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Pflegedirektor und Vorstandsmitglied Helmut Schiffer ist seit einem Jahr an der Uniklinik Freiburg –
er zieht Bilanz und gibt einen Ausblick auf die nächsten Jahre
Anfang 2014 waren 100 Stellen
in der Pflege unbesetzt, aktuell
sind es noch 50. Um den Bedarf
decken zu können, sind 20 bis 35
Leiharbeitnehmerinnen und Ho­
norarkräfte am Klinikum be­
schäftigt. Zudem haben bereits
60 Absolventinnen der Akade­
mie für Medizinische Berufe
eine Übernahmegarantie erhal­
ten. Auch sollen zum März 2015
noch 15 philippinische Pflege­
kräfte eingestellt werden. Hel­
mut Schiffer ist seit einem Jahr
Pflegedirektor und Mitglied des
Vorstands an der Uniklinik – er
zieht Bilanz und gibt einen Aus­
blick auf die nächsten Jahre.
Herr Schiffer, Sie sind Ende
2013 an die Uniklinik gekom-
men. Wie haben Sie die Pfle-
gesituation vorgefunden und
wie hat sie sich verändert?
Bei meinen Stationsbesuchen
habe ich viele hoch engagierte
und gut qualifizierte Pflegende
mit
teilweise
langjähriger
Erfahrung am Klinikum und ei­
ner hohen Identifikation mit ih­
rem Arbeitgeber kennengelernt.
Gleichzeitig konnte ich erfahren,
dass auf unterschiedlichen Sta­
tionen Stellen unbesetzt und
die Bewerbersituation äußerst
schwierig ist. Auch aus der eige­
nen Akademie standen im Früh­
jahr so gut wie keine Absolven­
ten zur Verfügung. Wäre die
Vorgabe zur personellen Beset­
zung aus 2013 in 2014 so fort­
gesetzt worden, hätte das ge­
wünschte Leistungsspektrum in
der Krankenversorgung so nicht
gehalten werden können. Die
kontinuierliche Personalakquise
hat sich wie ein roter Faden in
2014 durchgezogen und wird
auch weiterhin viele gemeinsa­
me Anstrengungen erfordern.
Die Pflege formuliert immer
wieder den Wunsch nach
Transparenz und dem „roten
Faden in der Pflege“. Was tun
Sie dafür, damit der Wunsch
Wirklichkeit wird?
Eine gute Kommunikation und
eine bestmögliche Transparenz
sind mir wichtige Anliegen. Ent­
scheidungen können dann besser
nachvollzogen werden. Von je­
der Kommunikationsebene zu
einer anderen gehen aber auch
20 Prozent der Informationen
verloren. Daher kommuniziere
ich wichtige Themen immer pa­
rallel mit den Pflegedienstleitun­
gen, meinen Stabsstellen, dem
Personalrat und teilweise auch
mit den Geschäftsbereichslei­
tern. In 2015 werde ich reguläre
Sprechzeiten für Mitarbeiter ein­
führen. Meine Entscheidung, in
regelmäßigen Abständen einen
Infobrief Pflegedirektion heraus­
zugeben, soll die Transparenz
ebenfalls verstärken. Ich suche
auch die direkte Rückkoppelung
durch unregelmäßige und spon­
tane Stationsbesuche. Die größte
Herausforderung ist die Imple­
mentierung von Innovationen
und Konzepten im gesamten Kli­
nikum. Gute Ideen bleiben
manchmal stecken und werden
nicht weiter verfolgt. Für die
Pflegenden muss es sichtbar wer­
den, dass es von den Pflege­
dienstleitungen und der Pflege­
direktion ein erklärtes Ziel ist,
dieses zu ändern.
Welche Schritte werden unter-
nommen, um Pflegepersonal
an der Uniklinik zu halten und
neues zu gewinnen?
Die Uniklinik ist aufgrund des
regionalen Umfelds sehr auf die
Förderung des Nachwuchses aus
der eigenen Akademie angewie­
sen. Dafür stimmen die Rahmen­
bedingungen noch nicht überall.
Auf einigen Stationen werden
keine Auszubildenden einge­
setzt, andere haben zu viele Aus­
zubildende und die Einsatz­
zahlen sind sehr wechselnd. Gut
gelungen ist mittlerweile eine
wesentlich schnellere Verbind­
lichkeit für Absolventen, die die
Uniklinik als attraktiven Arbeit­
geber für sich entdeckt haben.
Die Absolventen im Frühjahr
2015 haben bereits heute wei­
testgehend alle ihre Arbeitsver­
träge geschlossen. Die Uniklinik
verfügt über sehr gute Fort- und
Weiterbildungsmöglichkeiten.
Talentmanagement bedeutet aber
mehr. Wir werden Instrumente
und Konzepte entwickeln müs­
sen, wie Talente noch besser ent­
deckt und gefördert werden.
