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1/2017

1/2017

amPuls besucht die Flüchtlingsambulanz der Uniklinik in der Erstaufnahme-

Einrichtung. Ein festes Team aus Pflegekräften und Ärzten ist täglich vor Ort

Mittwoch, Lörracher Straße in

Freiburg-St. Georgen, es ist kurz

nach 10 Uhr. Das Wartezimmer

der Flüchtlingsambulanz ist rap-

pelvoll. Die Sprechzeiten sind

werktäglich von 10 bis 16 Uhr.

Offiziell. Meist geht es viel län-

ger. Ein junger Mann öffnet die

Tür, als die Fotografin und die

amPuls-Reporterin davorstehen.

„You want to see the Doctor?“,

fragt er auf Englisch. Möchten

Sie zum Arzt? Ja, aber nicht zur

Behandlung. Die Besucherinnen

werden in der Ambulanz schon

erwartet. Dort sind heute Corne-

lia Braun, Gesundheitswissen-

schaftlerin und Pflegefachkraft,

Carolin Rees, Medizinische Fa-

changestellte – die beiden sind

das feste Team der pflegerischen

Versorgung vor Ort –, und Dr.

Aleš Janda, Facharzt für Pä­

diatrische Infektiologie und Rheu-

matologie aus dem Zentrum für

Kinder- und Jugendmedizin.

„Ebrima ist unser Wartezim-

mer-Manager“, lacht Cornelia

Braun. Er stammt aus Gambia

und lebt seit zwei Monaten in

der Erstaufnahme-Einrichtung

(EA). Für seinen Job bekommt

er eine kleine finanzielle Aner-

kennung vom Regierungspräsi-

dium – und viel Lob vom Team

vor Ort. Ebrima ist der Verbin-

dungsmann zwischen den War-

tenden, er bringt ihre Dokumen-

te ins Praxiszimmer und schickt

sie dann ins Wartezimmer. Au-

ßer ihm ist noch Bin, ein ge-

flüchteter Mann aus China, als

Reinigungskraft hier beschäftigt.

Die im November 2015 von

der Uniklinik aufgebaute Ambu-

lanz (siehe amPuls 1/2016) hat

zum Ziel, die Gesundheitsver-

sorgung der EA-Bewohner vor

Ort zu sichern und die Klinik-

Ambulanzen zu entlasten. Pro-

fessor Dr. Winfried Kern, Leiter

der Abteilung Infektiologie in

der Klinik für Innere Medizin II,

hat die fachliche Leitung der

Flüchtlingsmedizin. In enger Zu-

sammenarbeit mit Vertretern aus

verschiedenen Fachabteilungen –

unter anderem der Gynäkologie

und der Psychosomatik – ent-

stand das integrierte Versor-

gungskonzept „Freiburger Mo-

dell“.

Sabine Rohde, Stabsstelle der

Pflegedirektion, und Cornelia

Braun, vormals Pflegefachkraft

in der Augenklinik, haben die

Flüchtlingsambulanz zusammen

aufgebaut; sie waren vom ersten

Tag an vor Ort. Etwa 400 geflüch-

tete Menschen leben zurzeit in

der Lörracher Straße 6. Darunter

viele Kinder und Frauen, aber die

sind an diesem kalten Wintermor-

gen nicht zu sehen. Die älteren

Kinder besuchen am Vormittag

die Schule, die jüngeren Kinder

sind mit ihren Müttern auf den

Zimmern oder in der einrich-

tungseigenen Kinderbetreuung.

Die Menschen kommen mit

ganz unterschiedlichen Krank-

heiten und Problemen zu ihnen,

sagt der Arzt Aleš Janda: Von der

normalen wetterbedingten Er-

kältung über Impfungen und

chronischen Krankheiten bis hin

Arbeiten imSpagat

Das freundliche Empfangsteam im Brustzentrum Freiburg:

Monika Braun, Marlies Imm und Natalie Reif (v. l.)

zu psychischen Belastungen und

Traumatisierungen ist alles da-

bei. Janda wechselt sich in der

ärztlichen Versorgung mit seiner

Kollegin Dr. Beatrice Mendel,

Fachärztin für Allgemeinmedi-

zin, ab. Unterstützt werden sie

von der Psychologin Anna-Ma-

ria Müller und der Infektiologin

Dr. Katarina Stete. Das Team vor

Ort ist dankbar „für die inzwi-

schen sehr unkomplizierte Zu-

sammenarbeit mit allen Kliniken,

Instituten, der EDV – und für das

Angebot der Pflegenden und

Mit dem Aufzug geht es in den

vierten Stock hinauf in die lich-

ten Räume des Brustzentrums

Freiburg. „Unsere Praxis arbeitet

auf universitärem Niveau“, sagt

Dr. Thalia Erbes, Ärztliche Lei-

terin des MVZ Brustzentrums

Freiburg. Das Medizinische Ver-

sorgungszentrum befand sich

zuvor in den Räumen am Frei-

burger Münsterplatz. Seit dem

9. Januar ist das Brustzentrum

am neuen Standort zu finden: im

Anbau des Hotels Stadt Freiburg

in der Breisacher Straße 86 B.

