Das Magazin 1 - 2019

durch. „Alternativ hätte man sich in dieser Situation für das voll- ständige Entfernen des größten Teils des Unterkiefers mit Gewebeer- satz von einem anderen Knochen entscheiden können“, sagt Dr. Voss. „Uns war es aber wichtig, den Kiefer mit seinen Funktionen zu erhalten. Dies war möglich aufgrund des extrem langsamen Wachstums der Veränderung.“ DIGITALE OPERATIONSPLANUNG Die Spezialisten glichen Röntgenbil- der und digitale Simulationen von Manfred S. Kiefer vorab mittels sta- tistischer Vormodelle mit zahlrei- chen „gesunden“ Kiefern ab. So ließ sich – trotz der enormen Wuche- rung – feststellen, welches Gewebe entfernt werden konnte, ohne wich- tige Nerven und Blutgefäße zu verletzen. Digitale Computersimula- tionen dienten auch als Vorlage für spezielle Schnittschablonen aus dem 3-D-Drucker. „Schneidet man an so ei- ner Schablone entlang, wird das Er- gebnis in der Regel präziser“, so Dr. Voss. „So lässt sich das Risiko für Komplikationen wie beispielsweise Nervschädigungen und für spätere Nachoperationen heute relativ ge- ring halten“, erklärt der Mund-, Kie- fer- und Gesichtschirurg. UmNerven und Blutgefäße zusätzlich zu scho- nen, wendeten die Chirurgen die mi- nimalinvasive Piezo-Technologie an. Das Gerät schneidet mithilfe von Ultraschallvibrationen Knochenge- webe, ohne dabei empfindliches Weichgewebe zu zerstören. WUCHERUNG ENTFERNT, KIEFER GERETTET Die Kombination aus virtueller Pla- nung, intraoperativer Kontrollver- fahren und langjähriger chirurgi- scher Erfahrung hat sich gelohnt: Heute kann Manfred S. wieder ein normales Leben führen. Die Opera- tion ist gut verlaufen, die Narbe verheilt – und auch der Seitenblick ist für ihn heute kein Problem mehr. I IM OP Digitale Simulation des Kiefers mit farbigen Schnittschablonen *Name von der Redaktion geändert. 21 das magazin 01 | 2019

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