ampuls 3 - 2022

DIE ZEITUNG FÜR MITARBEITER*INNEN Erst zieht sie sich in der Umkleide den rechten Schuh an, dann den linken: Bozidarka Zimmermann beginnt ihre Schicht im Operationssaal der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie immer gleich. Nur ihre Socken sind unterschiedlich. „Das ist mir ganz zu Beginn meiner Ausbildung morgens in der Eile passiert. An diesem Tag ist alles rund gelaufen. Deshalb trage ich seit fast 20 Jahren zwei verschiedene Socken im Dienst“, erklärt die Fachgesundheits- und Krankenpflegerin ihr persönliches Ritual. Während der Eingriffe steht Zimmermann mit am OP-Tisch und reicht den Operateur*innen die Instrumente an. Hier braucht es viel Ausdauer, denn die Operationen ziehen sich häufig mehrere Stunden hin. Die monotonen Geräusche der technischen Geräte, ungewohnte Gerüche, Situationen, in denen es ganz schnell gehen muss – Zimmermann muss trotz allem konzentriert bleiben und den nächsten Schritt im Blick haben. „Wenn wir dann im Flow sind, uns fast wortlos verstehen und Hand in Hand arbeiten – das macht richtig Spaß.“ Häufig lernt sie ihre Patient*innen erst zehn Minuten vor dem Eingriff kennen. Sie vertrauen uns ihr Leben an, diese Verantwortung ist mir sehr bewusst. Ich fühle immer mit, auch wenn ich die Patient*innen die meiste Zeit nur unter Narkose und größtenteils mit sterilen OP-Tüchern abgedeckt sehe. DIE MILCH MACHT‘S Gespendete Muttermilch für Säuglinge S. 4 AUSGABE 3/2022 TRAUMJOB HEBAMME Das neue Bachelorstudium im Praxistest S. 11 Pflegerin mit Flow Für ihr großes berufliches Engagement im OP und in der Ausbildung wurde Bozidarka Zimmermann zur Pflegerin des Jahres gekürt. Sie ist damit die erste in Baden-Württemberg, die diesen Jury-Preis erhält. AUSFLUG INS GRÜNE Sträuße und Gestecke der Floristinnen S. 9 IMMER AKTUELL Seit 2009 arbeitet Bozidarka „Boba“ Zimmermann im Zentral-OP der Uniklinik und engagiert sich in der Ausbildung sowie als Personalrätin. Ihren Einsatz würdigte eine Fachjury der Initiative „Herz & Mut“. facebook.de/ uniklinikfreiburg youtube.com/ UniklinikumFreiburg instagram.com/ uniklinik_fr twitter.com/ uniklinik_fr uniklinik_fr LinkedIn/Universitätsklinikum Freiburg

Auszeichnung für menschliche und fachliche Kompetenz Für ihr großes Engagement wurde Zimmermann im Mai 2022 zur Pflegerin des Jahres gekürt. Sie ist damit die erste in Baden-Württemberg. Die Auszeichnung soll dem Berufsstand die Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringen, die er verdient. „Ich war total überrascht und habe mich riesig gefreut“, beschreibt die Fachpflegerin den Moment, als sie mitten im Dienst die Nachricht überbracht bekam. Eine Fachjury der Initiative „Herz &Mut“ wählte Zimmermann unter rund 1.000 Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland aus. Nominiert hatte sie eine Kollegin. „Ich gratuliere Bozidarka Zimmermann herzlich zu dieser tollen Auszeichnung. Die Jury würdigt zurecht ihre hervorragende fachliche Kompetenz und Empathie“, lobt Pflegedirektor Helmut Schiffer. „Es freut mich sehr, dass die Berufsgruppe der OP-Fachkräfte damit in den Fokus rückt, denn hier wird hinter verschlossenen Türen und für viele nicht sichtbar großartige Arbeit geleistet.“ Die nächste Generation begeistern Dass der OP-Saal ihr Arbeitsplatz werden sollte, war Zimmermann früh klar. Deshalb sammelte sie nach ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin praktische Erfahrung im OP und setzte die Fachweiterbildung OPPflege darauf. Ich finde es faszinierend, den menschlichen Körper so nah zu erleben und zu sehen, wie dieser aufgebaut ist und funktioniert. Heute möchte die Praxisanleiterin den Nachwuchs für den Einsatz im OP begeistern und ihr Fachwissen weitergeben. „Das sind unsere Kolleg*innen von morgen. Wir alle profitieren von einer hochwertigen Ausbildung“, erklärt Zimmermann. Die Auszeichnung zur Pflegerin des Jahres sieht sie als Chance: „Es wird viel über Missstände gesprochen – und die gibt es. Aber ich möchte die vielen positiven Seiten an meinem Beruf aufzeigen.“ Fortsetzung Seite 1 Professor Dr. Janbernd Kirschner ist seit 1. April 2022 Ärztlicher Direktor der Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen der Uniklinik und hat die gleichnamige Professur an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg inne. Einen wesentlichen Teil seiner akademischen Karriere verbrachte er in Freiburg, 2019 verließ er Südbaden, um einem Ruf auf die W3Professur für Neuropädiatrie an die Universität Bonn zu folgen. amPuls: Professor Kirschner, Sie sind Spezialist für Säuglinge, Kinder und Jugendliche mit Verletzungen, Fehlbildungen oder Krankheiten des Gehirns, der Nerven oder der Muskeln. Was sind die Schwerpunkte Ihrer klinischen Forschung? Professor Kirschner: Das sind neuromuskuläre Erbkrankheiten mit meist schwerem Verlauf und geringer Lebenserwartung. Dazu gehören unter anderem Spinale Muskelatrophien (SMA). Sie führen dazu, dass bestimmte Nervenzellen des Rückenmarks absterben. Vor allem Kinder sind betroffen. Was bedeutet das konkret für Betroffene? Reize und Impulse des Gehirns erreichen nicht die Muskulatur, die Folgen sind Muskelschwund und Lähmungen. Die motorische Entwicklung, etwa freies Sitzen und Gehen, sowie die Lungenfunktion werden stark beeinträchtigt bis unmöglich. Die sich verstärkenden Symptome führen bei der infantilen SMA unbehandelt letztlich zur Dauerbeatmung und zum Tod. Mit rund 1.500 Betroffenen in Deutschland gehört die SMA zu den seltenen Erkrankungen, ist zugleich