ampuls 6 - 2017

3 6/2017 Dr. Eva Johanna Kubosch bei der Übergabe des Kurt-Steim-Preises mit Uni-Rektor Professor Schiewer F R A U E N FORSCHEN Für ihre Forschung im Bereich des paralympischen Leistungssports erhielt die Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. Eva Johanna Kubosch den diesjährigen Kurt-Steim-Preis Dr. Eva Johanna Kubosch ist begeisterte Volleyballerin. Die Fachärztin an der Klinik für Or- thopädie und Unfallchirurgie im Department Chirurgie hat vor dem Medizinstudium lange überlegt, Sportwissenschaften zu studieren. Regelmäßiges Trai- ning ist ihr zeitlich aber schon länger nicht mehr möglich. Je- doch kümmert sich die Ärztin ehrenamtlich als Mannschafts- ärztin um die Volleyball-Damen beim VfR Umkirch. Und auch beruflich ist Kubosch dem Sport auf andere Weise treu geblieben. Einen ihrer wissenschaftli- chen Schwerpunkte stellt der paralympische Leistungssport dar. Ihre Habilitationsschrift hat sie jedoch gerade zu grundla- genwissenschaftlichen Themen in der Knorpelregeneration ein- gereicht. Im Para-Sport initiierte und be- treute Kubosch in Zusammenar- beit mit Privatdozentin Dr. Anja Hirschmüller eine Langzeitstu- die, in der sie Verletzungen und Erkrankungen im wettkamp rei- en Intervall paralympischer Ath- leten dokumentierte, um Prä- ventionsmaßnahmen planen zu können. Dafür wurde Kubosch vor Kurzem vom Rektor der Uni Freiburg mit dem Kurt-Steim- Forschungspreis ausgezeichnet. „Wir haben festgestellt, dass die deutschen paralympischen Athleten in der wettkamp reien Zeit häufig krank wurden und damit alleingelassen sind“, sagt Eva Johanna Kubosch. Norwegisches Monitoring diente als Vorbild Als Vorbild für die „Gesund- heitsüberwachung“ diente Nor- wegen, wo Krankheiten bei Leis- tungssportlern schon länger mit einem standardisierten Fragebo- gensystem dokumentiert werden. „Wir haben das für unsere Be- dürfnisse angepasst und auf die gesamte deutsche paralympische Mannschaft ausgeweitet“, sagt Kubosch. „Das Ziel unserer Ar- beitsgruppe war es, eine stan- dardisierte, wöchentliche Doku- Vorbeugend Sportlern helfen mentation aller Erkrankungen und Verletzungen zu etablieren.“ Bei den Paracyclern, also den Radrennfahrern, hat nahezu die gesamte Mannschaft an der Langzeitstudie teilgenommen. Anja Hirschmüller und Eva Jo- hanna Kubosch betreuen das Team seit Jahren als Mann- schaftsärztinnen. Bei der gesam- ten deutschen Mannschaft aller paralympischen Athleten hat etwa die Hälfte über sechs Mo- nate an der Studie teilgenommen. Das Monitoring scheint zu greifen, freut sich die Fachärztin Professor Dr. Katja Nelson von der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie wurde auf den Lehrstuhl für Translationale Implantologie berufen „Chirurgie für Chirurginnen“ „Ich verstehe nicht, wie man nicht Chirurgin werden will“, sagt Professor Dr. Katja Nelson und lacht. „Chirurgie für Chirur- ginnen“ betitelte Katja Nelson ihreAntrittsvorlesung im Juli und spielte damit auf ein Zitat ihres Chefs, des Ärztlichen Direktors der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Professor Dr. Dr. Rainer Schmelzeisen, an. Er ließ damals bei seinem Antritt in Freiburg die Worte „Chirurgie für Chirurgen“ auf Kugelschreiber stanzen. Nelsons Fach- und For- schungsgebiet ist die Implantolo- gie, digitale Bildgebung und Spe- zialprothetik – dafür wurde sie vor Kurzem auf den einzi- gen Lehrstuhl für Implantologie Deutschlands an der Freiburger Universität berufen. 2010 zog Katja Nelson von Berlin, wo sie Zahnmedizin stu- dierte, promovierte und sich habi- litierte, nach Freiburg und fühlt sich hier sehr wohl. Zu der For- scherin und Fachzahnärztin für Oralchirurgie kommen Men- schen aus der ganzen Welt mit dentoalveolären Problemen, wie beispielsweise extremen Kiefer- atrophien, und viele Tumor- und Traumapatienten. Häufig werden auch Patienten überwiesen, die Implantate verloren haben und eine erneute Rehabilitation mit Implantaten wünschen. Die also nach den sogenannten „Dritten“ eine vierte Dentition (Bezah- nung) benötigen. „Diese Patien- tengruppe ist häufig verunsichert und weiß nicht, dass auch nach einem Implantatverlust die Mög- lichkeit besteht, wieder mit Im- plantaten versorgt zu werden“, erklärt die Lehrstuhlinhaberin. Katja Nelson bedauert, dass nur wenige Frauen chirurgisch tätig werden. In der Mund-, Kie- fer- und Gesichtschirurgie der Berliner Charité war sie zu Be- ginn die einzige Frau in einer Männerwelt. Allerdings sind un- ter den vier Habilitanden in der Zahnmedizin, die die Professorin in Freiburg derzeit betreut, zwei Frauen. „Das Team hier in Frei- burg ist einfach toll, es macht mir große Freude, mit so vielen moti- vierten Mitarbeiterinnen und Mit- arbeitern zusammenzuarbeiten“, sagt Professor Nelson und lobt die Bedingungen, die die Unikli- nik und das Land Baden-Würt- temberg wissenschaftlich arbei- tenden Frauen anbieten. In ihrer Freizeit entspannt Kat- ja Nelson am liebsten gemeinsam mit ihrer Tochter, denn „Familie ist enorm wichtig und spornt an, sich Auszeiten zu gönnen“. Katja Nelson sieht Patienten aus der ganzen Welt über den Erfolg. „Zum Beispiel konnten wir bei den quer- schnittsgelähmten Radrennfah- rern, die häufig Probleme mit den Schultern und der Wirbel- säule haben, mit Behandlungs- ansätzen helfen.“ Für die Zu- kunft möchten Eva Johanna Kubosch und das Team die Stu- die ausweiten und eine App für die Behindertensportler entwi- ckeln, „um zum einen gesund- heitliche Beschwerden zu doku- mentieren und zum anderen neue, vorbeugende Strategien zu entwickeln“, sagt Kubosch.

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