ampuls 3 - 2022

Vor sechs Jahren hat Heike Jansen, Pflegeexpertin APN im Department für Psychische Erkrankungen, gemeinsam mit dem Team der geschützt-geschlossenen Akut-Aufnahmestation damit begonnen, nach und nach das Modell Safewards auf Station 1 einzuführen. Zehn Interventionen – also gezielte Mittel, um Störungen vorzubeugen – sollen dauerhaft das Miteinander von Patient*innen und Mitarbeiter*innen auf der psychiatrischen Station verbessern sowie Aggression und Gewalt vermeiden. „Wir haben neben dem professionellen Aggressionsmanagement seit Einführung des Modells evidenzbasierte und strukturierte Mittel und Möglichkeiten, um mit aggressiven Vorfällen umzugehen. Wir nutzen das Modell, um Gewalt vorzubeugen“, sagt Felix Kupsch, Fachkrankenpfleger für Psychiatrie. Ein friedliches Miteinander fördern An verschiedenen Stellen auf Station befinden sich Poster und Informationstafeln mit dem SafewardsLogo. „Die ständige Erinnerung im hektischen Alltag ist wichtig“, sagt Jansen – und deutet auf einen Bildschirm im Flur. Hier wird die Intervention „Gegenseitiges Kennenlernen“ umgesetzt: Das Display zeigt durchlaufend Porträts von Stationsmitarbeiter*innen mit einer kurzen Info über die Person. „Das ist eine wichtige Maßnahme für die Patient*innen, um Vertrauen zu fassen. Weil wir viel über sie wissen, aber umgekehrt wissen sie nichts von uns“, so Kupsch. Nicht jede Intervention ist so deutlich von außen sichtbar. Jeden Mittwoch treffen sich zum Beispiel Pflegende zur „Gemeinsamen Unterstützungskonferenz“. In dieser danken sich die Kolleg*innen für die gegenseitige Unterstützung und planen gezielte, deeskalierende Maßnahmen für die kommenden Tage. Wertschätzende Kommunikation Positive Kommunikation ist einer der Stützpfeiler des Modells, wodurch sich die Übergaben auf Station verändert haben: „In den Übergaben werden gezielt positive Aspekte benannt, die bei den Patient*innen aufgefallen sind. Dies beeinflusst stark die Haltung, mit der die Kolleg*innen der nächsten Schicht ihren Dienst starten“, sagt Kupsch. Auch über schwierige Situationen und Patient*innen wird dabei vertieft und wertschätzend gesprochen. „Durch diese Art der Kommunikation entstehen weniger Konflikte.“ Sicherheit erhöhen Für einen vertrauensvollen Umgang auf Station 1 überprüft das Team nicht nur ständig seine eigene Haltung und Handlungen, sondern bezieht die Patient*innen neben den täglichen gemeinsamen Entscheidungen zusätzlich zweimal in der Woche in einer „Gegenseitigen Unterstützungskonferenz“ in das Stationsgeschehen mit ein. „Unsere Patient*innen können mit ihren Anliegen jederzeit zu uns kommen. Wenn sie zum Beispiel den Eindruck haben, dass sie nicht gehört werden oder wir nicht ansprechbar sind“, sagt Kupsch. „Umgekehrt kann ich sie daran erinnern, sich an die gemeinsam entwickelten Regeln für ein gutes Miteinander zu halten, um Sicherheit zu erhöhen und Zwangsmaßnahmen zu vermeiden.“ Alle Interventionen eingeführt 2022 wurde die Projektphase von Safewards beendet. Alle zehn Interventionen sind dauerhaft eingeführt. Heike Jansen blickt zufrieden zurück – und nach vorne: „Wir sind sehr froh, dass wir Safewards als zentrales Projekt aus dem Team heraus entwickeln und dafür stets auf die Unterstützung von Pflegedienstleiter Christian Wylegalla zählen konnten.“ Die Arbeit besteht nun darin, das Modell täglich auf Station umzusetzen und mit Leben zu füllen. Das Modell lebt Sie fällt beim Betreten des Flurs sofort ins Auge: Auf der Wand von Station 1 der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie wächst eine Birke – ohneWurzeln, aber kunstvoll an der Wand befestigt. Wie Blüten baumeln an ihren Ästen bunt gestaltete Nachrichten. Ehemalige Patient*innen der geschützt-geschlossenen Akut-Aufnahmestation haben sie den nachfolgenden hinterlassen. Der Hoffnungsbaum ist Bestandteil des Modells Safewards mit dem Ziel eines sicheren Umfelds und wertschätzenden Klimas für Patient*innen und Mitarbeiter*innen. Nachrichten von Mensch zu Mensch: Mit dem Hoffnungsbaum machen sich Patient*innen gegenseitig Mut. 8 3/2022

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