ampuls 1 - 2020

3 1/2020 Gemeinsam Schwachstellen verringern In monatlichen Mortalitäts- und Morbiditätskonferenzen werden unter anderem in der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie seit mehr als 15 Jahren Fälle besprochen, bei denen der Behandlungsverlauf ver- besserungswürdig war. Zusätzlich können alle Mitarbeiter*innen über einen anonymen Briefkasten auf Missstände hinweisen. Für diese sogenannten Surgical Safety Re- ports werden in der nachfolgenden Konferenz Lösungsansätze erarbei- tet. So kann sich jede*r direkt und wirksam für Verbesserungen ein- setzen. „Bei Schnittstellen-Themen laden wir zusätzlich Vertreter*in- nen der Nachbardisziplinen ein, um gemeinsam die Abläufe zu verbes- sern“, sagt Matthias Eschenhagen, Facharzt für Herzchirurgie, der die Konferenzen vorbereitet. Anschlie- ßend werden die besprochenen Themen in einer Datenbank ver- schlagwortet und alle Beschäftig- ten im klinikinternen Newsletter über die wichtigsten Punkte infor- miert. Zusätzlich bieten tägliche Feedback-Runden sowie wöchent- liche Treffen von Pflegenden und Ärzt*innen Gelegenheit für Ge- spräche über Verbesserungen. Delir verhindern Insbesondere ältere Patient*innen leiden nach Operationen häufig an akut auftretenden Verwirrtheitszu- ständen, Delir genannt. Um dies zu verhindern, werden im For- schungsprojekt PAWEL (Patien- tensicherheit, Wirtschaftlichkeit und Lebensqualität) ein Schu- lungskonzept für Behandelnde sowie ein Delir-Risikoscore er- probt. „Wenn Faktoren wie Alter, bereits bekannte kognitive Ein- schränkungen, Mobilitätsdefizite, Mehrfacherkrankungen oder ho- her Medikamentenkonsum bei der Operationsplanung berück- sichtigt werden, lässt sich die De- lir-Rate erheblich senken“, sagt Felix Kentischer, Pflegeexperte APN im Department Chirurgie, der das standortübergreifende Pro- jekt an der Uniklinik Freiburg unter Leitung des Zentrums für Geria­ trie und Gerontologie koordiniert. Blutkonserven schnell zuordnen Damit Patient*innen ausschließ- lich passende Blutkonserven er- halten, werden Haltbarkeit der Blutkonserve, Blutgruppe und Rhesusfaktor sowie die Verträg- lichkeit mit einer Blutprobe des Empfängers kontrolliert. Um die Überprüfung zu erleichtern, geht an der Uniklinik Freiburg 2020 eine Zusatzfunktion der elektroni- schen Patientenakte Checkpad med in den Praxistest. „Mit der Kamera des Checkpads werden Blutkonserve und Patientenidenti- fikationsarmband gescannt, digital erfasst und automatisch mit dem Verträglichkeitstest der Blutbank- EDV abgeglichen. Das erhöht die Sicherheit bei der Anwendung von Blutprodukten enorm“, sagt Dr. Markus Umhau, Leitender Arzt der Transfusionsmedizin. Resilienz stärken Im Universitäts-Notfallzentrum (UNZ) müssen die Beschäftigten häufig unter hohem Zeitdruck wichtige Entscheidungen treffen und diese sicher kommunizieren. Darum lernen ärztliche Mitarbei- ter*innen und Pflege-Schichtlei- tungen unterstützt von einem ex- ternen Supervisor, wie sie gut mit Stress umgehen, effektiv kommu- nizieren und in stetig wechselnden Teams zusammenarbeiten. „So können wir die Resilienz unserer Mitarbeiter*innen dauerhaft stär- ken und sie in ihrem fordernden Arbeitsalltag unterstützen“, sagt Oliver Bubritzki, Pflegedienstlei- ter im UNZ. Patient*innen sicher identifizieren Um Verwechslungen vorzubeugen, erhalten an der Uniklinik Freiburg alle stationären sowie ambulant zu operierenden Patient*innen ver- pflichtend ein Patientenidentifika- tionsarmband. Alle Mitarbeiter*in- nen tragen eine Verantwortung für eine sichere Identifikation unserer Patient*innen. Bitte achten Sie deshalb darauf, dass alle stationä- ren Patient*innen und ambulanten OP-Patient*innen ein Armband tragen und helfen Sie mit, dieses (wieder) anzulegen. Das Patienten- identifikationsarmband hilft bei der schnellen und sicheren Identi- fikation bei Untersuchungen, wenn Patient*innen nicht ansprechbar sind, wenn sie verlegt werden und wenn sie Medikamente oder Blut- konserven erhalten. Für eine größtmögliche Sicherheit fragen Sie ansprechbare Pati- ent*innen vor wichtigen Behand- lungsschritten zusätzlich nach ih- rem Namen, Vornamen und Geburtsdatum. Was bedeutet Sicherheitskultur? Sicherheitskultur ist Teil der Führungskultur und beinhaltet gemeinsame Normen,Werte und Grundannahmen zu einem sicherheitsorientierten und sicherheitssensiblen Verhalten. Sicherheitskultur spiegelt sich als Teil der täglichen Arbeit aller Mitarbeiter*innen in der Bereit- schaft wider, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und aus kritischen Ereignissen zu lernen, um unerwünschte Behandlungsergeb- nisse zu vermeiden. Eine positive Fehlerkultur, ein positives Klima des Lernens sowie die Stärkung der Teamorientierung und der berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit tragen zu einer guten Sicherheitskultur bei. Prof. Dr. Rainer Schmelzeisen, Ärztlicher Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie und stellvertretender Leitender Ärztlicher Direktor „Patientensicherheit bedeutet für mich, das vom Patienten erwarte- te Ergebnis mit der bestmöglichen Behandlungsmethode zu errei- chen und alles zu tun, um für Patient und Arzt unerwünschte Verläufe zu vermeiden.“ Helmut Schiffer, Pflegedirektor „Patientensicherheit bedeutet für mich, für eine Kultur einzutreten, in der Verbesserungspotenziale als Wegweiser verstanden werden. Fehler können nicht erlaubt oder verboten werden. Sie finden statt. Offenheit und Vertrauen bestim- men den Erfolg im Umgang mit Fehlern. Darunter verstehe ich ein Veränderungsbewusstsein und Eigeninitiative, ständig für eine bessere Qualität bei den uns anvertrauten Patienten einzutreten.“

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