Das Magazin 1 - 2019

Zusammenspiel mit depressiven Symptomen. „In etwa 50 Prozent der Fälle treten Depressionen und Angst- störungen gemeinsam auf“, erklärt Domschke. VIELFÄLTIGE URSACHEN Doch wodurch entwickeln Men- schen Angststörungen? „Das hat vielfältige Ursachen“, so Professor Domschke. Zum einen weiß man von einer gewissen genetischen Ver- anlagung sowie neurobiologischen Risikofaktoren, beispielsweise Stö- rungen in der Funktionsweise der Botenstoffe Serotonin und Noradre- nalin. Aber auch traumatische Erleb- nisse, starker und langanhaltender Stress, belastende Erlebnisse in der Kindheit oder Drogen können Ängs- te auslösen. Zudem scheint das Geschlecht ein Faktor bei der Entwicklung von Angsterkrankungen zu sein. Sie wer- den bei Frauen etwa zwei- bis drei- mal so häufig festgestellt wie bei Männern. „Hierbei ist jedoch nicht ganz sicher, ob Angstsymptome bei Frauen tatsächlich häufiger auftre- ten oder ob Frauen sich lediglich häufiger professionelle Hilfe holen“, so Domschke. ERFOLGVERSPRECHENDE THERAPIEN Die gute Nachricht ist, dass sich Angsterkrankungen gut behandeln lassen. „Mit einer Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten erzielen wir sehr gute Ergebnisse“, so Domschke. Vor allem die kognitive Verhaltenstherapie habe sich als sehr wirksam erwiesen. Bei der me- dikamentösen Behandlung kom- men Antidepressiva wie Serotonin- Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) zum Einsatz, die gut verträglich sind und nicht abhängig machen. „So können wir mehr als 80 Prozent der Patienten bereits ambulant sehr gut helfen. Bei ausgeprägten Sympto- men kann sich eine tagesklinische oder stationäre Therapie anbieten“, erläutert die Psychiaterin. Und wie lässt sich vorbeugen? „Wichtige Schutzfaktoren sind gute soziale Kontakte, regelmäßig Sport, ausreichend Schlaf und Entspan- nung, wenig schlechter Stress und viel guter Stress beispielsweise in Form einer befriedigenden Arbeit“, so Domschke. I EPIGENETIK DER ANGST Ein Schwerpunkt von Professor Dr. Katharina Domschkes Forschung ist das relativ junge Fachgebiet der „Epigenetik der Angst“, das die Ärztliche Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg unter anderem im Rahmen des von der DFG geförderten Sonderfor- schungsbereichs „Furcht, Angst, Angsterkrankungen“ und des BMBF-geförderten Psychotherapieverbunds „PROTECT-AD“ bearbeitet. In ihrer Arbeitsgruppe beschäftigt Domschke sich mit biochemischen „An- und Ausschaltern“ von bestimmten Angst-Genen. Diese können beispielsweise durch Stress, beson- dere Lebensereignisse, Hormone, Ernährung und auch Psycho- therapie oder Medikamente betätigt werden. So kommt der Epigenetik eine Schlüsselfunktion bei Angsterkrankungen zu, da sie eine Art Dolmetscher im Zusammenspiel von biologischen Risikofaktoren und Umwelteinflüssen darstellt. Sie könnte in Zukunft dabei helfen, ein erhöhtes Krankheitsrisiko zu erkennen und frühzeitig präventive Maßnahmen anzubieten. 23 das magazin 01 | 2019

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