aber eine der häufigsten genetisch bedingten Todesursachen von Säuglingen und Kleinkindern. Gibt es Behandlungsmethoden? Hier haben wir in den letzten Jahren tatsächlich sensationelle Fortschritte erzielt. Besonders bemerkenswert ist die seit 2020 zugelassene Gentherapie der SMA. Dabei wird durch eine einmalige Infusion die fehlende Erbinformation mit Hilfe eines Virusvektors in den Körper eingeschleust. Diesen Bauplan können die Nervenzellen dann über viele Jahre nutzen. Welche Bedeutung haben diese Entwicklungen für Ihr Fachgebiet? Es bestehen noch Unsicherheiten, wie wirksam und sicher diese Therapien langfristig sind. Wir haben deshalb in Freiburg ein entsprechendes Register aufgebaut und der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat kürzlich beschlossen, dass alle mit der Gentherapie behandelten Patient*innen darin erfasst und beobachtet werden müssen. Mittelfristig hoffen wir natürlich, auch andere Erbkrankheiten mit solch innovativen Therapien behandeln zu können und beteiligen uns an entsprechenden Studien. Comeback an die Uniklinik Professor Dr. Janbernd Kirschner Mit einem Blumenstrauß bedankte sich Pflegedirektor Helmut Schiffer bei Bozidarka Zimmermann. Danach ging es für die Fachpflegerin zur offiziellen Preisverleihung nach Berlin. 2 3/2022

Der Hase mit Beutel ist immer dabei, wenn Regina Burtsche und Angelika Kohlrepp ihre kleinen Patient*innen in der Kinderklinik besuchen. Denn die beiden Stoma-Expertinnen sind nicht nur für die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Einsatz, sondern in der gesamten Uniklinik – so auch für Kinder und Jugendliche. Schon ganz kleine Kinder bekommen zum Beispiel aufgrund angeborener Fehlbildungen einen künstlichen Ausgang angelegt. Mit dem kuscheligen Stofftier lässt sich den Jüngsten und ihren Angehörigen besser erklären, wie das Stoma und der Umgang damit funktionieren. Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Anleitung und Beratung von Menschen mit Störungen der Blasenfunktion in allen Formen. Probleme durch gute Planung vermeiden Im besten Fall kommen die beiden Expertinnen für Stoma- und Kontinenztherapie nicht erst nach der Operation ans Krankenbett, sondern schon vorher. „Dann können wir die optimale Stelle markieren, an der das Stoma gelegt werden soll“, sagt Burtsche. Die gute Lage ist sehr wichtig, weil manches Stoma ein Leben lang bleibt. Einige können wieder zurückverlegt werden. „Wenn der Beutel immer undicht wird, weil er nicht richtig sitzt, oder sich Wunden durch ausfließende Exkremente bilden, kann das auf Dauer sehr belastend sein.“ Durch eine gute Planung und Beratung können solche Probleme häufig vermieden werden. Psychische Herausforderung Die Pflegeexpertinnen Stoma, Kontinenz und Wunde wissen aus langjähriger Erfahrung, wie psychisch herausfordernd ein Stoma für die Menschen sein kann. Zum Beispiel im Umgang bei Sport, Sexualität oder Ernährung. „Und die Angst, dass man den künstlichen Ausgang mit seinem Inhalt sehen oder gar riechen könnte, ist groß“, ergänzt Kohlrepp. Sie versorgen auch Wunden, die sich am Stoma entwickeln können und oft sehr schmerzhaft sind. „Dabei stehen wir unseren Patient*innen professionell zur Seite. So kann die Rückkehr in ein Leben mit einer guten Lebensqualität wieder erreicht werden.“ Anzahl der Stoma- Patient*innen steigt Angelika Kohlrepp versorgt StomaPatient*innen seit 2006, 2017 kam Regina Burtsche ins Team. Sie ist nach einer zweijährigen Weiterbildung seit März 2021 ebenfalls Pflegeexpertin Stoma, Kontinenz und Wunde. Ermöglicht wurde diese Weiterbildung von der Pflegedirektion. „Es war mir ein großes Anliegen, eine zusätzliche Stelle zu schaffen, weil durch immer mehr Operationen zum Beispiel an immer älter werdenden Patient*innen mit onkologischen Darmerkrankungen der Bedarf und die Nachfrage auf den Stationen wirklich groß waren. So ist die Stoma- und Kontinenzversorgung auch in Urlaubszeiten kontinuierlich an der Uniklinik sichergestellt“, sagt Pflegedirektor Helmut Schiffer. Bei Kindern hilft der Stoma-Hase Regina Burtsche und Angelika Kohlrepp sind die beiden Pflegeexpertinnen für Stoma- und Kontinenztherapie an der Uniklinik. Sie versorgen täglich im Schnitt 30 kleine und große, oft onkologische Patient*innen, die einen künstlichen Ausgang für Stuhl oder Urin gelegt bekommen – ein sogenanntes Stoma. Kontinenzsprechstunde, Hilfsmittelberatung, Konsil Die Pflegeexpertinnen Stoma, Kontinenz undWunde bieten eine Stoma- und Kontinenzsprechstunde sowie Hilfsmittelberatung an. Und sie können auch für Patient*innen von allen anderen Kliniken in Form eines Konsils (ZAK) angefordert werden. Regina Burtsche und Angelika Kohlrepp sind telefonisch unter 0761 270-22410 (AB) und per Mail an stomatherapie.chir@ uniklinik-freiburg.de erreichbar. i Den Stoma-Hasen haben Regina Burtsche (links) und Angelika Kohlrepp bei ihren Besuchen in der Kinderklinik immer mit dabei. 3 3/2022

