herzzentrums. Auf Grundlage der Befunde wird dann eine individuelle Bewegungsempfehlung erstellt. „Nicht der ursprüngliche Herzfehler ist für die Einschätzung entscheidend, sondern die aktuelle Struktur und Funktion des Herzens“, erklärt Professor Dr. Brigitte Stiller, Ärztliche Direktorin der Klinik für angeborene Herzfehler und Pädiatrische Kardiologie am UHZ. Die Trainings- und Sportempfehlungen sollten Angaben zu Belastungsform und -intensität enthalten, aber auch Dauer und Umfang berücksichtigen.„Herzkran- ken Kindern werden eher dynamische Sportarten wie Laufen oder Radfahren empfohlen“, ergänzt Dr. Kehl. Da die meisten angeborenen Herzfehler mittlerweile voll- ständig korrigiert werden können, muss nur selten ein striktes Sportverbot erteilt werden. „Nur wenn die körper- liche Belastung zu einer vitalen Bedrohung führen kann, sollten bestimmte Sportarten und Bewegungen vermie- den werden – zum Beispiel bei Kindern mit schweren Herzrhythmusstörungen, mit Lungenhochdruck oder mit schwersten Herzmuskelerkrankungen“, sagt Professor Stiller. Auchwenn ausmedizinischen Gründen eine Sport­ einschränkung besteht, so heißt das nicht, dass diese Kin- der nur Daumensport am Smartphone betreiben können. Spazierengehen, Wandern in der Ebene oder Yoga können helfen, Koordination und Flexibilität zu üben sowie Hal- tungsschäden vorzubeugen. In der Freiburger Kinderherzsportgruppe lernen die klei- nen Sportskanonen, die Belastungsreaktionen des eige- nen Körpers bewusst wahrzunehmen. „So können sie selbstständig entscheiden, was ihnen guttut und wann sie eine Pause einlegen müssen“, erklärt Dr. Kehl. Spiel und Spaß stehen bei der Sportgruppe für die Kleinen im Vordergrund. Die glücklichen und lachenden Gesichter sprechen für sich. I Die Kinderherzsportgruppe Freiburg trainiert mittwochs von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr in der Karl-Herterich-Halle auf dem Gelände der Freiburger Tur- nerschaft FT 1844 in der Schwarz- waldstraße. Geschwisterkinder oder Kinder mit anderen körperlichen Be- einträchtigungen sind willkommen. Die Teilnahme ist kostenlos. Das An- gebot wird finanziert durch „Herz- klopfen – Elterninitiative herzkranke Kinder Südbaden e.V.". Infos unter: www.herzklopfen-ev.de/kinderherz- sportgruppe.html KONTAKT Dr. Theresa Kehl Klinik für angeborene Herzfehler und Pädiatrische Kardiologie theresa.kehl@ universitaets-herzzentrum.de 29 das magazin 01 | 2018

RkJQdWJsaXNoZXIy MTU2Njg=