Das Magazin 2 - 2019

EIN WICHTIGER SCHRITT HIN ZUR THERAPIE Mit dem Wissen um die epigeneti- schen Unterschiede suchten die Frei- burger Forscher nach Möglichkeiten, in die Epigenetik der Krebszellen ein- zugreifen. Fündig wurden sie bei dem Wirkstoff 5-Azacytidin, kurz AZA. Das Medikament hemmt die epigenetische Markierung in den Krebszellen. Die Lesehilfen können also nicht mehr gesetzt werden, was das Wachstum der Krebszellen ver- langsamt. 2015 lief dazu eine interna- tionale Studie unter Leitung von Pro- fessor Dr. Charlotte Niemeyer an. Die Ärztliche Direktorin der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onko- logie des Universitätsklinikums Frei- burg gehört weltweit zu den führen- den Experten der JMML-Erkrankung. „Durch die AZA-Behandlung können wir den Krebs in den Monaten zwi- schen Diagnose und Transplantation zurückdrängen, was die Überlebens- chancen der Kinder deutlich stei- gert“, sagt Niemeyer. Die vorläufigen Daten sehen vielversprechend aus. Nun warten die Ärzte darauf, ob die Europäische Arzneimittelbehörde die Therapie sofort zulässt oder wei- tere Studiendaten abwarten möchte. „Wir hoffen sehr, dass möglichst bald alle unsere jungen Patienten von der Behandlung profitieren können“, sagt Flotho. EPIGENETISCHE THERAPIE BEI AML Professor Dr. Michael Lübbert, Oberarzt an der Klinik für Hämatologie und Onkologie des Universitätsklinikums Freiburg, behandelt seit Langem ältere Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML), für die eine Chemotherapie zu belastend wäre. „Die bösartigen Zellen werden durch AZA oder die Schwestersubstanz Decitabine (DAC) umprogrammiert und nicht wie durch Chemotherapie sofort abgetötet. Weil diese langsamwirksamen Substanzen gesunde Zellen kaum oder gar nicht angreifen, ist die Therapie auch wesentlich verträglicher als eine Standard-Chemotherapie“, sagt Lübbert. » 39 das magazin 02 | 2019

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