Manchmal reicht die Menge der Muttermilch nicht für die Ernährung des eigenen Kindes aus, beispielsweise weil das Kind zu früh das Licht der Welt erblickt hat. „Frauenmilch ist aber sehr wertvoll, weil sie alle wichtigen Nährstoffe enthält, gut verträglich ist und zur Bildung des körpereigenen Immunsystems beiträgt“, sagt Dr. Daniel Klotz, Ärztlicher Leiter der Frauenmilchbank Freiburg (FMBF) am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik. Vor fünf Jahren gegründet So entstand vor einigen Jahren die Idee, Frauenmilch von stationär aufgenommenen Müttern an der Uniklinik zu sammeln, die über den Bedarf ihres eigenen Kindes einen Überschuss an Muttermilch bilden. Die Milch wird in der FMBF mikrobiologisch aufbereitet und anderen kleinen Patient*innen am Klinikum zur Verfügung gestellt. Dabei gilt: Erste Wahl ist und bleibt die Milch der eigenen Mutter. Nur wenn diese trotz ausreichender Unterstützung durch eine Stillberatung ausbleibt, wird nach Einwilligung durch die Eltern auf gespendete Muttermilch zurückgegriffen. Große Dankbarkeit „Die Spenderinnenmilch ist eine große Entlastung für Mütter, die zu wenig eigene Milch bilden“, sagt Martina Müller, Still- und Laktationsberaterin (IBCLC) im Team der FMBF. „Wir können ihnen mit unseremAngebot den Druck nehmen, sodass sie sich in Ruhe um ihr frühgeborenes oder krankes Kind und um sich kümmern können. Die Frauen sind unendlich dankbar über diese Möglichkeit.“ Überregionale Vernetzung Alle Kinder, die an der Uniklinik vor der 35. Schwangerschaftswoche geboren werden, können mittlerweile ausschließlich mit humaner Milch ohne Zusatz von künstlicher Frühgeborenennahrung ernährt werden. Die Spendenbereitschaft bei Müttern und auch die Akzeptanz bei den Eltern ist so hoch, dass die FMBF seit diesem Jahr zusätzlich Milch von freiwilligen Spenderinnen aus dem Freiburger Stadtgebiet sammelt und aufbereitet. Nun ist sogar die Weitergabe an andere Kliniken regional und überregional möglich. „Das ist ein großartiger Erfolg unserer Arbeit“, sagt Klotz. Immenser Aufwand Doch die Frauenmilchbank zu führen, ist ein großer Kraftakt, der nur dank eines engagierten Teams Die Milch macht‘s Schatzkammer eines Herzensprojekts: In großen Tiefkühlschränken lagert die gespendete Frauenmilch. Herkunft und Aufbereitungsangaben können über die Chargennummer nachvollzogen werden. Vor fünf Jahren wurde die Frauenmilchbank Freiburg an der Uniklinik gegründet. Sie sammelt und untersucht gespendete Muttermilch und bereitetsie für Frühgeborene und kranke Säuglinge auf. 4 3/2022

Ob im pflegerischen, medizinisch-technischen oder therapeutischen Bereich: Die Akademie für Medizinische Berufe der Uniklinik bietet ihren mehr als 1.000 Auszubildenden eine moderne und praxisnahe Ausbildung. Im April übernahm die Akademie das bis dahin vom Benedikt Kreutz Verein getragene Bildungshaus Pflege in Bad Krozingen. Die Auszubildenden werden jetzt an zwei Standorten auf ihr Berufsleben vorbereitet: in Freiburg und Bad Krozingen. Gemeinsam mit Akademieleiter Franz-Josef Overhoff haben die Schulleiterin Gabriele Salrein-Hahn sowie der neue Standortleiter am Campus Bad Krozingen Jakob Jäckle die Ausbildungskapazität für Pflegefachkräfte auf 120 Plätze erhöht und werden das Angebot insgesamt stärken. Bereits im Februar startete die Weiterbildung zur Praxisanleitung und im April der einjährige Ausbildungskurs zur Gesundheits- und Krankenpflegehilfe. amPuls sprach mit Akademieleiter FranzJosef Overhoff. amPuls: Was bedeutet die Integration des Bildungshauses Pflege für die Ausbildung an der Uniklinik Freiburg? Franz-Josef Overhoff: Die Zusammenführung schafft einen gemeinsamen Bildungscampus. Das ist ein wichtiger Meilenstein bei der Stärkung undWeiterentwicklung der Uniklinik als führende Ausbilderin für Gesundheits- und Pflegefachberufe in Südbaden. Unter demDach einer Einrichtung können das Fachwissen und die Erfahrung in der medizinischen Ausbildung gebündelt und positive Synergien genutzt werden. Welche Vorteile ergeben sich dadurch? Die gemeinsame Ausrichtung erleichtert Bewerbungs- und Marketingprozesse sowie die Zusammenarbeit mit Kooperations- und Verbundpartner*innen. Innerhalb der Uniklinik beschleunigt es die interne Koordination zwischen den Bereichen und ermöglicht die Entwicklung einheitlicher standortübergreifender Standards in der Ausbildung. Durch die Anbindung an das Universitätsklinikum erhalten die angehenden Pflegenden in Bad Krozingen die Möglichkeit, das gesamte medizinisch-pflegerische Spektrum eines Maximalversorgers kennenzulernen. Die Integration war auch mit Herausforderungen verknüpft – warum lohnt es sich, noch intensiver in Ausbildung zu investieren? Unser wichtigstes Anliegen ist es, das Ausbildungs- und Weiterbildungsangebot für unsere Auszubildenden und Beschäftigten vielfältig, flexibel und modern zu gestalten. Ziel ist immer, neue Mitarbeiter*innen übernehmen und auch halten zu können. Denn es gilt: Wer heute in ein attraktives Ausbildungsangebot investiert, gewinnt Fachkräfte für morgen. Nur indem wir uns stetig weiterentwickeln, können wir dem Fachkräftemangel entgegentreten und die bestmögliche medizinische und pflegerische Versorgung der Patient*innen auch in Zukunft gewährleisten. Ausbildung stärken, heißt Zukunft sichern Franz-Josef Overhoff Oben: Marija Milenkovic, Mitarbeiterin imTeam der Frauenmilchbank, pasteurisiert die gespendete Muttermilch. Sie ist danach tiefgefroren sechs Monate haltbar. Unten: Jede Frauenmilchspende wird mikrobiologisch untersucht. Die Frauenmilchbank Freiburg (FMBF) wurde 2017 gegründet. Sie ist eine von 34 vergleichbaren Einrichtungen in Deutschland. Bisher haben mehr als 60 Frauen Muttermilch gespendet und rund 220 Kinder diese Milch erhalten. Pro Liter Frauenmilch müssen Herstellungskosten von 300 Euro kalkuliert werden. Die FMBF wird vom Frühchenverein Freiburg e.V. und weiteren Spendern unterstützt. Alle Informationen zur FMBF sowie die Möglichkeiten zum Mitwirken finden Sie im Internet: i gelingen kann: „24 Stunden am Tag an sieben Tagen die Woche sind mindestens zwei Mitarbeiter*innen im Dienst, um Milch entgegenzunehmen, zu verarbeiten und Qualitätskontrollen durchzuführen“, sagt Sylvia Lorenz, Pflegerische Leiterin der FMBF. Die nächsten Ziele hat das Team trotz allem schon im Blick: „Wir wollen uns zukünftig direkt mit Gynäkolog*innen und Kinderärzt*innen vernetzen, um die Frauenmilch auch noch anderen Müttern und Kindern zur Verfügung stellen zu können“, sagt Klotz. Die Digitalisierung der Frauenmilchbank ist ein weiteres aktuelles Projekt des FMBF-Teams. 5 3/2022

