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„Es hilft, selbst Vater zu sein“
Arvid Dürkop

Seine jüngsten Patienten sind wenige Stunden alt, oft viel zu früh auf die Welt gekommen. Sie benötigen viel Pflege und die Eltern jemanden, der ihre Fragen beantwortet. Auch wenn sein Beruf ihn oft vor emotionale Herausforderungen stellt, ist Arvid Dürkop gern Kinderkrankenpfleger und er versteht nicht, warum sich nicht viel mehr junge Menschen für diesen Beruf entscheiden.

Der Kinderkrankenpfleger Arvid Dürkop leitet heute zwei Intensivstationen - die der Frauenklinik für Früh- und Neugeborene und die der Kinderklinik.

Arvid Dürkop stieß zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn auf Widerstand: Ein Mann, der Kinderkrankenpfleger werden will, das komme auf keinen Fall in Frage, hörte er damals in dem norddeutschen Krankenhaus, in dem er sich um eine Ausbildung bemühte. Was wie eine Geschichte aus den 60er Jahren klingt, geschah 1989.

Der heute 46-Jährige hatte seinen Zivildienst in der Kinderheilkunde abgeleistet. Er fand darin sofort seine Berufung, hier wollte er arbeiten und in eben dieser Kinderklinik hätte er der erste männliche Kinderkrankenpfleger werden können. Wenn er nicht rigoros abgelehnt worden wäre. So führte der Weg des Hannoveraner nach Lörrach, wo er sofort einen Ausbildungsplatz erhielt; drei Jahre später arbeitete er als examinierter Kinderkrankenpfleger auf die Kinderintensivstation am Universitätsklinikum Freiburg.

Heute leitet Arvid Dürkop zwei Intensivstationen, die der Frauenklinik für Früh- und Neugeborene und die der Kinderklinik. Etwa hundert Pflegerinnen und Pfleger arbeiten in seinen Teams. Seine Karriere zeigt, welche Entwicklungsmöglichkeiten Gesundheits- und Krankenpflegern heute offen stehen. „Der Pflegeberuf ist breit gefächert und kann bis zum akademischen Abschluss führen. Ich bin an das Uniklinikum gegangen, weil nur ein so großer Arbeitgeber mir diesen Weg ebnen konnte, “ sagt Arvid Dürkop. Begonnen hat er Anfang der 90er Jahre mit einer Fachweiterbildung in der Intensivpflege, es folgte eine Managementausbildung, die ihn auf seine heutige Leitungsfunktion vorbereitete. Möglichkeiten gebe es viele, man müsse sie nur ergreifen. Trotzdem mache ihm der Fachkräftemangel Sorgen, es werde immer schwieriger junge Menschen für die Pflege zu gewinnen. „Das verstehe ich nicht, den jeder begabte, junge Mensch hat als Gesundheits- und Krankenpfleger eine Perspektive."

Verständnis für die Eltern

Arvid Dürkop möchte nicht verleugnen, dass der Beruf auch herausfordernd ist –  körperlich und emotional. „Mit Kindern zu arbeiten gibt mir sehr viel, aber gerade im Intensivbereich ist es auch belastend, vor allem, wenn man selbst Vater ist und sich in die Eltern hineinfühlen kann.“ Ein Erlebnis beschäftigt ihn noch heute: Vor etwas mehr als zehn Jahren starb auf seiner Station ein sechsjähriges Kind an Leukämie. Er hatte das Kind bereits als Frühgeborenes betreut und sein kurzes Leben begleitet. Die Mutter kannte er mittlerweile gut, viele Gespräche hatten sie geführt und er war bei ihr jetzt, wo das junge Leben zu Ende ging. Wie wichtig dieses Einfühlungsvermögen ist, versucht er auch seinem Team zu vermitteln: „Wer selber Kinder hat, der hat auch viel mehr Verständnis für die Eltern und ich merke auch immer wieder wie sich die Perspektive der Kolleginnen und Kollegen ändert, wenn sie Eltern werden.“

So war es ihm ein großes Anliegen sein Team davon zu überzeugen, 24-stündige Besuchszeiten einzuführen, auch wenn dies für die Pflege mehr Aufwand bedeutet. Gleichzeitig bemüht er sich, die Dienstpläne so zu gestalten, dass die Pflegerinnen und Pfleger genug Freizeit haben, um Abstand zu gewinnen. Dies sei wichtig, ebenso wie die Gespräche im Team, um die Erlebnisse zu verarbeiten. „Halt gibt mir auch meine Familie. Meine Frau ist vom Fach und hilft mir, schwierige Situationen zu meistern.“

Als Stationsleiter schaut Arvid Dürkop nicht nur auf Dienstpläne und reibungslose Abläufe, sondern auch darauf, wie es seinen Kolleginnen und Kollegen geht. „Wenn ich sehe, dass jemand zu stark belastet ist, dass der Stress zu viel wird, dann versuche ich, die Kollegin oder den Kollegen beispielsweise aus dem Schichtdienst zu nehmen. Oder ich rede mit ihr oder ihm über einen Wechsel in einen anderen Bereich.“ Manchmal hilft es aber auch, wenn das Team Gelegenheit hat, außerhalb der Station zusammenzukommen und einmal nicht über die Arbeit, sondern über Privates zu reden – zum Beispiel beim gemeinsamen Grillen, das Arvid Dürkop und seine Kollegen vor Kurzem veranstaltet haben.

Universitätsklinikum Freiburg

Hugstetter Straße 55
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