Das Magazin 2 - 2019

„Kann ich noch etwas für Sie tun?“, fragt Astrid Ebach, nimmt die Hände der alten Dame fest in ihre eigenen und schaut die 82-Jährige fürsorglich an. Marlies B.* schüttelt lachend den Kopf, nein danke, alles erledigt. Sie hatte früh am Morgen beim ambulanten Palliativteam angerufen, die Nadel ihrer Schmerzpumpe sei nachts rausgerutscht. Astrid Ebach hat ihre Hausbesuche ein wenig nach hinten verschoben und ist als Erstes nach Schallstadt gekommen. Sie hat die Nadel behutsamwieder platziert, die Schmerz- pumpe neu eingestellt und mit der an Knochenkrebs erkrankten Seniorin geplaudert. „Sind Sie sicher?“, fragt sie noch einmal, „dass ich nichts mehr tun kann?“ Nun ja, Marlies B. zögert kurz, am rechten Fuß hätte sie eine Blase, die sei schon unange- nehm. Astrid Ebach inspiziert die fragliche Stelle. „Die gehört desinfiziert“, befindet sie, trägt eine entzün- dungshemmende Salbe auf und erklärt Marlies B., dass sie neue Hausschuhe braucht: „Die hier sind eindeutig zu eng.“ HAUSBESUCHE STATT KLINIKAUFENTHALT Astrid Ebach ist eine von sechs Pflegefachkräften des neu gegründeten SAPV-Teams an der Klinik für Palliativme- dizin des Universitätsklinikums Freiburg. SAPV steht für Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung. Seit An- fang 2019 begleitet das Team schwerstkranke Menschen rund um Freiburg in ihrer häuslichen Umgebung. Es setzt sich zusammen aus den langjährig erfahrenen Mitarbei- tern der Brückenpflege, einer Koordinatorin und einer Oberärztin der Palliativmedizin. „Unsere Aufgabe ist es, die Patienten zu Hause so zu sta- bilisieren, dass sie nicht ins Krankenhaus müssen“, er- klärt Angelika Obinwanne, die das SAPV-Team koordi- niert. Dafür überprüfen Astrid Ebach und ihre Kolleginnen: Hat der Patient Schmerzen? Ist ihm übel? Funktioniert die Verdauung? Wie ist die mentale Ver- fassung? Wo möglich, verschaffen sie den Patienten Linderung. Diese leiden nicht immer an Krebs, auch Menschen mit fortgeschrittenen kardiologischen, pul- mologischen oder neurologischen Erkrankungen be- treut das Team. „Das Schöne ist, dass wir uns Zeit neh- men können“, sagt Angelika Obinwanne, „so ein Hausbesuch kann auch mal eine Stunde dauern.“ Dabei stehen nicht nur die Patienten im Mittelpunkt, sondern auch die Angehörigen. AMBULANTE PALLIATIVVERSORGUNG Unter demNamen SPES – lateinisch für Hoffnung – ist seit Januar 2019 ein ambulantes Palliativ-Team rund um Freiburg im Einsatz. Die Fachkräfte unterstützen schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen in ihrer häuslichen Umgebung. SEITE SEITE „Unsere Aufgabe ist es, die Patienten zu Hause so zu stabilisieren, dass sie nicht ins Krankenhaus müssen.“ 54 das magazin 02 | 2019

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