Das Magazin 1 - 2019

Wenn das soziale Umfeld krank macht – wo kann die Therapie kon- kret ansetzen? Als systemischer Therapeut möchte ich die Wahrnehmungs- und Hand- lungsmöglichkeiten aller Beteilig- ten erweitern. Durch besondere Fra- ge- und Gesprächstechniken regt der Therapeut an, dass Annahmen über die Beziehungen und Motive der Familienmitglieder ausgespro- chen und hinterfragt werden. Ich sehe mich als Therapeut dabei nicht als Experte, der eine fertige Lösung vorgibt. Ich führe vielmehr einen neugierigen, respektvollen Dialog mit den Beteiligten und unterstütze sie darin, neue Perspektiven und be- friedigendere Muster des Zusam- menlebens zu entwickeln. Wie läuft eine Systemische Therapie ab? Therapeut und Klienten legen ge- meinsam fest, wie häufig und in welcher Form die Therapie stattfin- den soll. In den einzelnen Sitzungen wird mit allen Mitgliedern des be- troffenen sozialen Systems gearbei- tet, idealerweise mit zwei Therapeu- ten. Es kann aber auch mit einzelnen Personen systemisch gearbeitet wer- den. Es gibt dazu verschiedene Mög- lichkeiten, nicht anwesende Perso- nen zu repräsentieren und die Beziehungen im System sichtbar zu machen. Und bei welchen Problemen empfeh- len Sie diese Therapieform? Immer dann, wenn die Fähigkeiten der Familienmitglieder zur gegensei- tigen Unterstützung verbessert wer- den sollen. Dies gilt insbesondere bei schwierigen Lebenssituationen, schweren psychischen oder physi- schen Krankheiten oder beim Tod ei- nes Familienangehörigen. Viele Pati- entinnen und Patienten in der Psychosomatik leiden an Sympto- men, für die sich keine organischen Ursachen finden lassen und die mit Stress in sozialen Systemen zusam- SYSTEMISCHE THERAPIE WIRD KASSENLEISTUNG Im November 2018 bestätig- te der Gemeinsame Bundes- ausschuss G-BA den Nutzen und die medizinische Notwendigkeit der Systemi- schen Therapie für Erwach- sene und schuf damit eine wichtige Voraussetzung, damit die Kosten der systemischen Psychothera- pie künftig von den gesetz- lichen Krankenkassen übernommen werden können. Im Lauf des Jahres 2019 sollen die Richtlinien des G-BA entsprechend angepasst und Einzelheiten der praktischen Anwendung geregelt werden. „Therapeut und Klienten legen gemeinsam fest, wie häufig und in welcher Form die Therapie stattfinden soll“ 28 das magazin 01 | 2019

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