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Ein persönlicher Rückblick von Klinikseelsorger Pater Norbert Riebartsch
zum Tod von Schwester Reinhilde, Oberin der Vinzentinerinnen
Aus verschiedenen Kondolenz-
schreiben zum Tod von Schwes-
ter Reinhilde (28. März 1933
bis 3. Juni 2014), die viele Jahre
Pflegedienstleiterin der Chirur-
gischen Klinik war, stammen
die zwei Begriffe der Über-
schrift: Interesse und Zeit.
„Wenn wir uns begegneten, blieb
sie für ein paar Minuten stehen“,
oder auch: „Sie hat sich interes-
siert für das, was sich gerade bei
mir tut.“ Das zeigt eine bezeug-
te innere Haltung am Ende ei-
nes reifen Lebens.
Der Klinik war Schwester
Reinhilde 57 Jahre als Vinzen-
tinerin in verschiedenen Auf-
gaben verbunden. Sie setzte als
Ordensschwester das fort, was
1846 die Klinikleitung bewog,
Vinzentinerinnen an die Klinik
zu holen: Man wollte Frauen,
die aus tiefem Glauben rund
um die Uhr für die Kranken da
sind. Die Klinik war Arbeits-
platz und Lebensraum der
Schwestern.
Als junge Schwester auf der
Kinderstation konnte Schwes-
ter Reinhilde in die Arbeit hin-
einwachsen. 1975 wurden der
damals zweitjüngsten Vinzenti-
nerin der Klinik die Pflege-
dienstleitung der Chirurgie und
die Leitung des Schwestern-
konvents anvertraut.
Berufsbegleitend erwarb sich
Schwester Reinhilde die nötigen
Kenntnisse. Halt gaben ihr unter
anderem die Kontakte zu ihren
Angehörigen in Merdingen und
ein kleiner Freundeskreis aus
Mitarbeitern der Klinik. In den
Einstellungsgesprächen zeigte
sie stetes Interesse für die neuen
Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter des Hauses und nahm sich
Zeit für sie. Direkte Patienten-
kontakte hatte sie immer wieder
bei der sonntäglichen Kranken-
kommunion auf den Stationen.
Im Dezember 1995 endete
für sie die Verantwortung in der
Chirurgischen Klinik, Oberin
der Schwestern blieb sie bis zu
ihrem Tod. Nach einer Zeit des
persönlichen Umbruchs und
der Verkleinerung des Schwes-
ternkonvents an der Klinik
fand Schwester Reinhilde 1997
ihre neue Aufgabe im Amt der
Mesnerin der Heilig-Geist-Kir-
che. Dort war sie täglich meh-
rere Stunden anzutreffen und
wurde zur Ansprechpartnerin
der Kranken und Besucher. Sie
vermittelte den Besuch der
Seelsorger beider Konfessio-
nen oder nahm sich selbst die
Zeit dafür. Die damalige Pfle-
gedirektorin Beate Buchstor
betraute sie außerdem mit der
Organisation des Jahrestreffens
der „Grünen Damen und Her-
ren“ mit der Klinikleitung.
Als Schwester Reinhilde im
Jahr 2011 erkrankte, stellte sie
sich der Behandlung, vertraute
sich aber nur einem kleinen
Kreis von Menschen an. Sie
wollte nicht nach ihrem Befin-
den gefragt werden, sondern
ihrerseits mit ehrlich einge-
planter Zeit fragen: „Wie geht
es Ihnen?“
„Interesse und Zeit“
Azubiblog
„Seit 2010 nehmen jedes Jahr
Auszubildende des Universitäts-
klinikums Freiburg begeistert an
einem sechswöchigen Auslands-
projekt in Wales teil. Sie absol-
vieren zunächst zwei Wochen ei-
nen Intensivsprachkurs und im
Anschluss ein dem jeweiligen
Ausbildungsberuf angepasstes
Praktikum“, so Jasmin Lay, die
das Projekt im Geschäftsbereich
Lernen und leben in Großbritannien
Personal betreut. In diesem Jahr
wird die Uniklinik das Auslands-
projekt im Rahmen des neuen
EU-Förderprogramms Erasmus+
anbieten. Das Programm unter-
stützt junge Menschen in der Be-
rufsausbildung bei Aufenthalten
im europäischen Ausland.
