Das Magazin 1 - 2019

Schwerste Kopfschmerzen im Stehen, die im Liegen wieder verschwinden: Hinter diesen Beschwerden steckt oft ein Unterdruck imGehirn. Ärzte des Universitätsklinikums Freiburg haben die Ursache gefunden und können viele Betroffene heilen. Der Kopfschmerz von Katharina P. war überwältigend. Er kam beim Aufstehen und war so stark, dass es die 29-jährige Psychologin nur weni- ge Minuten im Sitzen oder Stehen aushielt. Im Liegen verschwanden die Beschwerden wieder. Doch Ärzte in Wien, Paris und Straßburg nah- men sie nicht ernst oder konnten ihr nicht helfen. Professor Dr. Jürgen Beck, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurochirurgie des Universitäts- klinikums Freiburg, glaubte ihr und begab sich auf die Suche nach der Ur- sache. „Solche Lage-Kopfschmerzen, auch als orthostatische Schmerzen bezeichnet, sind extrem belastend und können die Betroffenen im all- täglichen Leben sehr stark ein- schränken“, sagt Beck. GEHIRN AUF DEM TROCKENEN Der häufigste Grund für diese Beschwerden ist das sogenannte Liquorverlustsyndrom. Dabei fließt Liquorflüssigkeit, die eigentlich das Gehirn und das Rückenmark ent- lang der Wirbelsäule umspült, aus dem geschlossenen System aus. „Dadurch entsteht ein Unterdruck und das Gehirn liegt buchstäblich auf dem Trockenen“, erklärt der Neurochirurg. Auch Ohrgeräusche, Lichtscheu, Übelkeit sowie Wahr- nehmungsstörungen können auf- treten. Dazu kommen unspezifische Beschwerden wie eine erhöhte Herzfrequenz, Konzentrationsstö- rungen und Schwindel, die im Lie- gen nachlassen. Hinweise auf das Vorliegen des Liquorverlustsyndroms liefert häu- fig die MRT-Bildgebung. Ob und wo das Leck liegt, muss mit weiteren Untersuchungen geklärt werden. In etwa der Hälfte der Fälle lässt sich das Liquorleck durch einen soge- nannten Blutpatch verschließen. Professor Dr. Horst Urbach, Ärztli- cher Direktor der Klinik für Neuro- radiologie des Universitätsklini- kums Freiburg, und sein Team haben damit sehr viel Erfahrung. „Dabei wird dem Patienten ein we- nig körpereigenes Blut entnommen und unter Durchleuchtungs- oder CT-Kontrolle direkt ans Liquorleck gespritzt. Das Blut verklumpt und dichtet so das Loch ab“, erklärt er. STICH IN DIE HIRNHAUT Manchmal ist das Liquorleck schwer zu finden. Bei Katahrina P. hatte sich an einem Wirbel aus Ablagerungen ein winziger Knochensporn gebildet und wie eine Nadel ein Loch in die Hirnhaut gerissen. Mit einem Blutpatch ließ sich das Leck nicht DEN KOPFSCHMERZ WEGOPERIERT CHRONISCHER LIQUORVERLUST „Dadurch entsteht ein Unterdruck und das Gehirn liegt buchstäblich auf dem Trockenen“ 30 das magazin 01 | 2019

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