Übergabe auf Station mit digitaler Patient*innenakte, Videosprechstunden abhalten, Laborwerte einsehen und Personal verwalten sind nur vier Beispiele: Heute durchdringen digitale Anwendungen jeden Bereich der Uniklinik. Die Mitarbeiter*innen des Zentrums für Digitalisierung und Informationstechnologie (ZDI) entwickeln und betreuen unter anderem das Klinische Informationssystem KIS, steuern den Einkauf von Hard- und Software, schützen und speichern sensible Daten und lösen die PC-Sorgen der Beschäftigten. „Die IT hat in den letzten vier Jahrzehnten Quantensprünge gemacht“, sagt Dr. Michael Kraus, der seit 2014 das ZDI leitet. „Viele Neuerungen haben wir an der Uniklinik dabei mit als Erste eingeführt.“ Die ersten Personal Computer Anfangs unterstützten noch raumfüllende Großrechner bei den vorrangig administrativen Aufgaben. Als Zivildienstleistender richtete der stellvertretende Leiter des ZDI Ernst Pelikan dann die 13 ersten Personal Computer ein. Über 640 Kilobyte Arbeitsspeicher verfügten diese Geräte Mitte der 1980er-Jahre. Damit ließe sich heute noch nicht einmal ein Betriebssystem starten, geschweige denn eine Mail verschicken. Das Klinikum geht ans Netz In der zweiten Hälfte der 1980er- Jahre wurden die ersten PC-Netzwerke mit dezentralen Dateiservern auf Basis von Ethernet aufgebaut. 1992 wurden diese Netze in ein Verbundnetz (FDDI Backbone) integriert. Somit waren zentrale und dezentrale IT-Systeme über Kliniken und Einrichtungen hinweg erreichbar. Am Puls der Digitalisierung Am 12. Mai 1982 führte die Zusammenlegung der EDV-Abteilungen der Uniklinik und des Rektorats der Universität Freiburg zur Gründung des damaligen Klinikrechenzentrums (KRZ) mit 22 Mitarbeiter*innen. Eine Reise zu den Anfängen. Mehr als 22.000 Supportanfragen im Jahr im IT-Servicedesk. Oben: Jede Behandlung wird heute umfangreich dokumentiert. Die anschließende Auswertung der digitalen Daten, beispielsweise mittels künstlicher Intelligenz, beschleunigt Diagnosen und hilft, Therapien ohne Zeitverzögerung zu beginnen. Rechts: Homeoffice und mobiles Arbeiten? Schwierig mit den PCs vor 20 Jahren. Mehr als 14.000 Rechner am Klinikum. 6 3/2022

Vor 40 Jahren wurde das Klinikrechenzentrum, heute Zentrum für Digitalisierung und Informationstechnologie (ZDI), gegründet. Das bedeutet vier Jahrzehnte im Dienste der Patient*innen, Mitarbeiter*innen und Wissenschaftler*innen an der Uniklinik. amPuls sprach mit ZDI-Leiter Dr. Michael Kraus. amPuls: Herr Dr. Kraus, wo stehen wir bei der Digitalisierung? Dr. Michael Kraus: Wir stehen im bundesweiten Vergleich sehr gut da. Erst kürzlich hat eine unabhängige Analyse gezeigt, dass wir zu den drei am besten digitalisierten Unikliniken in Deutschland gehören. Unsere elektronische Kurve MEONA, Checkpad MED als mobile Krankenakte, aber auch telemedizinische Angebote wie virtuelle Sprechstunden oder die Nutzung von künstlicher Intelligenz, etwa für automatisierte Hochdurchsatz-Bilddatenauswertungen: All diese smarten, IT-gestützten Lösungen sind am Klinikum bereits im Einsatz. Es herrscht also eine unglaubliche Vielfalt anAnwendungen, Anforderungen der Nutzer*innen sowie Vorgaben, zum Beispiel zu Datenschutz und IT-Sicherheit. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen? Häufig müssen wir bestehende Lösungen auf unsere Bedürfnisse anpassen, manchmal sogar ganz eigene Lösungen entwickeln, die aber auch langfristig funktionsfähig sind. Stabilität, Sicherheit und Innovationskraft miteinander zu vereinbaren, ist eine der großen und sehr spannenden Herausforderungen. Wie fördert das ZDI innovative und neue IT-Lösungen? Die Digitalisierung ist von innovativen Entwicklungen geprägt wie sonst kaum ein Bereich. Vieles davon möchten wir unseren Mitarbeiter*innen und Patient*innen schnellstmöglich zur Verfügung stellen. Vergangenes Jahr haben wir deshalb den neuen Organisationsbereich „Digitale Transformation“ etabliert. Unter der Leitung von Dr. Lennart Jahnke treiben die Kolleg*innen Veränderungsprozesse am Klinikum voran und unterstützen dabei, innovative Digitalprojekte rasch praktisch umzusetzen. Die Medizin von morgen ist digital geprägt. Was bedeutet das für die Patient*innenversorgung und die Forschung? Ich würde behaupten, dass die Medizin schon heute digital geprägt ist. Aber das wird in Zukunft sicher noch stärker werden. Grundlage der digitalen Transformation in der Medizin sind enorme Datenmengen, die jeden Tag in den verschiedenen Klinikbereichen erhoben werden. Aber es reicht nicht, die Forschungs- und Patient*innendaten zu erfassen, sondern wir müssen sie sinnvoll miteinander verknüpfen und daraus lernen. Oberstes Ziel ist die qualitätszentrierte Nutzung dieser Daten in Echtzeit zum Wohle der Patient*innen. Gleichzeitig können digitale Abläufe viele administrative Prozesse wie die Patient*innenanmeldung und Wegeleitung erleichtern, wie wir das im Interdisziplinären Tumorzentrum schon sehen. Insgesamt sind die Möglichkeiten enorm. Das macht es so