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Vergessen hat viele Gründe

(27.11.2023) Hinter Demenzsymptomen muss nicht immer eine Alzheimer-Erkrankung stecken. In der Memory-Ambulanz suchen Ärzt*innen nach den genauen Ursachen von Gedächtnisproblemen.

Mehr als 440.000 Deutsche erkranken jedes Jahr an einer Demenz. Aber nur bei zwei Dritteln der Patient*innen wird ein Morbus Alzheimer als Ursache gefunden. Das kann die Diagnose der Krankheit schwierig machen. Bei etwa 15 Prozent der Kranken ist das Problem zum Beispiel eine Atherosklerose oder eine andere Gefäßerkrankung, die kleine, unbemerkte Schlaganfälle verursacht. Häufig kommen sogar beide Krankheiten zusammen. Und es gibt noch zahlreiche andere seltene Leiden, die alternativ infrage kommen: Eine Parkinson-Erkrankung zum Beispiel (bei rund jedem dreißigsten Demenzkranken), Die Levy-Körper-Demenz (bei jedem zwanzigsten), oder ähnlich häufig der sogenannte Normaldruck-Hydrozephalus, bei dem sich die Hirnwasserräume auf Kosten der Nervenzellen ausweiten. „Bei manchen Patienten“, sagt der Neurologe Prof. Dr. Christoph Maurer, „stellt sich sogar heraus, dass die Gedächtnisprobleme, die der Patientin oder dem Patienten Sorgen machen, in Wirklichkeit durch eine Depression verursacht werden.“

Demenz-Symptome können zahlreiche Ursachen haben ©AdobeStock/Andrea Danti

Manche Gedächtnisstörungen lassen sich sehr gut behandeln

Maurer arbeitet als Leiter der Memory-Ambulanz der Geriatrie am Universitätsklinikum Freiburg. Die wichtigste Aufgaben von ihm und seinen Kolleg*innen ist es in der Einrichtung, solchen Patient*innen zu helfen, bei denen sich die Suche nach der Ursache der Gedächtnisprobleme als besonders schwierig erweist. Und sie und die Ärzte, die sie betreuen, bei der Therapie zu beraten.

„Die richtige Diagnose zu stellen, hat bei einer Demenz oft wichtige therapeutische Konsequenzen“, sagt Maurer. Ein Normaldruck-Hydrozephalus zum Beispiel lässt sich sehr gut heilen. Bei einem Morbus Alzheimer lohnt sich zumindest der Versuch, die Symptome zu lindern. Bei einer Gefäßkrankheit der, weitere Schlaganfälle zu verhindern. Und bei einer Depression bestehen ohnehin gute Therapiechancen.

Hauptaufgabe der Memoryambulanz: Komplexe Diagnosen

Aufgabe der Memoryambulanz ist es zunächst, die Krankheit hinter der Demenz zu finden. Vorausgesetzt das ärztliche Team wird von niedergelassenen Kolleg*innen angefragt. Nur auf diesem Weg dürfen neue Patient*innen aufgenommen werden. „Am Anfang der Behandlung steht immer die ärztliche Untersuchung und der Versuch, die Defizite der Patient*innen mit Hilfe von Tests zu objektivieren“, sagt Maurer. Etwa, ob der oder die Betroffene auch Halluzinationen hat. Das wäre zum Beispiel ein Indiz für eine Levy-Körper-Demenz. Oft finden sich so bereits entscheidende Hinweise, erklärt der Neurologe. Die meisten Patient*innen werden anschließend zu einer Kernspinuntersuchung überwiesen. Ist das Problem beispielsweise ein Hydrozephalus, wird sich das auf den Hirnbildern zeigen. Noch aufwändigere Tests wie eine Hirnwasseruntersuchung sind nur in besonders schwierigen Fällen notwendig.

Zentraler Teil des Angebots: die Beratung von Kranken und Angehörigen

Steht die Diagnose, machen Maurer und seine Kolleg*innen der überweisenden Praxis Therapievorschläge: Wie lässt sich für im vorliegenden Fall das Beste erreichen? Diese Frage wird auch mit den Patient*innen und ihren Angehörigen besprochen. Wiedersehen tun Professor Maurer und seine Kolleg*innen dennoch nur die wenigsten von ihnen: „Eine Weiterbehandlung ist eigentlich nicht vorgesehen“, sagt er. Wenn Kranke doch wiederkommen, dann wegen einer akuten Verschlechterung und weil andere Ärzte um Hilfe rufen. Aber über Arbeitsmangel können Maurer und seine Kolleg*innen ohnehin nicht klagen. Ihre Gedächtnissprechstunde ist inzwischen so bekannt, dass sehr viele Ärzt*innen auch aus der weiteren Umgebung anrufen.

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