Das Magazin 2 - 2019

Wie ein Schwarm Tauchroboter strö- men winzige Kügelchen aus Kunst- harz durch das Blut des Patienten. Nur ein Drittel so breit wie ein menschliches Haar, passieren die rund 30 Mikrometer kleinen Kugeln problemlos den biegsamen Plastik- schlauch, der sie durch die Leberarte- rie leitet. Ihr Ziel: der Tumor in der Leber des Patienten. Ihre Ladung: das radioaktiv strahlende Element Yttrium-90. In der Leber angelangt, verteilen sich die radioaktiv markierten Mik- rosphären durch immer feiner ver- ästelte Blutgefäße. Schließlich blei- ben sie in den feinen Blutkapillaren stecken und erfüllen ihre doppelte Mission: Zum einen zerstören sie mit ihrer Strahlung das Tumorge- webe in ihrer direkten Umgebung. Zum anderen verstopfen sie die Blutgefäße und schneiden so den Tumor von der Versorgung mit Nährstoffen ab. Der gesunde Teil der Leber ist vor den strahlenden Kügelchen gut geschützt: Er bezieht sein Blut zu rund 80 Prozent aus der sogenannten Pfortader, während Lebertumore und -metastasen auf die Verästelungen der Leberarterie angewiesen sind. Wenn lebensbedrohlich wachsendes Tumorgewebe in der Leber gestoppt werden soll, aber Operation und Chemotherapie nicht in Frage kommen – dann können mikroskopisch kleine radioaktive Kunstharz-Kügelchen helfen. IN DOPPELTER MISSION TUMORGEWEBE IN DER LEBER » 15 das magazin 02 | 2019

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