Das Magazin 2 - 2019

Kaum war Leon mit seiner Schultüte ins Klassenzimmer marschiert, fiel er durch aggressives Verhalten auf. Die Lehrerin riet zur Therapie – mit Leon stimme etwas nicht. Das war im Jahr 2013. Drei Jahre zuvor war bei Leons Mutter Anna L. ein Gesichtstumor diagnostiziert worden, der eine Odyssee an Arztbesuchen, Operationen und Bestrahlung mit sich brachte. Eine Nachbarin erzählte Anna L. von dem psychosozialen Angebot „Tigerherz ... wenn Eltern Krebs haben“ des Tumorzentrums Freiburg – CCCF am Universitätsklinikum Freiburg. Leons erste Tigerherz-Aktion: einZauberzirkel, bei demer Zaubertricks erlernte und seine Sorgen in ein Zaubertuch abgab. Leon war begeistert. Mittlerweile nimmt Leon seit sechs Jahren an „Tigerherz“- Tagesaktionen teil. Gemeinsam mit Gleichaltrigen macht er Ausflüge in den Europa-Park, fährt zur Kletter-Freizeit oder malt Bilder im Tigerherz-Atelier. Die Aggressionen sind verschwunden. Und die Tigerherz-Pädagogenmelden Anna L. zurück, dass Leon sehr offen und hilfsbereit sei, aber auch für Schabernack zu haben. „Ichwar so froh, dass Leon bei ‚Tigerherz‘ ein Verständnis für seine Situation fand, das er aus der Schule nicht kannte“, sagt Anna L. Vor allem wenn sie lange im Krankenhaus war, habe es sie beruhigt, dass auch therapeutische Einzel- und Familiengespräche möglich gewesen wären. „Kinder reagieren oft mit Aggression oder Rückzug auf eine Krebserkrankung der Eltern. Wir möchten einen offenen Raum schaffen, in dem die Kinder ihre Gefühle verarbeiten können“, sagt Jörg Stern, Diplom- Sozialpädagoge bei „Tigerherz“. Je nach Tagesform der Kinder variiere das Angebot. Mal sei es ein Brettspiel, weil zuHause keine Zeit dafür ist. Odermit den Therapeuten die Wut im Bauch herausschreien, gemeinsam lachen oder über die Probleme zu Hause sprechen. „Es ist uns wichtig, betroffene Kinder in Kontakt zu bringen. Wenn sie merken, dass sie nicht alleine sind, kann das eine große Stütze sein.“ Jetzt freut sich Leon erst einmal auf seinen nächsten Tigerherz-Tag: In zwei Wochen geht es zum Bowlen. I SPIELEN, SCHREIEN, LACHEN Beim psychosozialen Beratungsangebot „Tigerherz … Wenn Eltern Krebs haben“ am Universitätsklinikum Freiburg finden die krebskranke Anna L. und ihr Sohn Leon kindgerechte Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung. 37 das magazin 02 | 2019

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