Das Magazin 2 - 2018

HELICOBACTER PYLORI verursacht eine der weltweit häu- figsten chronischen bakteriellen Infektionen. lm menschlichen Ma - gen löst er unter Umständen in der Magenschleimhaut eine entzünd - liche Immunreaktion aus, die die schützende Schleimschicht be - schädigt. Der ungeschützte Kontakt der Schleimhaut mit Magensäure lässt dann Geschwüre entstehen, die in seltenen Fällen zu Tumoren entarten. „Wir können dabei aber einen Schnelltest machen und Gewebeproben entnehmen, in denen die Bakterien unter dem Mikroskop sichtbar werden“, erklärt der Ärztliche Gesamtleiter der Interdisziplinären Gastrointestinalen Endoskopie am Universitätsklinikum Freiburg. Wird der Keim gefunden, lassen sich mit einer Tripel-Therapie aus zwei Antibiotika und einem Säureblocker drei von vier Magengeschwüren sowie zahlreiche Magenschleimhaut- entzündungen und fast alle Geschwüre im Zwölffinger- darm heilen. Zudem senkt das Abtöten des Bakteriums das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken. TRAININGSPARTNER FÜRS IMMUNSYSTEM Bestrebungen, den Keim weltweit zu beseitigen, stoßen dennoch nicht auf ungeteilte Begeisterung. Denn es mehren sich Anzeichen, dass Helicobacter möglicher- weise vor Sodbrennen und Autoimmunkrankheiten schützt. „Erfolgt die Infektion im Säuglingsalter, toleriert das Immunsystem Helicobacter als nützlichen Trainings- partner“, sagt Häcker. So lasse sich erklären, warum 80 Prozent der Infizierten ihr Leben lang symptomfrei bleiben und seltener an Asthma und Allergien leiden. Bei einer späteren Ansteckung wehrt sich das erwachsene Immunsystem jedoch gegen den Eindringling. THERAPIE GENAU ABWÄGEN „Helicobacter begleitet den Menschen seit mindestens 150.000 Jahren. Entsprechend vielfältig sind seine Auswir- kungen auf den menschlichen Organismus“, beschreibt Professor Dr. Robert Thimme den Stand der Erkenntnisse. Der Ärztliche Direktor der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg empfiehlt, Nutzen und Risiken einer Antibiotikatherapie genau abzuwägen: „Unsere Fachgesellschaft rät bei akuten Beschwerden, bei erhöhtem Risiko für Magenblutungen oder Magenkrebs sowie bei dauerhafter Einnahme von Säureblockern zur Elimination des Keims.“ In allen anderen Fällen sei eine individuelle Beratung empfehlenswert. I Jahre begleitet Helicobacter pylori den Menschen bereits. FREUND ODE SCHLEIMSCHICHT MAGENEPITHEL BINDEGEWEBE GESUNDER MAGEN HELICOBACTER PYLORI SCHÄDIGEN DIE SCHLEIMSCHICHT ENTZÜNDUNG DER MAGENSCHLEIMHAUT UND MAGENGESCHWÜR das magazin 02 | 2018 Schwerpunkt Chronische Entzündungen 27

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