Geschäftsführerin Karin Och-

senfarth: „Das zertifizierte Brust-

zentrum bietet in enger Verbin-

dung mit der Uniklinik eine

umfassende Diagnostik und The-

rapie bei allen Brusterkrankun-

gen.“ Thalia Erbes ergänzt: „ Da-

durch stellen wir sicher, dass

immer neueste Erkenntnisse und

Methoden aus der Forschung bei

den Untersuchungen und Behand-

lungen berücksichtigt werden.“

Darunter fällt das gesamte

Spektrum von Vorsorge, Früher-

kennung, Diagnostik, Therapie

bis hin zur Nachsorge von Brust-

krebs. Als Patientinnen im Brust-

zentrum sind auch die Mitarbeite-

rinnen der Uniklinik willkommen,

ebenso wie Mitarbeiter. Männer

dürfen sich ebenfalls angespro-

chen fühlen, da auch sie Brust-

krebs oder andere Brusterkran-

kungen bekommen können.

Das MVZ Brustzentrum Frei-

burg ist eine hundertprozentige

Tochter der Uniklinik mit einem

hoch spezialisierten Ärzteteam.

Die Vernetzung mit der Frauen-

klinik und den anderen Koopera-

tionspartnern innerhalb des uni-

versitären Brustzentrums sowie

die Nähe zum Klinikgelände

machen Synergieeffekte möglich.

So wurde zum Beispiel im

Schnittbildzentrum der Klinik

für Radiologie ein MRT-Gerät

angemietet.

Universitätsmedizin in der Praxis

Das Brustzentrum Freiburg ist vom Münsterplatz in den Anbau des Hotels Stadt Freiburg umgezogen

Ebrima (links) ist der

„Wartezimmer-Mana-

ger“. Er bringt Cornelia

Braun die Dokumente

Cornelia Braun, Dr. Aleš

Janda und Carolin Rees

(von links) sind ein

dynamisches und

eingespieltes Team in

der Ambulanz

Diese Tabelle mit den vielen

Bildchen hilft oft

bei der Verständigung

Ob das wohl wehtut?

Dr. Aleš Janda impft

einen Geflüchteten

Kuscheltiere, Akten, Infos in

vielen Sprachen – die

Ambulanz ist für alle

möglichen Fälle eingerichtet

„Viele Geflüchtete sehen

zum ersten Mal in

ihrem Leben einen Arzt.“

Dr. Aleš Janda

Brustzentrum Freiburg

Ärzteschaft, uns jederzeit auch

kurzfristig zu unterstützen“.

Cornelia Braun wirkt sehr er-

fahren im Umgang mit den Men-

schen, die aus etwa 50 verschie-

denen Ländern stammen. „Die

Vielzahl an unterschiedlichen

Kulturen und Ethnien unter den

Geflüchteten lässt sich kaum er-

ahnen. Dennoch sind deren je-

weilige Besonderheiten für mich

als Pflegende von enormer Be-

deutung“, sagt Braun. Mit ihrem

herzlichen Lachen verbreitet sie

eine gute Stimmung unter den

Wartenden und im Sprechzim-

mer. Sie engagiert sich seit vie-

len Jahren als Rotkreuzschwes-

ter in der Auslandshilfe.

Erfahrungen gesammelt hat sie

in zahlreichen Einsätzen in Kri-

sen- und Katastrophengebieten

und kennt dadurch einige der

Länder, aus denen die Menschen

geflohen sind und heute als Pa­

tienten zu ihr kommen.

Die Arbeit in der EA findet sie

sehr abwechslungsreich: „Oft

verlangen die Aufgaben von uns

viel Improvisationstalent und ei-

nen Spagat zwi-

schen rechtlichen

Vorgaben und prak-

tischen Lösungen.“

Lösungen erarbei-

tet das Team ge-

meinsam und in

Absprache mit dem Regierungs-

präsidium, der Sozialbetreuung

oder der Einrichtungsleitung.

„Es hat sich viel getan, es bleibt

spannend“, sagt Cornelia Braun,

„ich freue mich und bin dankbar,

einen Beitrag dafür leisten zu

können.“

in die Ambulanz

50–60 Patienten

Aktuell kommen täglich