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Wenn das Gedächtnis kurzzeitig aussetzt

Neurologie und Neurophysiologie

(22.02.2024) Sich nichts Neues mehr merken können, zeitliche und situative Desorientierung, Erinnerungslücken und immer wiederkehrende Fragen – eine transiente globale Amnesie versetzt Angehörige häufig in große Sorge. Was es mit der rätselhaften Gedächtnisstörung auf sich hat, erklärt ein Experte des Universitätsklinikums Freiburg.

Während einer TGA können sich die Betroffenen an vieles aus der jüngeren Vergangenheit nicht erinnern und neue Informationen nicht merken.

Die transiente globale Amnesie (TGA) ist eine vorübergehende Störung der Merkfähigkeit, die zwar harmlos ist, aber für Betroffene und Angehörige sehr beunruhigend sein kann. „Patient*innen mit TGA sind im Akutstadium bezüglich Zeit, Ort und Situation desorientiert und fragen immer wieder nach, was gerade passiert ist oder nach dem aktuellen Datum“, sagt PD Dr. Jochen Brich, Oberarzt an der Klinik für Neurologie und Neurophysiologie des Universitätsklinikums Freiburg und Sektionsleiter Neurologie im Universitäts-Notfallzentrum. Eine akute Therapie gibt es nicht. „In der Regel klingen die Symptome bereits nach wenigen Stunden wieder von selbst ab – ohne Folgeschäden“, sagt Brich.

Vor allem Merk- und Erinnerungsfähigkeit betroffen

Bei einer TGA erleben Betroffene vor allem eine antero- und weniger stark auch eine retrograde Amnesie. Das bedeutet, dass das Gehirn in dieser Phase keine neuen Informationen abspeichern kann und sie deshalb immer wieder dieselben Fragen stellen. Gleichzeitig haben sie Schwierigkeiten, vorhandene Erinnerungen abzurufen – vor allem aus der jüngeren Vergangenheit. Andere kognitive Fähigkeiten bleiben davon unberührt. „Die Betroffenen können weiterhin komplexe automatisierte Tätigkeiten ausführen wie Auto fahren oder ein Instrument spielen“, sagt Brich.

Amnesie kann viele Gründe haben

„Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen für Gedächtnisverlust auszuschließen, wie zum Beispiel Schlaganfälle oder epileptische Anfälle. Die genaue Anamnese und eine sorgfältige neurologische Untersuchung mit speziellen Amnesie-Tests sind entscheidend für die Diagnose einer TGA", sagt Brich. Am Häufigsten sind Menschen zwischen 50 und 70 Jahren betroffen. Bei rund 75 Prozent der Patient*innen unterstützen mögliche Auslöser der TGA die Diagnosestellung: Emotionaler Stress, ausgeprägte körperliche Anstrengungen, Geschlechtsverkehr oder ein Sprung ins kalte Wasser. Je nach Befund kommen zusätzliche bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT), eine Elektroenzephalographie (EEG) oder, in seltenen Fällen, eine Analyse des Hirnwassers zum Einsatz.

Vollständige Erholung nach wenigen Stunden

So schnell, wie die Erkrankung auftritt, verschwindet sie auch wieder: In der Regel bilden sich die Symptome langsam nach vier bis fünf Stunden zurück, maximal halten sie 24 Stunden an. „Das Wichtigste ist, die Betroffenen und die Angehörigen zu beruhigen und ihnen zu erklären, dass die Symptome vorübergehend sind und keine bleibenden Schäden hinterlassen“, so Brich. Ist die Episode vorüber, kommen auch die Erinnerungen zurück. Lediglich die Zeit während der Akutphase der TGA hinterlässt bei den Betroffenen eine Erinnerungslücke. Auch wenn die Ursache der TGA weiterhin nicht genau geklärt ist, ist die Langzeit-Prognose nach einer TGA günstig: Es besteht kein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle oder die Entwicklung einer Demenz, nur in etwas weniger als einem von zehn Fällen kommt es im Laufe des Lebens zu einer weiteren TGA-Episode.

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