Ein halbes Jahr bevor die jun-
gen Teilnehmer nach Großbri-
tannien reisen, beginnt für den
Die Umgebung von Llangollen ist landschaftlich reizvoll und wild
Im September geht es los: Auszubildende der Uniklinik können einen Teil ihrer praktischen Ausbildung im Vereinigten Königreich
absolvieren. Im Vorfeld des Aufenthaltes organisiert und plant der Geschäftsbereich Personal das Projekt
Geschäftsbereich Personal be-
reits die Planungs- und Organi-
sationsphase. Zum Projektstart
findet zunächst für alle interes-
sierten Auszubildenden eine
Einführungsveranstaltung statt.
Hier wird das Auslandsprojekt
vorgestellt, die Konditionen wer-
den erläutert und Teilnehmer des
vergangenen Jahres berichten
von ihren Erfahrungen.
„Es ist ein unvergessliches Erleb-
nis. Arbeiten in einem anderen
Land ist aufregend und macht
Spaß, die Waliser sind sehr aufge-
schlossen und das Essen ist viel
besser als man denkt“, berichten
Teilnehmer, die im letzten Jahr am
Auslandsprojekt im walisischen
Ort Llangollen teilgenommen ha-
ben. Jasmin Lay fügt hinzu, dass
„die Auszubildenden neben ihren
Sprach- und Fachkenntnissen auch
ihre Soft Skills erheblich verbes-
sern“. Aufgrund der zunehmenden
Internationalisierung der Arbeits-
welt, sagt Lay, sei eine Anpassung
an eine moderne und zukunftsge-
richtete Ausbildung durch eine
kontinuierliche Erweiterung der
englischen Sprache erforderlich.
Ein Auslandsaufenthalt trage au-
ßerdem dazu bei, Schlüsselqualifi-
kationen wie Flexibilität und Tole-
ranz zu erlernen.
Das Auslandsprojekt wird in
Zusammenarbeit mit der Part-
nerorganisation European Cen-
ter for Training and Regional
Cooperation (ECTARC) in Llan-
gollen durchgeführt. Nach Ab-
lauf der Anmeldefrist organisiert
ECTARC für jeden Teilnehmer
eine Gastfamilie und vermittelt
ein passendes Praktikum in ei-
nem Partnerunternehmen.
Die Partnerorganisation über-
nimmt auch die Betreuung aller
Auszubildenden vor Ort und
während des Praktikumseinsat-
zes sowie den Ablauf des In­
tensivsprachkurses. Außerdem
stimmt sie die Unterbringung in
den Gastfamilien, die Inhalte des
Intensivsprachkurses und die
Betreuung vor Ort ab.
Eine intensive Vorbereitung der
Auszubildenden auf den Aus-
landsaufenthalt erfolgt durch den
persönlichen Kontakt mit Auszu-
bildenden des letztjährigen Pro-
jektes sowie die Teilnahme an ei-
nemvorbereitenden Englischkurs.
Zudem findet ein interkultureller
Workshop mit einem „waschech-
ten Briten“ statt.
Gemeinsam mit den Teilneh-
mern evaluiert der Geschäftsbe-
reich Personal im Anschluss den
Auslandsaufenthalt, um das Pro-
jekt nachhaltig weiterzuentwi-
ckeln. „Die Teilnahme am Aus-
landprojekt ist eine sinnvolle
Investition in die Zukunft des Kli-
nikums“, sagt Jasmin Lay, „und
für unsere Azubis ein spannendes
Erlebnis, das ihnen noch lange im
Gedächtnis bleiben wird.“
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