Zu den Inhalten springen

Anfänge der Strahlentherapie

W.C. Röntgen

Am 8. November 1895 machte der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen im Physikalischen Institut der Universität Würzburg eine revolutionäre Entdeckung: eine neue Strahlen-Art, die er X-Strahlen nannte. Sie erlaubten einen Blick in das Körperinnere und eröffneten damit der Diagnostik ganz neue Möglichkeiten. Nur zwei Wochen später gelang die erste Röntgenaufnahme der Geschichte: Nach einer Durchleuchtungszeit von 20 Minuten wurde das Handskelett seiner Frau abgebildet.

M.S. Curie

Schwerpunkt der wissenschaftlichen Tätigkeit von Marie Skłodowska Curie war die Erforschung radioaktiver Substanzen: Sie untersuchte die von Henri Becquerel beobachtete Strahlung von Uranverbindungen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Pierre Curie entdeckte sie die chemischen Elemente Polonium und Radium.

L. Freund

Der vermehrte Einsatz des Radiums in der Medizin erforderte genaue und vergleichbare Messwerte. Eine internationale Radium-Standard-Kommission legte fest, dass die Maßeinheit für die Aktivität „Curie“ genannt werden sollte. Die radioaktiven Substanzen wurden zunächst in der Diagnostik eingesetzt, beispielsweise bei Erkrankungen der Schilddrüse. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie auch therapeutisch genutzt und beispielsweise bei der Behandlung gynäkologischer Tumoren direkt in der Gebärmutter angewendet. Die neue Strahlung faszinierte und begeisterte die Wissenschaftler. Bereits ein Jahr nach ihrer Entdeckung wurden Röntgen-Strahlen zur Behandlung von Hautveränderungen eingesetzt: Der Wiener Arzt Leopold Freund bestrahlte auf dem Rücken eines achtjährigen Mädchens ein behaartes Muttermal, das nachhaltig verschwand. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Bestrahlung verstärkt eine Behandlungsmethode in der Krebstherapie, insbesondere bei Leukämie, wo bereits mit geringen Strahlendosen deutliche Erfolge zu erzielen waren.

A.H. Becquerel

Im Jahr 1896 entdeckte der Franzose Antoine Henri Becquerel, dass Uransalze eine Strahlung aussenden, die nicht zum Spektrum des sichtbaren Lichts gehört. Diese Strahlung entsteht, wenn instabile Atomkerne zerfallen und dabei Strahlung aussenden.

Geschichte der Strahlenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg

Die Tradition der Strahlentherapie am Universitätsklinikum Freiburg geht zurück bis ins Jahr 1896. In diesem Jahr führte in Freiburg der Physiker Ludwig Zehnder, ein Mitarbeiter von Wilhelm Conrad Röntgen, die ersten Untersuchungen mit Röntgenstrahlung durch. In der Chirurgischen und Medizinischen Klinik wurden erste Erfahrungen mit Röntgenstrahlung in der Diagnostik und der Therapie gesammelt, wie aus einem Bericht aus dem Jahr 1904 von  Liebermeister, einem Assistenten der Medizinischen Klinik, hervorgeht. Ab 1910 setzte der Gynäkologe Krönig im Rahmen einer Strahlenbehandlung neben der Röntgenstrahlung auch Radium-Präparate ein. Krönig war auch zusammen mit dem Physiker Friedrich einer der Ersten, der die Notwendigkeit von biologischen und physikalischen Untersuchungen zur Wirkung ionisierender Strahlung erkannte: 1914 wurde in Freiburg das erste Institut zur Erforschung hochenergetischer Strahlung an einer deutschen Universität gegründet. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Publikationen zu physikalischen und biologischen Themen und Fragestellungen verfasst.
Nach dem Krieg führte Hans Langendorff ( langendorff-stiftung.de ) das Radiologische Institut weiter. Parallel dazu erarbeiteten Otto Glasser und Wilhelm Hammer im Physikalischen Institut der Universität Grundlagen zur Messung ionisierender Strahlung mit Hilfe von Dosimetern.

Von 1963 an wurden sowohl in der Gynäkologischen als auch in der  Medizinischen Klinik Patienten mit Strahlung aus Kobalt- und  Caesium-Geräten behandelt. Dabei wurden Methoden zur externen und zur  internen Bestrahlung angewendet. Im Jahr 1973 wurde der erste kompakte  Linearbeschleuniger installiert. Unter der Leitung von Michael  Wannenmacher begann man mit der genannten Großfeldtechnik zur  Bestrahlung bei Morbus Hodgkin und mit Ganzkörperbestrahlung bei  akuter Leukämie. Außerdem wurden Gold-Seeds bei Zungen-Tumoren  appliziert und zum ersten Mal in Deutschland Applikationen von  Jod-Seeds bei Prostata-Karzinomen durchgeführt. In der Frauenklinik  wurde zudem mit einem Kobalt-Gerät die Afterloading-Therapie bei  gynäkologischen Tumoren eingesetzt.

Mit dem Ruf von Hermann Frommhold nach Freiburg wurden weitere  Therapiemöglichkeiten am Klinikum geschaffen. So fand Ende 1990 die  erste intraoperative Bestrahlung in einem separaten Operationssaal der  Chirurgischen Klinik statt. Durch die Zusammenlegung der  Strahlenabteilung der Frauenklinik mit der Abteilung von Hermann  Frommhold konnte das Spektrum nun auch verstärkt auf  nicht-gynäkologische Tumoren erweitert werden.

Anfang der 1990er-Jahre begann man zusammen mit dem Neurozentrum, die  stereotaktische Konvergenzbestrahlung mit einem speziell  konfektionierten Linearbeschleuniger durchzuführen. Weitere  Entwicklungen beinhalteten erste Schritte auf dem Gebiet der  Hyperthermie.

Da in den folgenden Jahren die Zahl der Patienten immer weiter wuchs  und gleichzeitig die alte Strahlenabteilung in der Medizinischen  Klinik nicht mehr erweitert werden konnte, erwirkte Hermann Frommhold  den Bau eines eigenen, separaten Gebäudes für die Strahlenklinik. Nach  einer mehrjährigen Bauphase wurde das neue Klinikgebäude an der  Robert-Koch-Straße im Jahre 2005 bezogen. Der komplette Umzug war 2006  abgeschlossen.