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SCHONENDER

HERZKLAPPEN-

ERSATZ

Wenn die Brust immer enger und das

Atmen schwerer wird, ist oft eine Ver-

kalkung der Aortenklappe der Grund.

Mit der minimal-invasiven TAVI-Me-

thode kann Patienten geholfen wer-

den, bei denen eine Herz-Operation

nicht in Frage kommt. Professor Dr.

Franz-Josef Neumann, Ärztlicher Di-

rektor der Klinik für Kardiologie und

Angiologie II am Universitäts-Herzzen-

trum Freiburg · Bad Krozingen (UHZ),

erklärt, für wen ein solcher Eingriff in

Frage kommt und wie dieser abläuft.

Herr Professor Neumann, welche Funk-

tion hat die Aortenklappe?

Die Aortenklappe sitzt zwischen

der linken Herzkammer und der Kör-

perhauptschlagader und verhindert,

dass das Blut in die linke Herzkam-

mer zurückfließt. Wenn die Klappe

verengt ist, muss die linke Herzkam-

mer einen unnatürlich hohen Druck

aufbauen, um genügend Blut in den

Kreislauf pumpen zu können. Dafür

wächst das Herz und benötigt selbst

mehr Sauerstoff und Nährstoffe. Die

Verengung der Aortenklappe, auch

Aortenklappenstenose

genannt,

macht sich zuerst bei körperlicher

Belastung wie beim Treppensteigen

bemerkbar, etwa durch drücken-

de oder brennende Schmerzen im

Brustkorb und/oder Atemnot.

Wie kann eine Verengung der Aorten-

klappe behandelt werden?

Wenn die erkrankte Aortenklap-

pe ersetzt werden muss, bieten sich

zwei Verfahren an. Bei relativ be-

lastbaren Patienten setzen Herzchir-

urgen operativ künstliche Herzklap-

pen ein. Dadurch normalisiert sich

der Blutdruck in der linken Herzkam-

mer, das Herz muss weniger arbeiten

und die Beschwerden gehen zurück.

Diese mechanischen Herzklappen

halten ein Leben lang, das Operati-

onsrisiko ist aufgrund der jahrzehn-

telangen Erfahrungen sehr gering.

Es gibt aber Patienten, für die eine

Operation am offenen Herzen zu an-

strengend oder zu gefährlich wäre.

Das kann wegen

einer Veränderung

des

Brustkorbs,

einer Erkrankung der Atemwege

oder wegen Gebrechlichkeit und ho-

hen Alters der Fall sein. Dass wir die-

sen Patienten seit einigen Jahren den

Klappenersatz per Katheter (TAVI)

anbieten können, ist ein enormer

Fortschritt. Bei der TAVI wird die

künstliche Herzklappe durch einen

Katheter eingeführt. Anders als bei

einer Herz-OP können wir so auf die

Öffnung des Brustkorbs verzichten

und müssen die Patienten nicht

an eine Herz-Lungen-Maschi-

ne anschließen, was den Ein-

griff wesentlich weniger belastend

macht.

Wie wird entschieden, ob ein Pati-

ent operativ oder mit TAVI behandelt

wird?

Diese Entscheidung treffen wir

in einem Herz-Team aus Kardiolo-

gen,

Herzchirurgen

und Narkoseärzten,

nachdem wir alle

Befunde sorgfäl-

tig geprüft haben.

So können wir für

jeden Patienten in-

dividuell die beste

Behandlungsopti-

on finden.

Welche Risiken hat eine TAVI-Be-

handlung?

TAVI ist als minimal-invasive

Maßnahme viel weniger belastend

als eine Operation. Die Risiken sind

daher nicht sehr groß. Trotzdem füh-

ren wir die TAVI am UHZ-Standort

Bad Krozingen nur in Hybrid-Ope-

rationssälen durch. Hier kann ei-

nerseits der kathetergestützte

Eingriff vorgenommen werden,

aber bei Komplikationen

können die Herzchirur-

gen sofort überneh-

men und eine offene

He r z - Op e r a t i on

durchführen. Da-

mit sind wir für

alle Eventualitä-

ten gewappnet.

Wie können Patienten entscheiden,

wo sie sich behandeln lassen sollen?

Die Erfahrung der Ärzte ist sehr

wichtig. Das UHZ gehört zu den

führenden Kliniken in Deutschland,

was die Anzahl der TAVI-Eingrif-

fe angeht. Außerdem ist eine enge

interdisziplinäre Kooperation von

Kardiologie, Herzchirurgie, An-

ästhesie und Bildgebung wesent-

lich. So wurde kürzlich die Zusam-

menarbeit zwischen Kardiologen,

Herzchirurgen und Anästhesisten

als zwingende Voraussetzung für

TAVI-Eingriffe vom Gemeinsamen

Bundesausschuss festgeschrieben.

Für uns ist das nichts Neues: Diese

sehr sinnvolle For-

derung erfüllen

wir

schon

lange.

© Edwards Lifesciences

Aortenklappenprothesen

wurden 2014 am UHZ per

Katheter implantiert

325

Kontakt

UHZ-Standort Bad Krozingen

Telefon 07633 402-5051

UHZ-Standort Freiburg: ISAH -

Intervention bei strukturellen und

angeborenen Herz-Kreislauf-

erkrankungen

Telefon 0761 270-37849

PROFESSOR DR . FRANZ-JOSE F NEUMANN

wurde 1955 in Aachen geboren. Nach seiner Tätigkeit als Extraordinarius

für Klinische und Interventionelle Kardiologie sowie ständiger Vertreter

des Ärztlichen Direktors an der 1. Medizinischen Klinik der Technischen

Universität München war er von Oktober 2001 bis März 2012 Geschäfts-

führender Ärztlicher Direktor des Herz-Zentrums Bad Krozingen. Seit

2012 leitet er als Ärztlicher Direktor die Klinik für Kardiologie und An-

giologie II des UHZ.

WI E FUNKTIONI ERT TAVI ?

TAVI steht für „transcatheter aortic valve implantation“, also

den Ersatz der Aortenklappe per Katheter. Bei der TAVI wird

die Verengung der Aortenklappe gesprengt und in die aufge-

weitete Klappe eine neue, künstliche Herzklappe eingesetzt.

Dafür wird diese sogenannte Bioprothese zusammengefaltet

über eine große Arterie in den Körper eingeführt, mit Hilfe

eines präzise gesteuerten Katheters bis zum Herzen gescho-

ben und dort in der alten Klappe platziert.

DIE MINIMAL- INVASIVE

TAVI -METHODE

Durch einen Katheter wird die künstliche

Aortenklappe eingeführt und mithilfe eines

Ballons entfaltet

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