Das Magazin 1 - 2018

ERST TEILEN, DANN ENTFERNEN Knapp 2000 Liter Blut fließen täglich durch die Leber. Das ist auch nötig, denn unser zentrales Stoffwechselorgan hat lebenswichtige Aufgaben: Die bittere Galle und le- benswichtige Proteine müssen hergestellt, Nährstoffe gespeichert oder weitergeleitet und Giftstoffe abgebaut werden. Entsprechend gefährlich kann es werden, wenn Teile der Leber durch eine Erkrankung funktionsunfähig werden. Zwar verfügt die größte Drüse unseres Körpers über eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit. Doch ist zu viel Gewebe geschädigt, versagt die Leber ihren Dienst oft endgültig. Das war bisher auch das Todesurteil für viele Patienten mit Leberkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Doch mit einer neuen Operationsmethode kann jetzt Betroffenen mit Lebertumoren geholfen werden, bei denen das bis- lang nicht möglich war. Leber-in-situ-Splitting heißt die- ses Verfahren, das der Viszeralchirurg Professor Dr. Ste- fan Fichtner-Feigl am Universitätsklinikum Regensburg mitentwickelt und nach Freiburg gebracht hat. „Wir ha- ben inzwischen einige Patienten erfolgreich mit dieser Methode operiert und sind sehr zufrieden“, sagt der Ärzt- liche Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchi- rurgie am Universitätsklinikum Freiburg. ZWEI SCHRITTE FÜHREN ZUM ZIEL Das Leber-in-situ-Splitting besteht aus zwei getrennten Operationen. Zunächst trennen die Ärzte das gesunde Le- bergewebe von dem befallenen. Die Blutversorgung des kranken Teils wird teilweise unterbrochen, er bleibt aber noch im Körper und kann so zu einem gewissen Grad noch die Funktionen der Leber erfüllen. In den nächsten sieben bis zehn Tagen wächst der gesunde, aber eigent- lich zu kleine Teil der Leber fast auf das Doppelte an. „Würden wir den kranken Teil gleich entfernen, würde der gesunde Teil die Arbeit nicht schaffen, der Patient würde sterben. Erst wenn der gesunde Teil groß genug ist, um alleine sämtliche Funktionen zu übernehmen, entfernen wir den kranken Teil komplett“, sagt Fichtner- Feigl. Das Splitting ist höchst kompliziert. Die Ärzte müs- sen darauf achten, Gallenwege und Blutgefäße nicht zu beschädigen. Hier hilft den Medizinern die Technik. Sind mehr als 80 Prozent der Leber von Tumoren befallen, war eine operative Entfernung bisher nicht möglich. Eine neue Operationsmethode lässt den gesunden Teil der Leber vor der Tumorentfernung wachsen. Professor Fichtner-Feigl imOP (Dritter von links) 26 das magazin 01 | 2018

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