ampuls 3 - 2019

4 3/2019 M ehr als 90.000 Pa t i en t i nnen und Patienten hat die Unikli­ nik im vergan­ genen Jahr aufgenommen; etwa die Hälfte von ihnen sollte gemäß bisheriger Risikoeinschätzung auf multiresistente Erreger (MRE) untersucht werden. „Weltweit ma­ chen uns Hygienikern gerade die multiresistenten Darmerreger die meisten Sorgen“, sagt Professor Dr. Hajo Grundmann, Leiter des Instituts für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene (IuK). Sein Institut hat einen EDV-ge­ stützten Fragebogen mit sieben Fragen entwickelt, mit denen das Risiko ermittelt werden kann, dass aufzunehmende Patienten unerwünschte Erreger bei sich tra­ gen. 2016 hat sich der Klinikums­ vorstand auf Anregung von Pro­ fessor Grundmann und der Hygienekommission des Themas Risikoermittlung und Screening angenommen und die Zuständig­ keit dafür bei der Pflegedirektion angesiedelt. Das Verfahren heißt infektionspräventiver Aufnahme­ status – kurz IPAS. Die wichtigsten Risikofaktoren, die abgefragt werden, sind: • der Nachweis eines multiresistenten Erregers in der Vergangenheit • ein Krankenhausaufenthalt im Ausland • eine Einreise aus einer Risikoregion über eine Sammelunterkunft • die Vorbehandlung in einem inländischen Krankenhaus Wird mindestens eine der sieben Fragen mit „Ja“ oder „unbekannt“ beantwortet, werden drei Körper­ stellen des Patienten abgestrichen: Nase, Leiste und Enddarm. Nicht alle MRE sind isolierungspflichtig. Weist das Labor der Mikrobiologie jedoch einen isolierungspflichtigen MRE nach, müssen die Patienten für die Dauer ihres Aufenthalts in der Uniklinik in einem Einzelzim­ mer mit eigenem Sanitärbereich untergebracht werden. Alle multi­ resistenten Erreger müssen aller­ dings intern und – besonders wich­ tig – bei Verlegung auch an die nachsorgende Einrichtung oder den Arzt kommuniziert werden. „Leider gibt es an der Uniklinik im­ mer noch Abteilungen, in denen unsere Empfehlungen nur unzurei­ chend umgesetzt werden“, bedauert Professor Grundmann. Er wünscht sich mehr Beteiligung der Kliniken am Screening, zumal dieses auch der Gesetzgeber fordert. Die Ge­ schäftsstelle zur Qualitätssicherung im Krankenhaus (GeQiK) erfasst seit Jahren die Screeningraten und hat das bisherige Ergebnis der Uni­ klinik mehrfach als nicht ausrei­ chend angemahnt. Michael Illek ist als Hygienefach­ kraft seitens des IuK mit diesem Projekt beauftragt. Nach seiner Ein­ schätzung bedarf eine risikoorien­ tierte und damit ressourcensparende Umsetzung des MRE-Screenings einer entsprechenden EDV-Lösung. „Die sehr uneinheitliche EDV-Land­ schaft am Klinikum zwingt dabei allerdings zu Kompromissen, die teilweise schwer vermittelbar sind“, sagt Illek. Als Vitalitätsskala sind die sieben IPAS-Fragen seit 2017 klinikumsweit in MeDoc verfügbar. Mitte 2018 wurde der Fragebogen auch im System „Meona“ hinter­ legt, auf das die meisten Abteilun­ gen des Klinikums Zugriff haben. „Wir sind uns bewusst, dass die Durchführung des risikobasierten Screenings eine zusätzliche Aufga­ be für die Pflege bedeutet“, sagt Professor Grundmann. „Aber für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten ist es wichtig!“ Sicherheit von Anfang an! Multiresistente Erreger sind weltweite Risikofaktoren für die Sicherheit von Patienten in Kranken­ häusern. Das Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene der Uniklinik beugt mit einem Screening vor und erwartet mehr Beteiligung der Kliniken an demVerfahren. Im Intranet hat das IuK Informationsmaterial in mehreren Sprachen zum Selbstausdrucken oder Bestellen in Bessy hinterlegt: Services/Angebote, Stichwort „Hygiene“ i Was sind MRE? Multiresistente Erreger (MRE) sind Bakterien, die gegen verschiedene Antibiotika resistent sind, sodass diese nicht mehr ausreichend oder gar nicht mehr wirken können. Seit einigen Jahren nimmt die Anzahl der Menschen zu, die zusätzlich zu ihrer normalen Bakterienflora auch einen oder mehrere MRE tragen. Die wichtigsten MRE sind MRSA (Methicillin-resistenter Staphylo- coccus aureus), der typischerweise in der Nase und auf der Haut vorkommt, sowie die Gruppe der MRGN (multiresistente gram-nega- tive Erreger), die sich hauptsächlich im Darm befinden. Die wichtigste Maßnahme, um eine Übertragung von MRE zu vermeiden, ist eine indikationsgerechte Hände- desinfektion. Weltweit machen uns Hygienikern gerade die multiresistenten Darmerreger die meisten Sorgen.

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