spannend, daran mitzuwirken. Mit dem Zusammenschluss mehrerer Ethernet-Systeme war die Uniklinik online – die Möglichkeiten des damals noch vergleichsweise kleinen World Wide Webs standen den Mitarbeiter*innen offen. Ein eigener Webserver folgte 1993. Heute umfasst die Website der Uniklinik rund 20.000 Haupt- und Unterseiten, auf denen Besucher*innen Informationen finden können. Sensible Informationen schützen Schon bevor die Begriffe PhishingMail und Firewall sich etabliert hatten, waren Patient*innendaten und Kliniksysteme seit Anfang der 1990er-Jahre mit einer zwischengeschalteten Gateway-Lösung zwischen Computer und Internet vor unbefugten Zugriffen abgeschirmt. Heute schützt ein umfangreiches Repertoire an modernsten Sicherheitssystemen – darunter Antivirus-/Malwareschutz und Firewalls – das Klinikum vor Cyberangriffen. Zudem sind sämtliche relevanten Informationen parallel in zwei getrennten Rechenzentren gespeichert. Selbst beim kompletten Ausfall eines Serverstandorts sind die Daten gesichert und abrufbar. Ein starker Partner für Krankenversorgung und Forschung Dr. Michael Kraus Oben: Die heutigen hochmodernen Serverräume sind mit Brand- und Wassermeldern sowie Alarmanlagen geschützt. Allein einer der Räume enthält Speichersysteme für fast ein Petabyte Daten. Mehr als 200 Mitarbeiter*innen am heutigen ZDI arbeiten an verschiedenen Standorten in der Agnesenstraße, der Hartmannstraße oder dezentral als IT-Koordinator*innen in den Kliniken. Rund 1.400 Server, davon 1.200 virtuelle Server. 7 3/2022

Vor sechs Jahren hat Heike Jansen, Pflegeexpertin APN im Department für Psychische Erkrankungen, gemeinsam mit dem Team der geschützt-geschlossenen Akut-Aufnahmestation damit begonnen, nach und nach das Modell Safewards auf Station 1 einzuführen. Zehn Interventionen – also gezielte Mittel, um Störungen vorzubeugen – sollen dauerhaft das Miteinander von Patient*innen und Mitarbeiter*innen auf der psychiatrischen Station verbessern sowie Aggression und Gewalt vermeiden. „Wir haben neben dem professionellen Aggressionsmanagement seit Einführung des Modells evidenzbasierte und strukturierte Mittel und Möglichkeiten, um mit aggressiven Vorfällen umzugehen. Wir nutzen das Modell, um Gewalt vorzubeugen“, sagt Felix Kupsch, Fachkrankenpfleger für Psychiatrie. Ein friedliches Miteinander fördern An verschiedenen Stellen auf Station befinden sich Poster und Informationstafeln mit dem SafewardsLogo. „Die ständige Erinnerung im hektischen Alltag ist wichtig“, sagt Jansen – und deutet auf einen Bildschirm im Flur. Hier wird die Intervention „Gegenseitiges Kennenlernen“ umgesetzt: Das Display zeigt durchlaufend Porträts von Stationsmitarbeiter*innen mit einer kurzen Info über die Person. „Das ist eine wichtige Maßnahme für die Patient*innen, um Vertrauen zu fassen. Weil wir viel über sie wissen, aber umgekehrt wissen sie nichts von uns“, so Kupsch. Nicht jede Intervention ist so deutlich von außen sichtbar. Jeden Mittwoch treffen sich zum Beispiel Pflegende zur „Gemeinsamen Unterstützungskonferenz“. In dieser danken sich die Kolleg*innen für die gegenseitige Unterstützung und planen gezielte, deeskalierende Maßnahmen für die kommenden Tage. Wertschätzende Kommunikation Positive Kommunikation ist einer der Stützpfeiler des Modells, wodurch sich die Übergaben auf Station verändert haben: „In den Übergaben werden gezielt positive Aspekte benannt, die bei den Patient*innen aufgefallen sind. Dies beeinflusst stark die Haltung, mit der die Kolleg*innen der nächsten Schicht ihren Dienst starten“, sagt Kupsch. Auch über schwierige Situationen und Patient*innen wird dabei vertieft und wertschätzend gesprochen. „Durch diese Art der Kommunikation entstehen weniger Konflikte.“ Sicherheit erhöhen Für einen vertrauensvollen Umgang auf Station 1 überprüft das Team nicht nur ständig seine eigene Haltung und Handlungen, sondern bezieht die Patient*innen neben den täglichen gemeinsamen Entscheidungen zusätzlich zweimal in der Woche in einer „Gegenseitigen Unterstützungskonferenz“ in das Stationsgeschehen mit ein. „Unsere Patient*innen können mit ihren Anliegen jederzeit zu uns kommen. Wenn sie zum Beispiel den Eindruck haben, dass sie nicht gehört werden oder wir nicht ansprechbar sind“, sagt Kupsch. „Umgekehrt kann ich sie daran erinnern, sich an die gemeinsam entwickelten Regeln für ein gutes Miteinander zu halten, um Sicherheit zu erhöhen und Zwangsmaßnahmen zu vermeiden.“ Alle Interventionen eingeführt 2022 wurde die Projektphase von Safewards beendet. Alle zehn Interventionen sind dauerhaft eingeführt. Heike Jansen blickt zufrieden zurück – und nach vorne: „Wir sind sehr froh, dass wir Safewards als zentrales Projekt aus dem Team heraus entwickeln und dafür stets auf die Unterstützung von Pflegedienstleiter Christian Wylegalla zählen konnten.“ Die Arbeit besteht nun darin, das Modell täglich auf Station umzusetzen und mit Leben zu füllen. Das Modell lebt Sie fällt beim Betreten des Flurs sofort ins Auge: Auf der Wand von Station 1 der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie wächst eine Birke – ohneWurzeln, aber kunstvoll an der Wand befestigt. Wie Blüten baumeln an ihren Ästen bunt gestaltete Nachrichten. Ehemalige Patient*innen der geschützt-geschlossenen Akut-Aufnahmestation haben sie den nachfolgenden hinterlassen. Der Hoffnungsbaum ist Bestandteil des Modells Safewards mit dem Ziel eines sicheren Umfelds und wertschätzenden Klimas für Patient*innen und Mitarbeiter*innen. Nachrichten von Mensch zu Mensch: Mit dem Hoffnungsbaum machen sich Patient*innen gegenseitig Mut. 8 3/2022

