Das Magazin 1 - 2018

So können sie vor und während der Operation eine drei- dimensionale Bildgebung nutzen, die eine präzise Pla- nung und Durchführung der Operation ermöglicht. Dank eines Leberfunktionsmessgeräts, das die Arbeit der Leber unmittelbar messen und auswerten kann, können die Ärzte die Funktion des lebenswichtigen Organs per- manent im Blick behalten. DEN IDEALEN ZEITPUNKT ABPASSEN Zusammenmit Professor Dr. Dr. Philipp Tobias Meyer von der Klinik für Nuklearmedizin haben die Leberexperten eine weitere Neuerung entwickelt: Mit einem nuklear- medizinischen Test kann der beste Zeitpunkt für die zweite Operation bestimmt werden. „Vorher haben wir die Größe des nachgewachsenen gesunden Leberteils mittels einer Computertomografie abgeschätzt und mussten zudem einkalkulieren, dass die Funktion der Le- ber der Größe immer etwa zwei Tage hinterherhinkt“, erklärt Fichtner-Feigl. Der neue Test bietet stattdessen glasklare Fakten: Der Patient bekommt den radioaktiven Stoff Technetium (99mTc) mebrofenin gespritzt und die Ärzte können genau sehen, wie viel davon sich in den Le- berzellen anlagert, und entscheiden, ob der kranke Teil der Leber schon endgültig entfernt werden kann. „Das ist noch einmal ein großes Plus für die Patientensicherheit“, sagt Fichter-Feigl. Das Leber-in-situ-Splitting wird angewandt, wenn zu viel Lebergewebe weggenommen werden muss. Es ist wichtig, dass mindestens 20 Prozent gesunde Leber im Körper bleiben. Läge der Anteil darunter, könnte sich die Leber nicht mehr regenerieren. Bei der ersten Patientin Südbadens, die im Universitätsklinikum Freiburg mit dem Leber-in-situ-Splitting operiert worden ist, haben im Vorfeld mehrere Chirurgen einen Eingriff verweigert. „Bei ihr waren die Tumore so verteilt und groß, dass nur 18,5 Prozent der Leber übrig geblieben wären, hätten wir die Tumore mit der herkömmlichen Methode entfernt“, sagt Prof. Dr. Sven Lang, Leitender Oberarzt an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Stattdessen haben die Freiburger Ärzte den kranken und gesunden Teil ge- trennt und eine gute Woche gewartet. Der gesunde Teil ist gewachsen und machte dann 33 Prozent der Gesamt- leber aus – genug, um wieder ganz gesund zu werden. „Wir haben die Tumore entfernt und der Frau geht es heu- te sehr gut“, sagt Lang. Inzwischen haben bereits viele weitere Patienten ihr Leben dem Leber-in-situ-Splitting zu verdanken. I „Die Leber, unser zentrales Stoffwechselorgan, verfügt über eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit.“ Professor Dr. Stefan Fichtner-Feigl, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie amUniversitätsklinikum Freiburg „Wir entfernen den Tumor erst, wenn der gesunde Teil der Leber groß genug ist, um alle lebenswichtigen Funktionen zu übernehmen.“ Professor Dr. Stefan Fichtner-Feigl Nach sieben bis zehn Tagen ist der gesunde Teil der Leber fast auf das Doppelte angewachsen. Der kranke Teil kann entfernt werden. In einer ersten Operation trennen die Ärzte das gesunde Lebergewebe von dem befallenen. Die Blutversorgung des kranken Teils wird teilweise unterbrochen. Befallene Leber 27 das magazin 01 | 2018

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