Das Magazin 1 - 2019

menhängen. Hier kann die Systemi- sche Therapie den Blick für die soziale Einbettung öffnen. Es ist wissen- schaftlich bewiesen, dass die Syste- mische Therapie auch bei auffälligem oder kriminellem Verhalten, Drogen- missbrauch, Essstörungen, Depressi- on und Schizophrenie sehr wirksam eingesetzt werden kann. Lässt sich der systemische Ansatz auch außerhalb von Familien anwenden? Definitiv. Die Systemische Perspekti- ve lässt sich überall anwenden, wo Menschen in ihren Beziehungsmus- tern auf Probleme stoßen, beispiels- weise auch innerhalb von Unterneh- men. Dort würden wir dann aber von Teamsupervision oder systemischer Organisationsentwicklung sprechen. Sie haben in den zurückliegenden Jahren viel zum Thema Achtsamkeit geforscht. Lässt sich das Prinzip der Achtsamkeit mit dem systemischen Ansatz kombinieren? Durchaus. Die beiden Ansätze stam- men zwar aus völlig unterschiedli- chen Kontexten: Die Systemische Therapie ist in Italien und den USA entstanden, die Praxis der Achtsam- keit ist von der buddhistischen Philo- sophie geprägt. Dennoch weisen bei- de Ansätze vor allem in ihren theoretischen Grundlagen verblüf- fende Übereinstimmungen auf, zum Beispiel bezüglich der Selbstorgani- sation von Systemen. Die in der Achtsamkeitsmeditation erworbene Grundhaltung der Akzeptanz, Of- fenheit und Neugier ist auch für das systemische Arbeiten ein idealer Ausgangspunkt, weshalb wir diese beiden Herangehensweise in der Therapieausbildung kombinieren. I Professor Dr. Stefan Schmidt hat 2002 in Freiburg in Psycho- physiologie promoviert. Er war Stiftungsprofessor an der University for the Humanities in Utrecht/Niederlande und Juniorprofessor für Transkul- turelle Gesundheitswissen- schaften an der Europa-Uni- versität Viadrina in Frankfurt (Oder). Seit Juli 2018 leitet er den Bereich Systemische Gesundheitsforschung an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg und hat die Stiftungs- professur für Systemische Familientherapie inne. Die Professur wurde von der Luisenklinik Bad Dürrheim gestiftet und ist zunächst auf zehn Jahre befristet. „Ziel der Therapie ist es, die Fähigkeiten zur gegenseitigen Unterstützung zu verbessern“ 29 das magazin 01 | 2019

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