Das Magazin 2 - 2019

Schon seit sieben Stunden steht Professor Dr. Stefan Fichtner-Feigl im OP. Über den Bauch seines 56-jährigen Patienten gebeugt, hat er jeden Winkel des Bauchraums sorgfältig geprüft. Dabei hat der Ärztliche Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg hunderte wuchernder Zellknoten gefunden: Spätfolgen eines Tumors im Darm, der ins Bauchfell gestreut hat. Alle sichtbaren Knoten hat Fichtner-Feigl zusammen mit dem Bauchfell und Bauchorganen be- reits herausgeschnitten. Sein Kolle- ge aus der Pathologie bestätigt noch während der OP: Es handelt sich um bösartige Tumormetasta- sen. Nun steht Fichtner-Feigl vor der nächsten Herausforderung. Denn höchstwahrscheinlich befin- den sich weitere mikroskopisch kleine Krebsherde im Bauchraum. „Diese Mikro-Metastasen sind we- der sicht- noch tastbar und lassen Winzige, fast unsichtbare Metastasen, die sich im Bauchfell verstecken: Lange schien der Kampf gegen diese Krebsherde aussichtslos. Eine Kombination aus Operation und Chemotherapie gibt seit einigen Jahren Grund zur Hoffnung. BAUCHFELLKREBS MIT DREIFACHER KRAFT GEGEN BAUCHFELL-METASTASEN sich mit klassischen bildgebenden Untersuchungsverfahren wie CT oder MRT kaum nachweisen“, er- klärt der Chirurg. MIT HITZE GEGEN TUMORZELLEN Den unsichtbaren Tumorherden rückt Fichtner-Feigl in einem zwei- ten Schritt zu Leibe. Das OP-Team mischt chemotherapeutische Medi- kamente mit einer Spüllösung und füllt den Cocktail in ein spezielles Pumpsystem. Auf 42 Grad erwärmt, durchspült er eine Stunde lang den Bauchraum bis in den letzten Win- kel. „Mit der erwärmten Lösung er- zeugen wir ein künstliches Fieber, durch das die lokale Chemotherapie bis zu 30-mal stärker wirkt als bei einer Infusion“, erläutert Fichtner- Feigl das HIPEC genannte Verfahren. Während sich gesunde Zellen vor dem warmen Zellgift relativ gut schützen können, lassen Krebszellen es aufgrund der Wärme nahezu un- gehindert eindringen und sterben bestenfalls ab. 26

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