ampuls 3 - 2022

Vor 40 Jahren wurde das Klinikrechenzentrum, heute Zentrum für Digitalisierung und Informationstechnologie (ZDI), gegründet. Das bedeutet vier Jahrzehnte im Dienste der Patient*innen, Mitarbeiter*innen und Wissenschaftler*innen an der Uniklinik. amPuls sprach mit ZDI-Leiter Dr. Michael Kraus. amPuls: Herr Dr. Kraus, wo stehen wir bei der Digitalisierung? Dr. Michael Kraus: Wir stehen im bundesweiten Vergleich sehr gut da. Erst kürzlich hat eine unabhängige Analyse gezeigt, dass wir zu den drei am besten digitalisierten Unikliniken in Deutschland gehören. Unsere elektronische Kurve MEONA, Checkpad MED als mobile Krankenakte, aber auch telemedizinische Angebote wie virtuelle Sprechstunden oder die Nutzung von künstlicher Intelligenz, etwa für automatisierte Hochdurchsatz-Bilddatenauswertungen: All diese smarten, IT-gestützten Lösungen sind am Klinikum bereits im Einsatz. Es herrscht also eine unglaubliche Vielfalt anAnwendungen, Anforderungen der Nutzer*innen sowie Vorgaben, zum Beispiel zu Datenschutz und IT-Sicherheit. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen? Häufig müssen wir bestehende Lösungen auf unsere Bedürfnisse anpassen, manchmal sogar ganz eigene Lösungen entwickeln, die aber auch langfristig funktionsfähig sind. Stabilität, Sicherheit und Innovationskraft miteinander zu vereinbaren, ist eine der großen und sehr spannenden Herausforderungen. Wie fördert das ZDI innovative und neue IT-Lösungen? Die Digitalisierung ist von innovativen Entwicklungen geprägt wie sonst kaum ein Bereich. Vieles davon möchten wir unseren Mitarbeiter*innen und Patient*innen schnellstmöglich zur Verfügung stellen. Vergangenes Jahr haben wir deshalb den neuen Organisationsbereich „Digitale Transformation“ etabliert. Unter der Leitung von Dr. Lennart Jahnke treiben die Kolleg*innen Veränderungsprozesse am Klinikum voran und unterstützen dabei, innovative Digitalprojekte rasch praktisch umzusetzen. Die Medizin von morgen ist digital geprägt. Was bedeutet das für die Patient*innenversorgung und die Forschung? Ich würde behaupten, dass die Medizin schon heute digital geprägt ist. Aber das wird in Zukunft sicher noch stärker werden. Grundlage der digitalen Transformation in der Medizin sind enorme Datenmengen, die jeden Tag in den verschiedenen Klinikbereichen erhoben werden. Aber es reicht nicht, die Forschungs- und Patient*innendaten zu erfassen, sondern wir müssen sie sinnvoll miteinander verknüpfen und daraus lernen. Oberstes Ziel ist die qualitätszentrierte Nutzung dieser Daten in Echtzeit zum Wohle der Patient*innen. Gleichzeitig können digitale Abläufe viele administrative Prozesse wie die Patient*innenanmeldung und Wegeleitung erleichtern, wie wir das im Interdisziplinären Tumorzentrum schon sehen. Insgesamt sind die Möglichkeiten enorm. Das macht es so spannend, daran mitzuwirken. Mit dem Zusammenschluss mehrerer Ethernet-Systeme war die Uniklinik online – die Möglichkeiten des damals noch vergleichsweise kleinen World Wide Webs standen den Mitarbeiter*innen offen. Ein eigener Webserver folgte 1993. Heute umfasst die Website der Uniklinik rund 20.000 Haupt- und Unterseiten, auf denen Besucher*innen Informationen finden können. Sensible Informationen schützen Schon bevor die Begriffe PhishingMail und Firewall sich etabliert hatten, waren Patient*innendaten und Kliniksysteme seit Anfang der 1990er-Jahre mit einer zwischengeschalteten Gateway-Lösung zwischen Computer und Internet vor unbefugten Zugriffen abgeschirmt. Heute schützt ein umfangreiches Repertoire an modernsten Sicherheitssystemen – darunter Antivirus-/Malwareschutz und Firewalls – das Klinikum vor Cyberangriffen. Zudem sind sämtliche relevanten Informationen parallel in zwei getrennten Rechenzentren gespeichert. Selbst beim kompletten Ausfall eines Serverstandorts sind die Daten gesichert und abrufbar. Ein starker Partner für Krankenversorgung und Forschung Dr. Michael Kraus Oben: Die heutigen hochmodernen Serverräume sind mit Brand- und Wassermeldern sowie Alarmanlagen geschützt. Allein einer der Räume enthält Speichersysteme für fast ein Petabyte Daten. Mehr als 200 Mitarbeiter*innen am heutigen ZDI arbeiten an verschiedenen Standorten in der Agnesenstraße, der Hartmannstraße oder dezentral als IT-Koordinator*innen in den Kliniken. Rund 1.400 Server, davon 1.200 virtuelle Server. 7 3/2022

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