Kaum zu glauben, wie viele Schnittblumen in der kleinen Werkstatt auf dem Gelände der Uniklinik-Gärtnerei jede Woche verarbeitet werden: „Diese Woche müssten es allein schon etwa 700 Tulpen gewesen sein“, überschlägt Susanne Schwecht, gelernte Floristin und Gärtnerin an der Uniklinik Freiburg. Zusammen mit ihren Kolleginnen Angelika Heizmann und Andrea Pretterhofer bindet sie wöchentlich frische Blumensträuße, beispielsweise für Abschlussfeiern von Auszubildenden oder Dienstjubiläen. Empfangs- und Wartebereiche bestücken die Floristinnen regelmäßig mit fröhlichen Blumengestecken und in den Innenräumen der Uniklinik pflegen sie zu dritt die mehr als 870 Topfpflanzen. „Die hätte ich auch sehr gerne“ ist ein Satz, den die drei Frauen häufig hören, wenn sie mit ihren Sträußen und Gestecken auf dem Klinikgelände unterwegs sind. „Wir freuen uns immer sehr über die lieben Rückmeldungen und die Freude der Mitarbeiter*innen und Patient*innen“, sagt Heizmann. Blumenschmuck imKrankenhaus: eine besondere Herausforderung Wegen der im Krankenhaus geltenden Hygienevorschriften verwenden die Gärtnerinnen keine Erde für die Pflanzen, sondern weichen auf Hydrokultur, der Kultivierung in Wasser, aus. Pflanzen, die stark duften oder gar Allergien auslösen können, sind ebenfalls tabu. Einfach grün: gelebte Nachhaltigkeit Während im Frühling Narzissen und Tulpen für gute Laune sorgen, zieren im Winter Zwiebelblüher wie die Amaryllis die Empfangsbereiche in den Kliniken. Die Floristinnen verwenden am liebsten saisonale Materialien für ihre Gestecke und Sträuße. Das ist günstig und spart obendrein Wasser und Energie. Die Arbeit nach Aufträgen erlaubt ihnen außerdem eine präzise Planung, wodurch weniger Abfälle entstehen. Selbst aufblühen: Tipps zur Pflanzenpflege Der Kreativität sind bei der Gestaltung von eigenen Sträußen und Gestecken keine Grenzen gesetzt. „Alles, was gefällt, geht“, sagt Pretterhofer im Hinblick auf verschiedene Materialien wie Federn, Stöcke und Kräuter. Schnittblumen fühlen sich in frischem Wasser am wohlsten. Deshalb empfiehlt es sich, das Wasser alle zwei Tage zu wechseln und die Blumen mit einem Messer schräg anzuschneiden, damit sie viel davon aufnehmen können. Statt mit Hausmitteln zu experimentieren, raten die Expertinnen außerdem dazu, bei der Pflanzenpflege lieber eigens dafür entwickelte Produkte zu verwenden. Ein Ausflug ins Grüne Bunte Sträuße, kreative Gestecke und hunderte Topfpflanzen: Drei Floristinnen sorgen in den Innenräumen der Uniklinik für frisches Grün und blumige Arrangements. Neben Einblicken in ihre Arbeit geben sie Tipps für die Fensterbank daheim. Oben links: Junge Dahlien für den Spätsommer werden hier bereits vorgezogen. Oben rechts: Blumige Kreationen erstellen Susanne Schwecht, Andrea Pretterhofer und Angelika Heizmann (v. l. n. r.) in ihrer gemütlichenWerkstatt auf dem Gelände der Gärtnerei. Der letzte Schliff: Andrea Pretterhofer schneidet die Blumen so zu, dass diese gut Wasser aufnehmen können. 9 3/2022

Gemeinsammagnetisch werden Pausen, Unterbrechungen, Feedbackkultur: Die Mitarbeiter*innen der Stationen MIT 1 und 2 haben Herausforderungen im Arbeitsalltag identifiziert. Jetzt werden zusammen Lösungen erarbeitet. Die Pflegefachliche Leitung der Stationen MIT 1 und 2, Lyn Anne von Zepelin, erklärt: „Damit wir unsere Patient*innen gut versorgen können, müssen wir auch gut für uns sorgen.“ Auf demWeg zur Magnetstation im Rahmen des „Magnet®-Hospital“-Programms stellen die Stationen MIT 1 und 2 der Interdisziplinären Medizinischen Intensivtherapie (IMIT) daher die mentale und körperliche Gesundheit der Mitarbeiter*innen in den Fokus. Mithilfe eines unabhängigen Dienstleisters und finanzieller Unterstützung der Pflegedirektion, der ärztlichen Klinikdirektion und der ärztlichen Leitung der IMIT entwickelte das interprofessionelle Stations-Magnetteam einen Fragebogen, der die größten Entwicklungspotenziale in den täglichen Arbeitsabläufen aufzeigen soll. „Bevor wir weiterentwickeln können, müssen wir erst einmal verstehen, wo die Belastungen am größten sind“, erklären die Pflegerische Leitung Silvia Kopp und die stellvertretende ärztliche Leitung IMIT, Privatdozent Dr. Dawid Staudacher. Die Arbeit auf den MIT-Stationen ist erfüllend, aber herausfordernd Herausragende 78,8 Prozent der Pflegenden und Ärzt*innen der zwei Stationen füllten den Fragebogen aus. Die Auswertung zeigt klar, wo Mitarbeiter*innen Herausforderungen sehen und wie belastend diese wahrgenommen werden. Viele Mitarbeiter*innen spüren Zeitdruck und müssen zugleich eine große Aufgabenvielfalt bewerkstelligen. Sie werden häufig bei ihren Aufgaben unterbrochen, beispielsweise durch Telefonanrufe. Pausen können oft nicht ausreichend zur Erholung genutzt werden. Dazu kommen die emotionalen Belastungen, die die Arbeit im intensivmedizinischen Bereich und mit engen Patient*innenkontakt mit sich bringen kann. Eine Mehrheit wünscht sich zudem häufigeres Feedback. Die konstruktive Zusammenarbeit der Berufsgruppen wird dank des Fragebogens sichtbar: 90 Prozent der Befragten loben den guten Umgangston auf Station sowie die Unterstützung durch Kolleg*innen. Die Arbeit mit den kritisch kranken Patient*innen wird als erfüllend wahrgenommen. Nach der Umfrage kommt die Projektarbeit Im Mai starteten fünf interprofessionelle Arbeitsgruppen, um konkrete Verbesserungen und Lösungen zu den Themen Pausen- und Feedbackkultur, Aufgabenvielfalt, Unterbrechungen und Emotionsarbeit zu finden. „Uns ist wichtig, dass die Ideen und Vorschläge der Kolleg*innen weiterentwickelt werden“, sagt von Zepelin. „Unser Weg führt gemeinsam und interprofessionell zur Magnetstation.