Sie haben ein Angebot „Le-
bensphasengerechte Arbeit“
für Pflegende eingerichtet,
das langsam anläuft. Was be-
deutet es für Interessenten?
An der Uniklinik werden regel­
mäßig pflegerische Sitzwachen
für eine 1:1-Betreuung bei spezi­
ellen Patienten eingesetzt. Pfle­
gende können aufgrund ihres lan­
gen Berufslebens kurz vor der
Rente oder nach einer Erkran­
kung in die Lage kommen, den
ursprünglichen Aufgaben nicht
mehr vollumfänglich gewachsen
zu sein. Aufgrund ihrer fachli­
chen Erfahrung sind sie aber sehr
gut für diese Aufgabe geeignet.
Hier kann konkret auch das UHZ
davon profitieren. Sicherlich eine
formale Herausforderung für die
Arbeitgeber, aber lösbar.
15 qualifizierte Fachkräfte von
den Philippinen kommen im
März nach Freiburg. Derzeit
„Der rote Faden ist die Personalakquise“
Pflegedirektor Helmut Schiffer
setzt auf Transparenz
und direkten Kontakt mit
den Beschäftigten
lernen sie in ihrer Heimat
Deutsch. Wie werden sie am
Klinikum eingearbeitet, wo
sollen sie eingesetzt werden
und wie soll die Integrations-
arbeit ablaufen?
Erfolgreiche Einarbeitung geht
immer mit einer gelungenen In­
tegrationsarbeit einher. Noch im
Dezember haben wir hierzu ei­
nen Austausch mit der Agentur
für Arbeit. Dazu werden die Sta­
tionsleitungen und Praxisanlei­
ter der jeweiligen Stationen ein­
geladen. Die Akademie wird ein
Qualifizierungsprogramm anbie­
ten, die Sprachkenntnisse sind
weiterzuentwickeln, die Perso­
nalunterkunft muss sicherge­
stellt sein und die Gruppe ist in­
tensiv zu begleiten.
In einem Demografie-Check
des Klinikums wurde festge-
stellt, dass das Durchschnitts-
alter der Mitarbeiter in der
Pflege bei 40,2 Jahren liegt.
Welche Konsequenzen ziehen
Sie langfristig aus den Ergeb-
nissen dieses Altersbaums?
Mittel- und langfristig ist die
Frage zu beantworten, wer uns in
den Arbeitsbereichen mit wel­
cher Qualifikation und wann und
in welchem Umfang altersbe­
dingt verlässt. Kombiniert mit
einer üblichen Fluktuationsrate
setzt hier konkret die Personal­
gewinnung und Personalent­
wicklung an. Neben den gesetz­
lichen Vorgaben sind das
wichtige Parameter für die Qua­
lifizierungsprogramme in der
Akademie für die Zukunft.
Sie haben die Qualifizierung
zur Pflegehelferin/zum Pfle-
gehelfer ins Leben gerufen.
Warum?
Pflegehelfer werden mittlerweile
bundesweit qualifiziert und von
Einrichtungen im Gesundheits­
wesen umworben. Wir benötigen
Menschen mit dieser Qualifizie­
rung sowohl für eine Tätigkeit
als pflegerische Sitzwache sowie
Kultur im Klinikum
„Es ist der schönste Abend mei­
nes vierwöchigen Klinikaufent­
haltes.“ Das schrieb eine Patien­
tin vor vielen Jahren nach einer
Kulturveranstaltung in das Gäs­
tebuch von Barbara Schönfeld.
Die heute 72-Jährige gründete
und organisierte 19 Jahre lang
das
KulturBonbon
an der Unikli­
nik. Zahlreiche Veranstaltungen
fanden seitdem vor allem im
Neurozentrum und in der Kapel­
le der Psychiatrie statt. Im Rah­
men der Revue „From Italy with
Love“, die am Ende Oktober
stattfand, wurde Barbara Schön­
feld nun mit einem großen Dank
des Klinikums verabschiedet.
Sie bleibt aber noch Ansprech­
partnerin für die Klinik-Clowns.
Vor 25 Jahren kam die Medizi­
nisch-Technische Assistentin an
die Kinderklinik und arbeitete
dort bis zu ihrem Ruhestand
2004. Die Lust auf Kultur trieb
sie neben dem Beruf stets um.
So entstand bei ihr die Idee für
ein Kulturprogramm am Klini­
kum 1993, nachdem sie in Ber­
lin den Kongress „Arts in Hospi­
tals“ besucht hatte. Kurz darauf
veranstaltete Schönfeld ein Mu­
sikfestival im Rahmen eines Se­
minars in der Kinderklinik: die
Grundlage für das
KulturBonbon
.
