Das Magazin 2 - 2019

PATIENTEN UND ANGEHÖRIGE IM BLICK „Wie geht es Ihnen?“, fragt Astrid Ebach und betritt die Wohnung in Zähringen, deren Tür Kathrin F.* eben geöff- net hat. Die junge Frau seufzt, wie solle es gehen, er sei störrisch und anstrengend. Kathrin F. betreut ihren Vater, der im Endstadium an Blasenkrebs leidet. Nur kurz schaut Astrid Ebach in das Schlafzimmer des alten Man- nes, er liegt auf dem Bett, den Blick Richtung Wand, und will niemanden sehen. Auch Astrid Ebach nicht, die ihn geduldig nach Schmerzen fragt und die wichtigsten kör- perlichen Symptome überprüft. Walter F.* antwortet, wenn überhaupt, mürrisch. Astrid Ebach lässt ihn in Ruhe und setzt sich zu der Tochter in die Küche. Trinkt der Vater genug? Worauf hat er noch Appetit? Ist die Patientenvollmacht ausgefüllt? Kathrin F. nimmt die Situation sehr mit. „Was, wenn er stürzt?“, fragt sie. „Ein Kissen unterlegen“, sagt Astrid Ebach, „ihn mit einer Decke warm halten und Hilfe holen. Den kriegen sie alleine nicht aufgehoben.“ Ein Pflegebett mit seitlichem Gitter wäre hilfreich, doch dafür muss der Vater sein Einverständnis geben. Pflegeberatung gehört ebenso zu den Aufgaben des SAPV-Teams wie die Sozialberatung der Angehörigen. Deswegen beugt sich Astrid Ebach nun über den Tisch und nimmt Kathrin F.s Hand: „Holen Sie sich Unterstützung, damit sie auch mal in Ruhe ein­ kaufen oder spazieren gehen können.“ Sie notiert eine Nummer. Verabschiedet sich und schaut noch einmal kurz im Schlafzimmer vorbei. „Tschüss, Herr F., ich kom- me nächste Woche wieder.“ Keine Antwort. Doch Astrid Ebach lacht: „Das darf jeder machen, wie er möchte, und wenn er keine Lust auf Gespräch hat, ist das okay.“ I „Holen Sie sich Unterstützung, damit sie auch mal in Ruhe einkaufen oder spazieren gehen können.“ *Name von der Redaktion geändert. 55 das magazin 02 | 2019

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