“ Mehr Informationen zum Magnet®-Krankenhaus im Intranet unter Services / Angebote › Magnet4Europe i „Ich arbeite gerne mit Menschen“ Ihr Aufgabenspektrum ist vielfältig, doch der Schwerpunkt liegt auf Beratung: AlinaWiotte begleitet und unterstützt seit Ende letzten Jahres Mitarbeiter*innen beimThema Sucht. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Betroffenen und deren Umfeld. Seit November 2021 ist Alina Wiotte verantwortlich für die Suchtberatung und Suchtprävention für Beschäftigte am Klinikum in Freiburg und am Campus Bad Krozingen: „Ich habe eine offene und positive Grundhaltung gegenüber den Menschen, die zu mir kommen, und arbeite gerne mit ihnen.“ Angesiedelt ist die Stelle der studierten Gesundheitspädagogin bei der Stabsstelle Coaching und Prävention des Klinikumsvorstands. Beratung unter Schweigepflicht Sucht hat viele Facetten: Neben stoffgebundenen Suchtformen, wie Alkohol oder Medikamenten, können sich Betroffene auch zu verhaltensbezogenen Süchten beraten lassen, wozu zum Beispiel Video- und Onlinespielsucht gehören. Wiotte betont: „Die Beratungsangebote sind freiwillig und finden unter strenger Einhaltung der Schweigepflicht statt.“ Sie ist Ansprechpartnerin für alle Mitarbeiter*innen, die von Sucht bei sich selbst oder in ihrem Umfeld betroffen sind. Sie begleitet in Einzelberatungen den gesamten Hilfeprozess und erklärt: „Suchtbetroffene möchte ich darin unterstützen, kritisch über ihren Konsum zu reflektieren und sie für externe Hilfen motivieren.“ Bei Wiotte können sich zudem Kolleg*innen und Vorgesetzte, aber auch an der Uniklinik arbeitende Angehörige von Suchtkranken melden, die sich Sorgen um die betroffene Person machen. Seminare für Führungskräfte vermitteln Sicherheit Einen besonderen Stellenwert haben an der Uniklinik seit vielen Jahren auch Führungskräfteseminare. Hier werden zahlreiche Fragen zum Umgang mit Suchtauffälligkeiten am Arbeitsplatz besprochen, darunter das Handlungskonzept Sucht und die Unfallverhütungsvorschrift. „Vorgesetzten möchte ich ihre Ängste nehmen, wenn sie schwierige Gespräche mit Mitarbeiter*innen zu führen haben“, sagt Wiotte. Daher wird in ihren Seminaren neben theoretischen Inhalten vor allem viel Wert auf das praktische Kontakt und Terminvereinbarung Die Terminvereinbarung bei AlinaWiotte ist telefonisch unter 0761 270-60180 oder per Mail an alina.wiotte@uniklinik-freiburg.de möglich. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Suchtberatungsstelle: www.uniklinikfreiburg.de/suchtberatung und im Intranet unter Psychosoziale Fachberatung (und siehe S. 12). i Üben von Gesprächen gelegt. Ziel soll sein, dass Sicherheit im Umgang mit suchtauffälligen Mitarbeiter*innen entsteht – und diese wiederum möglichst schnell mit Hilfeangeboten erreicht werden können. 10 3/2022

Die Akademisierung des Berufes – eine Vorgabe der EU – hält die Studentin der Hebammenwissenschaft Alina Schmid für sinnvoll. Als Hebammen werden sie physiologische und pathologische Geburten leiten und zur gesundheitlichen Versorgung der Frauen beitragen. „Das ist eine große Verantwortung, auf die wir gut vorbereitet werden“, sagt Kommilitonin Sonja Schmidt. Die 20-Jährige ist überzeugt, den passenden Beruf zu ergreifen: Ich habe das Gefühl, dass mich der Hebammenberuf erfüllen wird. Bei Schwangerschaft, Geburt undWochenbett begleiten Die beiden Frauen können das zweite Semester kaum erwarten. Während in den Vorlesungsphasen theoretisches und interdisziplinäres Fachwissen vermittelt wird, finden die Praxiseinsätze im Kreißsaal, bei freiberuflichen Hebammen, in Geburtshäusern, Hebammenpraxen, auf der Wochenbettstation und der Kinderklinik statt. Neben der Geburtshilfe werden sie Frauen vom Anfang der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit begleiten. Der Beruf ist dadurch extrem facettenreich. Noch dazu auf die individuellen Bedürfnisse, Sorgen und Ängste der (werdenden) Mütter einzugehen, erfordert viel Empathie und Fingerspitzengefühl. Alina Schmid ist auch Mutter und fühlt „eine totale Zufriedenheit“, wenn sie Schwangere und Mütter berät und unterstützt. Praktische Einblicke an der Uniklinik Alle 28 Studentinnen sind an Kliniken angestellt, 15 von ihnen an der Klinik für Frauenheilkunde der Uniklinik. Ellen Asal und Ina Waterstradt, beide erfahrene Hebammen, sind die Ausbildungsleiterinnen des Studiengangs. Asal erklärt: „Der Zusammenhalt unter uns Studentinnen ist extrem gut“, sagt Sonja Schmidt, „das habe ich so bisher noch nicht erlebt.“ Sie ist froh über so „viel Teamgeist“, der Umgang sei „sehr anerkennend und respektvoll“. Neben den Studentinnen der Hebammenwissenschaft betreuen Asal und Waterstradt auch diejenigen Hebammen mit, die eine Ausbildung absolvieren. „Die beiden Ausbildungsstrukturen zu koordinieren, ist sehr herausfordernd. Doch dank unserer engagierten Kolleg*innen werden alle angehenden Hebammen – egal, ob als Auszubildende oder Studierende – während der Praxisphasen optimal auf ihren späteren Beruf vorbereitet“, sagt André Doherr, Pflegedienstleiter der Frauen- sowie der Augen- und HNO-Klinik der Uniklinik. Dieses Engagement kommt beim Nachwuchs gut an. „Unser Lehrpersonal steht mit Herzblut dahinter, unsereAusbildung optimal zu gestalten. Frau Asal etwa hat immer ein offenes Ohr und bemüht sich sehr um uns“, sagt Alina Schmid. Auch Sonja Schmidt fühlt sich an der Uniklinik Freiburg sehr gut aufgehoben. Studieren für den Traumjob Hebamme Schon als Jugendliche dachte Alina Schmid daran, Hebamme zu werden, arbeitete zunächst aber in der Tourismusbranche. „Es mussten einige Jahre vergehen, bis ich den Mut fand, meinem Traumberuf zu ergreifen.“ Heute ist sie eine von 28 Studentinnen, die imWintersemester 2021/22 ihr Bachelor-Studium Hebammenwissenschaft an der Universität Freiburg begonnen haben. Die Studentinnen der Hebammenwissenschaft Alina Schmid (links) und Sonja Schmidt lernen an der Klinik für Frauenheilkunde die praktische Seite des Hebammenberufs kennen. Das Besondere ist die intensive Betreuung in den praktischen Phasen. 11 3/2022

