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Der 18. März war ein großer Tag
für Schwester Tiberia von den
Barmherzigen Schwestern vom
Orden des Heiligen Vinzenz von
Paul. Sie war in Begleitung von
Dr. Ulrike Scheidel, Fachärztin
in der Klinik für Herz- und Ge-
fäßchirurgie, Gast bei der Gene-
ralaudienz von Papst Franziskus
in Rom. Die Idee stammte von
Professor Dr. Friedhelm Beyers-
dorf, Ärztlicher Direktor der Kli-
nik für Herz- und Gefäßchirurgie.
Schwester Tiberia bekam die Rei-
se zu ihrem Abschied geschenkt
(amPuls 4/2014). Bei der Audi-
enz saßen die Frauen hinter den
Kardinälen und wurden vom
Papst überrascht, als er direkt auf
Schwester Tiberia zuging. Sie
grüßte ihn von der Uniklinik.
Papst Franziskus begrüßt Schwester Tiberia
Händestreicheln
bei der General­
audienz:
Schwester
Tiberia und Dr.
Ulrike Scheidel
Schwester Bonaventura wurde
am 19.09.1933 in St. Peter im
Schwarzwald geboren und
wuchs auf dem elterlichen Hof
im Kreise Ihrer 9 Geschwister
auf. Nach der Schule machte
sie im Elisabethenkrankenhaus
in Lörrach bei den Vinzentine-
rinnen einen Kurs als Stations-
hilfe. 1954 im Alter von 20
Jahren entschied sie sich, dem
Orden der Barmherzigen
Schwestern vom Orden des
Heiligen Vinzenz von Paul bei-
zutreten. Die Ausbildung zur
Krankenschwester begann sie
damals im St. Josefshaus in
Freiburg, die praktische Aus-
bildung jedoch schon hier in
der Universitätsklinik auf der
Station Volhard. Noch im 3.
Lehrjahr wurde ihr die Auf­
gabe übertragen, auf Station
Volhard die Stationsleitung
Schwester Benitia zu vertreten.
1963 wurde die Station Holthu-
sen, welche bis dahin zur Ra-
diologischen Klinik gehörte,
der Medizinischen Klinik zu-
geordnet. Hier wurden damals
alle Patienten mit Krebserkran-
kungen behandelt. Die Stati-
onsleitung von Holthusen
übernahm Schwester Bonaven-
tura 1963 und übte sie für 30
Jahre aus. In dieser Zeit hatte
sie viele Veränderungen und
Entwicklungen in der Medizin
erlebt. Mit Professor Heilmey-
er, Professor Löhr sowie Pro-
fessor Mertelsmann hatte sie in
den vielen Jahren drei ärztliche
Direktoren erlebt.
Im Jahr 1991 erhielt sie vom
Minister für Wissenschaft und
Kunst des Landes Baden-Würt-
temberg, Klaus von Trotha, das
vom Bundespräsidenten verlie-
hene
Bundesverdienstkreuz
am Bande. Von 1993 bis 1996
übernahm Schwester Bonaven-
tura dann die Bereichsleitung
der Pflege der Abteilung Hä-
matologie, Onkologie und
Stammzelltransplantation. Da
die Entwicklung des Aufga-
benprofils der Bereichsleitung
immer mehr zum Management
überging, entschied sie sich
1996, die Patienten- und Ange-
hörigenbetreuung durch Ge-
spräche in der Abteilung zu
ihrem „alten“ neuen Aufgaben-
gebiet zu machen.
Diese vielfältigen und oft be-
lastenden Aufgaben füllte sie
mit einer ganz außergewöhnli-
chen Fürsorge für die ihr anver-
trauten Menschen bis zu ihrem
Abschied in das Haus der Vin-
zentinerinnen in Heitersheim
im Jahre 2006 aus.
In der Laudatio anlässlich
der Verleihung des Bundesver-
dienstkreuzes 1991 ist zu lesen:
„Außergewöhnlich ist zum ei-
nen das Engagement, mit dem
Sie Ihren Aufgaben gerecht
werden und zwar in einer ruhi-
gen, sachorientierten Präsenz,
die unauffällig die Fäden der
Station in der Hand hält. Hinzu
kommt eine außerordentliche
Sachkompetenz sowohl hin-
sichtlich praktischer Verrich-
tung als auch im Organisatori-
schen und im Wissen um
Erkrankungen, Symptome und
Behandlung. Man fragt Sie
nicht nur, um in ganz schwieri-
gen Fällen noch eine Vene für
eine Braunüle zu finden, son-
dern schätzt auch von ärztli-
cher Seite Ihren Rat, wenn es
um Therapieentscheidungen
geht oder um die Einschätzung
der Behandlungsindikation bei
infauster Erkrankung.
Hier, wie auch bei anderen
Gelegenheiten, kommt zudem
Ihre umfangreiche Erfahrung
zum Tragen, die Sie vorbehalt-
los, wie auch Ihr Wissen, mit
anderen teilen. Diese Großzü-
gigkeit macht es dem Gegen-
über leicht, solchen Rat anzu-
nehmen. Für den unmittelbaren
Umgang mit den Patienten
spielen sicherlich noch zwei
weitere Eigenschaften eine
wichtige Rolle. Zum einen ein
sehr hohes Maß an Menschen-
kenntnis und Einfühlungsver-
mögen, welches erlaubt, den
Bedürfnissen der Patienten in
besonderer Weise entgegenzu-
kommen, ihre Ängste und Be-
fürchtungen schon vorauszuah-
nen und sie aufzufangen. Das
andere ist eine außergewöhnli-
che Stetigkeit in der Präsenz
und der Zuwendung, die die
Basis schafft für die Bildung
von Vertrauen.
Im Verein mit einer besonde-
ren Ausgeglichenheit sind die-
se Charakteristika Ausdruck
einer Persönlichkeit, die sich
zurücknimmt, um des Gegen-
übers willen. Und das ist das
eigentlich Besondere, die Los-
lösung von der eigenen Person,
die frei macht für den Umgang
mit den Dingen, für das Tragen
des anderen Last, – frei macht,
der christlichen Aufgabe ge-
recht zu werden. Ich glaube,
dass Sie auf diesemWeg weiter
gegangen sind als die meisten
Menschen, und dass dies das
Fundament dessen ist, das wir
heute feiern.“ (Zitat Ende)
Diese Worte drücken das aus,
was wir alle empfinden, wenn
wir uns von Schwester Bona-
ventura verabschieden, die am
27.02.2015 im Alter von 81
Jahren verstorben ist.
Sie war ein Vorbild für alle
im Einsatz für unsere Patienten
engagierten Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter. Durch ihre tie-
fe Religiosität und engagierte
Präsenz war sie für ihre Patien-
ten wie auch deren Angehörige
eine unschätzbare Unterstüt-
zung in einer schweren Le-
bensphase.
Für die Mitarbeiter der
Medizinischen Klinik I –
Hämatologie, Onkologie und
Stammzelltransplantation:
Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult.
Roland Mertelsmann
Prof. Dr. Cornelius Waller
Monika Wolf-Kienzler
Am 7. Mai 2015 um 13:30 Uhr
wird eine Ökumenische
Gedenkfeier zum Andenken
an Schwester Bonaventura
in der Heilig-Geist-Kirche
im Universitätsklinikum
stattfinden.
Nachruf auf Schwester Bonaventura
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