ampuls 6 - 2014 - page 3

3
6/2014
Pilotprojekt auf mehreren Stationen: Mithilfe der Serviceassistenten und eines Tablets (iPad) können
sich die Patienten ihre persönliche Speisekarte fürs Tablett zusammenstellen
Küchenmeister Elmar Maier ist
begeistert von dem Pilotprojekt,
in dem Patientinnen und Patien-
ten von Servicekräften per Tab-
let nach ihren Speisewünschen
gefragt werden. Entwickelt wur-
de es von der Zentralküche und
der Pflegedirektion. Beteiligt
waren im ersten Durchlauf die
Stationen Manz (Augenklinik),
Nitze (Urologische Klinik) und
Thannhauser (Medizinische Kli-
nik). Dort wurden die ersten Ser-
viceassistentinnen und -assisten-
ten mit iPads ausgestattet – und
seitdem kommen Sören Preller,
Michaela Baur und Isabel Krock
jeden Morgen nach dem Früh-
stück zu den Patientinnen und
Patienten ans Bett – und stellen
gemeinsam und mit wenigen
Klicks individuelle, tagesaktuel-
le Menüs zusammen.
Der Speiseplan hat natürlich
gewisse Grenzen, „aber wir kön-
nen das Angebot jetzt voll aus-
schöpfen“, sagt Elmar Maier.
Möchte der Patient zum Früh-
stück lieber Käse als Marmelade,
oder gerne beides – kein Pro­
blem. Das Küchenangebot wird
somit an das Patientenbett ge-
bracht, vergleichbar mit einer
Onlinebestellung im Netz, nur
mit Service. Sören Preller tippt
auf das entsprechende Kästchen,
und schon werden am nächsten
Morgen Käse und Marmelade
auf dem Frühstückstablett ser-
viert. Das Bestellprogramm hat
Ursula Krechel-Fennell, Leiterin
der Stabsstelle DV-Koordination
bei der Pflegedirektion, zusam-
men mit dem Klinikrechenzen­
trum entwickelt.
Durch die neuen Speisenbestel-
lungen mit dem iPad hat sich
auch der Handlungsspielraum der
Servicekräfte, die überwiegend
aus dem Hotelfach stammen und
der Pflege zugeordnet sind, deut-
lich erweitert. „Wir können sofort
nachfragen, was den Patienten
schmeckt, und entsprechende An-
gebote machen“, sagen Michaela
Baur und Sören Preller. Dass die
Patienten nun aktiv mitreden
könnten, sei eine wichtige Form
der Wertschätzung der Bedürfnis-
se von Patienten. Diese freuen
sich auf den Besuch der Service-
assistenten, auch wenn das bisher
schon der Fall war: „Wir sind bei
den Patienten gerne gesehen“,
sagt Michaela Baur augenzwin-
kernd, „denn wir stechen und pi-
ken nicht.“
In der Küche werden die Infor-
mationen vom Tablet (iPad) auf
die „echten“ Speisetabletts über-
tragen und diese nun individuell
bestückt, was Elmar Maier freut.
„Die Patienten bekommen nicht
mehr irgendetwas serviert, nach
dem Motto: Es wird schon pas-
sen. Sondern das, was ihnen
schmeckt“, sagt Maier. Außer-
dem werden alle nach ihrer Zu-
friedenheit befragt. Die Küche
merkt schon jetzt an den Rück-
läufen, dass die Akzeptanz durch
Vom Tablet aufs Tablett
die neue Bestellmethode sehr
hoch ist. Zudem beobachtet El-
mar Maier, dass durch die Um-
stellung auch ein achtsamerer
Umgang mit Lebensmitteln ein-
hergeht. Denn was nicht geges-
sen wird, muss die Küche sonst
entsorgen. „Zu sehen, dass Le-
bensmittel weggeworfen werden
müssen, tut weh“, sagt Maier.
Außerdem ermöglicht die Be-
stellung mit dem iPad, dass Essen
zeitnah abbestellt werden kann,
betont Serviceassistent Sören
Preller, der sich schon lange mit
dem Thema beschäftigt und sich
deshalb sofort für die Teilnahme
an dem Pilotversuch meldete.
Denn bislang werden noch häufig
Menüs geliefert, obwohl der Pa­
tient längst entlassen ist.
„Das A und O ist für mich, dass
die Serviceleistung beim Patien-
ten ankommt“, betont Küchen-
meister Maier. Auch Pflege­
direktor Helmut Schiffer ist
überzeugt von der Speisenbe-
stellung mit dem iPad. Von 2015
an möchte er das Angebot erhö-
hen und in zehn weiteren Statio-
nen einführen und „weiter aus-
rollen, schließlich sollen alle
Patienten von dem Service profi-
tieren“, so Schiffer.
Für 1,5 Millionen Mahlzeiten pro Jahr stellt die Zentral­
küche täglich 1400 Frühstücke zusammen, kocht 1600
Mittagessen-Menüs und richtet 1400 Abendessen. Der
Tagesverpflegungssatz beträgt 4,50 Euro.
Essen aus der Zentralküche
Sören Preller (links), Elmar Maier und
Michaela Baur sind begeistert von der
elektronischen Essensbestellung
1,2 4-5,6,7,8
Powered by FlippingBook