Nachdem sie den damaligen
Vorstand des Klinikums von ih­
rer Idee überzeugt hatte, fand am
5. Dezember 1995 das erste Bon­
bon statt. Nach dem Motto „Gut,
leicht und heiter“, holte Barbara
Schönfeld im Laufe der letzten
19 Jahre zahlreiche Gruppen und
Künstler aus nah und fern ans
Abschied vom
KulturBonbon
Klinikum. „Die Bonbons sind
jetzt erwachsen“, sagte Barbara
Schönfeld in ihrer Abschieds­
rede, „die bunte Mischung aus
Musik, Schauspiel, Comedy und
Kabarett hat immer gut ge­
schmeckt.“
Neben den Patientinnen und
Patienten hatte die leidenschaft­
liche Organisatorin auch immer
einen festen Stamm von Be­
schäftigten als Besucher des
KulturBonbons
. Bei jeder Veran­
staltung legte sie ein liebevoll
gestaltetes Gästebuch aus. So
auch beim Bonbon zum Ab­
schied – übrigens dem 175. – im
Oktober. Aus dem Material ent­
steht in Zusammenarbeit mit
dem Medienzentrum eine Chro­
nik der
KulturBonbons
.
Ein letztes
KulturBonbon
fin­
det am Sonntag, 14. Dezember,
um 15 Uhr in der Medizinischen
Klinik am Löwenbrunnen statt.
Dort spielt das Bläserensemble
des Freiburger Blasorchesters
Weihnachtslieder.
Auch wenn es die Reihe
Kul-
turBonbon
nun nicht mehr geben
wird, veranstaltet die Unterneh­
menskommunikation mit „Kul­
tur im Klinikum“ weiterhin kul­
turelle Angebote. Der nächste
Termin ist am Mittwoch, 17. De­
zember 2014, von 14 bis 18 Uhr
mit Adventsmusik und Lieder­
singen auf vier Stationen in ver­
schiedenen Kliniken.
Akkordeonspielerin Anita Morasch begleitete viele KulturBonbons
und spielte beim Abschied noch einmal für Barbara Schönfeld auf
für die pflegerische Mithilfe auf
einzelnen Stationen.
Was ist der Hintergrund für
das neue Ausfallkonzept in der
Intensivpflege – und wie stär-
ken Sie die Kapazitäten im
Springerpool Normalpflege?
Das Ausfallkonzept soll die Res­
sourcen im Intensivpflegepool
verstärken und fachkundigem
Intensivpersonal die Möglich­
keit eines Einsatzes auf einer an­
deren Intensivstation eröffnen,
ohne die Heimatstation verlas­
sen zu müssen. Die Kompetenz
bleibt damit in der Klinik, bildet
eine Konkurrenz zu abwerben­
den Leasingfirmen und erweitert
die Kompetenz der Einzelnen,.
Kurzum, alle profitieren davon,
auch der Arbeitgeber. Das Mo­
dell gilt auch für die Pflegenden
im Springerpool Normalpflege
– der Anteil des dort eingesetzten
Personals ist aus meiner Sicht
zu erhöhen. Neben den bisher
erfolgreichen familienfreundli­
chen Arbeitszeiten sind hier
auch Pflegende mit anderen Ar­
beitszeiten zu gewinnen.
Das Finden und Binden von
Nachwuchskräften in der Pfle-
ge ist ein großes Thema. Wie
gehen Sie strategisch vor, um
Pflegenden weitere Karriere­
schritte zu ermöglichen?
Aktuell habe ich dazu einen Auf­
ruf an Pflegende gestartet und
gebeten, bei Interesse an Füh­
rungsaufgaben, in der Pädagogik
oder im Bereich Fachlichkeit den
direkten Kontakt mit mir zu su­
chen. Die Resonanz ist erfreulich
und ausgesprochen hoch. Ich bin
sehr gespannt, die Menschen mit
ihren Potenzialen kennenzuler­
nen. Daraus werden gezielte Trai­
nee-Programme entstehen – und
auch neue Ideen generiert werden.
In der Onkologie und OP-Pflege
entwickeln zwei miteinander ab­
gestimmte Arbeitsgruppen in
meinemAuftrag unterschiedliche
Kompetenzprofile in den jeweili­
gen Fachgebieten, auch ein Weg
für weitere Karriereschritte. Die
Akademie wurde von mir beauf­
tragt ab Herbst 2015 eine Ausbil­
dung in der Pflege in Teilzeit vor­
zubereiten und umzusetzen.
Damit wird eine weitere Ziel­
gruppe auf dem Arbeitsmarkt
angesprochen. Eine weitere Auf­
gabe wird der Einsatz von Pfle­
genden mit einem akademischen
Abschluss sein. Das Klinikum
wird seinen Absolventen noch
mehr Perspektiven aufzeigen und
Ideen entwickeln müssen, mit
welchen Strukturen dieses erfolg­
reich gelingen kann. Das sind nur
ausgewählte Beispiele. Führend
für alle diese Überlegungen muss
es sein, die Versorgungsqualität
unserer Patienten zu verbessern.
Barbara Schönfeld organisierte 176
Kulturveranstaltungen im Klinikum
1,2,3 6,7,8
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