Gewinnspiel Service für Beschäftigte BERATUNG IM ÜBERBLICK Sie benötigen Unterstützung bei Belastungen, haben Fragen zu Prävention, Erkrankung oder Wiedereingliederung oder suchen Fachberatung bei Konflikten? Hier helfen die Beratungseinrichtungen für Beschäftigte weiter. Am Info-Telefon berät Sie eine Fachperson vertraulich, wer auf Ihr Anliegen spezialisiert ist: Zentrales Info-Telefon 61333 Sie können die Anlaufstellen auch jederzeit direkt kontaktieren. FORTBILDUNGSANGEBOTE Im Katalog des Fachbereichs Fortbildung finden Sie zahlreiche Angebote unter anderem zu Betriebswirtschaft und Recht, Führung und Management, Gesundheit, Persönlichkeit oder IT, zudem Pflichtfortbildungen und Weiterbildungen. Vom Krimi zum Roman, vom Ratgeber zur Novelle – die amPuls-Redaktion hat Ihnen wieder eine abwechslungsreiche Buchauswahl zusammengestellt. Diese Bücher können Sie gewinnen: „Schwarzwälder Morde“ von Linda Graze, Verlag rororo; „Stumme Erde“ von Dave Goulson, Hanser Verlag; „Bonjour, Saint-Ex – Eine poetische Begegnung mit Antoine de Saint-Exupéry auf seinem letzten Flug“ von Jörg H. Trauboth, Verlage ratio books; „Von Anfang an gesund – Gesundheitskräfte natürlich stärken für Kinder von null bis drei“ von Klaus-Dieter Früchtenicht und Georg Seifert, Verlag hanser blau; „Der Gesang des Eises –Wie ich zur Schamanin wurde“ von Annabelle Wimmer Bakic, Verlag O.W. Barth; „Natur. Einsamkeit. Glück – Mein Leben in der Wildnis Lapplands“ von Barbara Willen, Verlag Knaur Bitte schreiben Sie uns eine Mail mit Ihren vollständigen Kontaktdaten und dem Titel des Buchs, das Sie gewinnen möchten, an: redaktion@uniklinik-freiburg.de Betreff: amPuls-Rätsel 3/2022 Einsendeschluss: 6. Juli 2022 Herzlichen Glückwunsch an folgende Gewinner*innen des Gewinnspiels amPuls 2/2022. Dr. Alexander Rau, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie: „Die neue Welt“ von Roland Weis, Verlag Lindemanns; Ema Teskeredzic, Neurologische Tagesklinik: „Die Tochter des Königsmörders“ von Miranda Malins, Rowohlt Verlag; Sara Reinhardt, Station Ruffin: „Wir sind das Licht“ von Gerda Blees; Verlag Zsolnay; Dr. Yannic Stürwald, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin: „Graff oder Allahs Zorn im Garten Europas“ von Winfried Veit, Verlag Altan; Nadina Gütermann, Klinik für Zahnärztliche Prothetik: „Die Fabelmacht-Chroniken“ von Kathrin Lange, Arena Verlag; Isabelle Millereux, Zentrale Abrechnung: „1965 – Rue de Grenelle“ von J.R. Bechtle, Frankfurter Verlagsanstalt. IMPRESSUM Herausgeber: Universitätsklinikum Freiburg Verantwortlich: BenjaminWaschow, Leiter Unternehmenskommunikation Redaktion: Charlotte Trauth Autorinnen dieser Ausgabe: Kathrin Egy, Linda Kratschmayr, Nina Lipp, Inga Schneider, Charlotte Trauth, HeidrunWulf-Frick Anschrift: Breisacher Straße 153, 79110 Freiburg Tel.: 0761 270-84930 Fax: 0761 270-9619030 redaktion@uniklinik-freiburg.de www.uniklinik-freiburg.de Fotos: Privat; Universitätsklinikum Freiburg; Britt Schilling/Universitätsklinikum Freiburg; DIEKAVALLERIE.de; rororo; Hanser; ratio books; hanser blau; O.W. Barth; Knaur; Initiative „Herz &Mut“; iStock/Yulia Sutyagina, sabelskaya, kyoshino; Vecteezy/kyoshino, fajarrabadi, J Ashes, tananuru763225, Yogi Aprelliyanto Gestaltung und Produktion: KetchumGmbH, K.-Kollwitz-Ufer 79, 01309 Dresden Druck: Badische Offsetdruck Lahr GmbH, Hinlehreweg 9, 77933 Lahr Auch Leser*innenbriefen räumen wir in amPuls gerne Platz ein. Schreiben Sie uns an redaktion@uniklinik-freiburg.de Wir freuen uns auf Ihr Feedback! Die Sicherheit der Patient*innen hängt nicht nur von der medizinischen Versorgung ab, sondern auch vom alltäglichen Umgang der Mitarbeiter*innen mit digitalen Geräten, technischen Anwendungen und persönlichen Daten. „Obacht! Es gibt Dinge, die wir schlicht und einfach lassen sollten, um das Klinikum informationssicher zu machen“, sagt Dr. Nope. Dr. Nope wird die Beschäftigten das ganze Jahr im Intranet, auf Plakaten, bei Verteilaktionen und beim Mittagessen begleiten und zum bewussten Umgang mit Daten aufklären. Die Uniklinika Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm arbeiten im Rahmen der Informationssicherheit bereits seit mehreren Jahren zusammen. Gefördert durch das Land Baden-Württemberg haben sie nun die Kampagne mit Dr. Nope ins Leben gerufen. „Ich schlage vor, Sie sehen sich das mal an“, empfiehlt Dr. Nope und verweist auf seine Website: https://dr-nope.de Gestatten, Dr. Nope Infos und Ansprechpartner*innen finden Sie im Intranet unter Services/Angebote › Beratung für Beschäftigte i Den Fortbildungskatalog finden Sie im Intranet unter Services/Angebote › Fortbildung i 12 3/2022

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