ampuls 2 - 2018

3 2/2018 Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interessieren sich für die Kompaktkurse zur Sterbebegleitung der Klinik für Palliativmedizin Wenn ein Mensch stirbt, fühlen sich Angehörige und Freunde oft hilflos: Was kann man für Nahe- stehende tun, die kurz vor dem Lebensende stehen? Wie kann man betroffenen Mitmenschen die letzte Lebensphase erleich- tern? Um bei diesen Fragen zu helfen, bietet die Klinik für Palliativmedizin für Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter der Uniklinik seit Anfang April Kompaktkurse zur Sterbebeglei- tung an, sogenannte Letzte-Hil- fe-Kurse. „Es haben sich im ersten Schwung mehr als 100 Beschäf- tigte angemeldet, sodass die ers- ten fünf Kurse schnell voll wa- ren“, freut sich Privatdozent Dr. Christopher Böhlke, Oberarzt an der Klinik für Palliativmedizin, der das Projekt initiiert hatte und die Fortbildung gemeinsam mit speziell geschulten weiteren Mitarbeitenden der Klinik für Palliativmedizin hält. Er sagt im Interview mit amPuls: „Sterben als Teil des Lebens muss wieder mehr Thema werden.“ Herr Dr. Böhlke, warum muss Sterben wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken? In den letzten 100 Jahren ist die Begleitung beim Sterben zuneh- mend institutionalisiert worden und aus dem häuslichen Umfeld verschwunden. Wir haben in Deutschland die Tendenz, das Sterben durch Experten beglei- ten zu lassen. Dem steht aber der Wunsch gegenüber, zu Hause sterben zu dürfen. Und tatsäch- lich brauchen nur etwa zehn Pro- zent der Menschen Hilfe durch eine spezialisierte Palliativmedi- zin, 90 Prozent nicht. Wir möch- ten mit den Kursen Angehörige von der Basis her aufklären und sie befähigen, sich die Betreu- ung von Sterbenden zu Hause wieder zuzutrauen. Diese Idee begeistert mich als Spezialist. Wie kam Ihnen und IhremTeam die Idee, Letzte-Hilfe-Kurse an der Uniklinik anzubieten? Diese Art Kurse wird in den letzten Jahren in ganz Europa vermehrt angeboten. Es wurde erkannt, wie wichtig es ist, Men- schen mehr mit den Themen Sterben und Tod in Berührung zu bringen sowie Ängste abzu- bauen. Kaum jemand beschäftigt sich gern mit dem Tod, sei es mit dem eigenen oder dem eines Nahestehenden. Zudem ist in der heutigen industrialisierten Ge- sellschaft traditionelles Wissen zur Sterbebegleitung leider viel- fach verloren gegangen. Mit den Kursen möchten wir die Teilneh- mer wieder mehr damit in Kon- takt bringen, damit sie für den Ernstfall besser gewappnet sind. Was lernen die Teilnehmer bei den Kursen? Es geht vor allem darum, Wissen rund um das Lebensende zu ver- mitteln. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, wie sie Menschen, die ihnen nahestehen, am Lebensende unterstützen können. Wir konzentrieren uns auf Basiswissen, Orientierung und einfache Handgriffe. Dabei wird theoretisches Wissen über Sterbebegleitung mit prakti- schen Übungen, beispielsweise zur Mundpflege, verknüpft. Ster- bebegleitung ist durchaus in der Familie und Nachbarschaft menschlich möglich und zu leis- ten. Wir möchten die Teilnehmer dazu ermutigen, sich Sterbenden zuzuwenden. Denn Zuwendung ist das, was wir alle am Ende des Lebens am meisten brauchen. Die Kursthemen: • Sterben ist ein Teil des Lebens • Vorsorgen und entscheiden • Körperliche, psychische, soziale und existenzielle Nöte • Abschied nehmen vom Leben Hilfe in der letzten Lebensphase Weshalb bieten Sie die Kurse spe- ziell für Beschäftigte der Unikli- nik an? Richten sie sich nur an bestimmte Berufsgruppen? Gerade Beschäftigte im Klinik- alltag werden häufig täglich mit Krankheit und Tod konfrontiert. Deshalb sind sie oft schon in ho- hem Maße für das Thema sensibi- lisiert und können damit Multi- plikatoren in ihrem persönlichen Umfeld sein. Mit den Letzte-Hil- fe-Kursen möchten wir Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter aller Berufsgruppen im persönlichen Umgang mit Sterbenden unter- stützen. Zudem glauben wir, dass unsere Mitarbeiter in patienten- nahen Bereichen durch einen konstruktiven Umgang mit dem Tod viel für betroffene Patienten und Angehörige tun können, in- dem sie dabei helfen, bestehende Ängste abzubauen. Diese Termine sind noch frei: 1. Juni und 15. Juni, jeweils 16 Uhr bis 20 Uhr. Der Kompaktkurs findet in vier Blöcken zu je 45 Minuten statt. Ort: Besprechungsraum der Palliativstation im Gebäude der Strahlenklinik Kosten: Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uniklinik kostenfrei Teilnehmerzahl pro Kurs: Höchstens 20 Personen Verbindliche Anmeldung an: palliativstation@uniklinik-freiburg.de Letzte-Hilfe-Kurse werden im Rahmen einer bundesweiten Initiative in verschiedenen Städten angeboten (www.letztehilfe.info ). In Freiburg können auch beim Interdisziplinären Palliativzentrum Südbaden Kurse besucht werden (www.palliativzentrum-suedbaden.de) . Informationen zur Anmeldung Schlichte Gesten können großen Trost spenden. So wie die Hand, die einfach nur gehalten wird. – Das Foto unten zeigt ein Zimmer in der Klinik für Palliativmedizin

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