ampuls 6 - 2018

Die Zeitung für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Ausgabe 6/2018 Herr Schiffer, wie geht es voran mit der Entlastung der Pflege? Wir haben schon einiges ge- schafft, aber es gibt auch noch viel zu tun. Unser erstes Ziel ist die zusätzlichen Nachtdienstplätze zu besetzen. Wir konnten schon eini- ge Mitarbeiter und Mitarbeiterin- nen dafür gewinnen und neue Nachtdienste einrichten. Weiter- hin haben wir die Dienstpläne und Abläufe von acht Stationen genau unter die Lupe genommen, um auf dieser Basis eine Regelbeset- zung für alle Schichten abzulei- ten. Auch werden wir zeitnah mit dem Personalrat ein Ausfallma- nagement und einen Meldeweg verabschieden. Bei der Vertragsunterzeichnung war allen klar, dass sich die außergewöhnlichen Vereinbarun- gen des Pflege-Entlastungsver- trags nicht von heute auf morgen umsetzen lassen. Wir haben im- mer gesagt, dass die Fortschritte in Etappen sichtbar werden sollen. An manchen Stellen mussten wir erst einmal neue Methoden und Herangehensweisen entwickeln, um wirklich zu nachhaltigen Ver- besserungen für die Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter zu kommen. Was ist das Besondere am Entlastungsvertrag? Zum ersten Mal wurde nicht nur über Zahlen gestritten, also über mehr Stellen oder mehr Gehalt. Stattdessen wurden auch qualita- tive Themen aufgegriffen: Wir Im Juli trat der Entlastungsvertrag für die Pflege in Kraft, den die vier baden-württembergischen Universitäts - klinika mit ver.di vereinbart haben. amPuls hat sich bei Pflegedirektor Helmut Schiffer nach dem Stand der Umsetzung erkundigt. Vielfalt im Berufsalltag Schwerbehinderte fördern S.3 Trainieren für den Ernstfall Simulationszentrum S.4 Gesund am Arbeitsplatz Angebote an der Uniklinik S.7 „Bei ungünstigen Arbeitsabläufen ist es keine gute Lösung, diese einfach von mehr Menschen erledigen zu lassen.“ Lesen Sie weiter auf Seite 2. PFLEGE-ENTLASTUNGSVERTRAG: EINIGES IST SCHON GESCHAFFT, VIEL IST NOCH ZU TUN akzeptieren und erproben neue Methoden zur Ermittlung des Personalbedarfs auf jeder einzel- nen Station und erarbeiten ein verlässliches Meldesystem, wenn Kollegen krank werden. Diese Verfahren sind Stellschrauben, an denen wir für eine langfristige Entlastung drehen müssen. Denn bei ungünstigen Arbeitsabläufen ist es keine gute Lösung, diese einfach von mehr Menschen erle- digen zu lassen. Damit ist unser Vertrag bundesweit auch zum Muster für Tarifverhandlungen in Düsseldorf, Essen und Bad Hom- burg geworden. Wie profitieren Pflegende von neuen Verfahren zur Personal­ bedarfsermittlung? Auf bisher acht Stationen haben wir schon ganz genau untersucht, wie sich Arbeitszeiten, Aufgaben und Arbeitsabläufe bestmöglich verteilen lassen, damit eine echte Entlastung spürbar wird. In die- sen Stationen, unseren Hot- spot-Bereichen, wird klar mehr Personal benötigt. Im Anästhe- sie-Funktionsdienst haben wir die zu besetzenden Arbeitsplätze mit der Arbeitsplatzmethode über- prüft, auch hier ist zusätzliches Personal erforderlich. Eine solche Regelbesetzung wollen wir bis Sommer 2020 für alle Stationen und Bereiche erstellen. Unser Ziel ist, dass keine Nachtschicht länger als neun Stunden dauern soll. Auch das ist ein Element für mehr Gesundheitsschutz und Ent- lastung. Können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst Ideen für bessere Strukturen einbringen? Ja, das ist ein wesentlicher Be- standteil unseres Ansatzes. So er- stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst Belastungspro- file für jede Schicht auf ihrer Sta- tion, die wir dann mit verschiede- nen Dienstzeiten abgleichen. Darauf aufbauend erarbeiten wir mit dem Leitungsteam des Be- reichs konkrete Lösungsvorschlä- ge und überlegen mit den Mitar- beitern, wie diese Ansätze in ihrem Arbeitsalltag umgesetzt werden können. Den Personalrat haben wir bisher in sechs Ge- sprächsterminen über die Schritte informiert und erhalten über ihn auch wichtige Rückmeldungen aus der Mitarbeiterebene. Was passiert, wenn die Regel­ besetzungen durch Krankmel­ dungen in Gefahr sind? Hier wollen wir ein neues Aus- fallmanagement einrichten. Bis- her gilt oft das Schrotschussprin- zip: Wer zuerst erwischt wird, ist dran. Das heißt, besonders gut erreichbare Mitarbeiter werden besonders oft aus dem „Frei“ ge- holt. Wir erfassen aktuell in den ausgewählten Stationen das Holen aus dem Frei und die 100 neue Planstellen konnten wir dank Pflegepersonal­ stärkungsgesetz für 2019 verabreden.

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