Das Magazin 2 - 2019

Professor Dr. Christian Flotho hat ei- nen mächtigen Gegner: die juvenile myelomonozytäre Leukämie. Denn die JMML, wie der Blutkrebs abge- kürzt heißt, spricht nicht auf Chemo- therapien an und kehrt selbst nach einer Stammzellspende bei einem von drei Kindern zurück. „Welches Kind von einer Transplantation profi- tiert, war lange unklar. Das war für Ärzte und betroffene Familien eine sehr frustrierende Situation“, sagt Flotho, Oberarzt an der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onko- logie des Universitätsklinikums Frei- burg. Warum JMML manchmal so widerstandsfähig ist und wie sie sich vielleicht doch behandeln lässt, erforscht Flotho seit mehr als zehn Jahren. EPIGENETIK: FEHLERHAFTE LESEHILFEN IM ERBGUT Besonders im Blick hat er dabei das, was man als Lesehilfe des Erbguts be- zeichnen könnte. Der DNA-Strang enthält viele kleine Markierungen, die das Ablesen der Gene erleichtern oder erschweren. Welchen Einfluss solche epigenetischen Markierungen auf die Entstehung von Krebs haben, war lange unklar. 2011 konnte Flotho erstmals zeigen, dass Kinder mit JMML und guten Therapieaussichten andere epigenetische Muster aufwei- sen als solche, bei denen die Trans- plantation langfristig scheitert. „Da- mit hatten wir erstmals ein relevantes Unterscheidungsmerk- mal“, sagt der Krebsforscher. Während solche aufwendigen Epige- nom-Analysen noch vor wenigen Jahren nur jeweils für wenige ausge- wählte Gene durchgeführt werden konnten, ist heute die epigenetische Analyse des gesamten Erbguts machbar. Möglich ist das auch, weil Flothos Forschungsgruppe Teil des Deutschen Konsortiums für Trans- lationale Krebsforschung (DKTK) ist und Geräte an anderen Standorten des Netzwerks nutzen kann. ZELLEN MIT LESESCHWÄCHEN Der Blutkrebs JMML gilt als besonders bösartig. Weil klassische Therapien nur unzureichend wirken, haben sich Freiburger Kinderärzte auf die Suche nach neuen Angriffspunkten gemacht – und sind möglicherweise bald einen entscheidenden Schritt weiter. LEUKÄMIE 38 das magazin 02 | 2019

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