Herztransplantation
Bei einer Herztransplantation wird ein Spenderherz in den Körper des Patienten verpflanzt. Es ist die letzte Therapiemöglichkeit bei einer Schädigung des Herzmuskels, die nicht mehr reparabel ist. Medikamentöse Behandlungen oder andere chirurgische Maßnahmen sind zu diesem Zeitpunkt in der Regel ausgeschöpft. Die Herztransplantation ist eine Behandlung, die in der Regel nur für Patienten unter 65 Jahren in Frage kommt.
Die Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitäts-Herzzentrums blickt bereits auf über 30 Jahre Herztransplantations-Geschichte zurück. Leider ist es in den vergangenen Jahren zu einem deutschlandweiten kontinuierlichen Rückgang der Transplantationszahlen gekommen. Hintergrund ist der bedrohliche Mangel an Spenderherzen, da die Zahl der Organspender rückläufig ist. Die Wartezeit auf ein Spenderherz hat sich in den zurückliegenden Jahren deutlich erhöht. Aktuell beträgt die Wartezeit auf ein neues Herz auch für die Patienten der höchsten Dringlichkeitsstufe mehrere Monate. In unserer Klinik werden deshalb vermehrt hochmoderne Herzunterstützungssysteme implantiert.
Die Versorgung von Patienten, die für eine Herztransplantation in Frage kommen, wird stets interdisziplinär gestaltet. Wir arbeiten hierzu vor allem eng mit der Klinik für Kardiologie zusammen. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Angeborene Herzfehler und Pädiatrische Kardiologie und der Sektion für Kinderherzchirurgie sind wir das deutschlandweit größte Zentrum für Kinderherztransplantationen.
Indikation und Kontraindikation
Die Nachbehandlung nach einer Herztransplantation setzt eine äußerst hohe Kooperationsbereitschaft des Patienten voraus. Häufige Ambulanzbesuche, regelmäßige Gewebeuntersuchungen des Herzmuskels und eine konstante Medikamenteneinnahme erfordern ein hohes Maß an psychosozialer Stabilität.
Durch die Herzinsuffizienz entwickelt sich im Lungenkreislauf oft ein höherer Widerstand der Blutgefäße. Ist dieser durch Medikamente nicht mehr beeinflussbar, kann er zu einem akuten Rechtsherzversagen des Spenderorgans führen. Deshalb muss der Lungengefäßwiderstand auch dann regelmäßig geprüft werden, wenn der Patient bereits auf der Warteliste für ein Spenderherz steht.
Akute und chronische Infektionskrankheiten und auch Tumorerkrankungen verschlechtern sich während der nach der Herztransplantation begonnenen Therapie. Um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden, wird dabei die normale Funktion des Immunsystems unterdrückt. Bestehen zusätzliche Erkrankungen mit deutlicher Einschränkung der Lebenserwartung, wie Malignome oder eine Drogen- beziehungsweise Alkoholabhängigkeit, ist davon auszugehen, dass eine Herztransplantation nicht durchgeführt werden kann.
Ablauf
Eine Herztransplantation ist wesentlich komplexer als eine normale Herzoperation. Der Eingriff ist nicht planbar. Die Überlebenszeit des Transplantatherzens außerhalb des Körpers beschränkt sich auf wenige Stunden. Das Krankenhaus, in dem sich der Organspender befindet, und wo die Entnahme des Spenderherzens stattfindet, ist unter Umständen viele hundert Kilometer vom Universitäts-Herzzentrum entfernt. Um die Reichweite zwischen Freiburg und den möglichen Spenderkliniken zu erhöhen, arbeiten wir bereits seit vielen Jahren mit einem Verfahren der kontrollierten Ex-vivo-Perfusion (Organ Care System). Dieses ermöglicht es, das empfindliche Spenderherz auf dem Transport mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen und das Herz schlagend zu transportieren.
Gleichzeitig zur Anreise des Empfängers wird der weitere organisatorische Ablauf zwischen Entnahme- und Implantationsteam koordiniert. In der Regel wird mit der Operation erst begonnen, wenn das Entnahmeteam das Spenderherz in der Spenderklinik begutachtet hat. In Einzelfällen muss bei kurzen Transportzeiten oder voroperiertem Empfänger jedoch bereits früher mit der Operation begonnen werden. Sollte das Spenderherz nicht unseren Qualitätsansprüchen genügen, muss die Transplantation zu diesem Zeitpunkt abgebrochen werden.
In der Regel schließt sich der Transplantation ein mehrtägiger Aufenthalt auf der Intensivstation an. Nach Beendigung der kreislauf-wirksamen Therapie und Stabilisierung der Immunabwehr erfolgt die Verlegung auf die Normalstation. Wenn der Patient wieder vollständig beweglich ist, die Wunden reizlos abgeheilt sind und keine Infekte vorliegen, erfolgt die Verlegung in ein Rehabilitationszentrum.
Richtlinie und Organe in der Transplantationsmedizin in Deutschland
Das Transplantationsgesetz regelt in der Bundesrepublik Deutschland die rechtlichen Voraussetzungen für die Spende, Entnahme und Übertragung von menschlichen Organen, Organteilen und Geweben. Es legitimiert ferner die Bundesärztekammer, Richtlinien u.a. zu den Themen Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalles, zur Aufnahme auf die Warteliste und zur Durchführung der Organentnahme nach dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft festzulegen.
Es ermächtigt außerdem den Spitzenverband Bund der Krankenkassen, die Bundesärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft, eine Vermittlungsstelle zu beauftragen, die sich mit dem Zuweisen der Spenderorgane beschäftigt. Diese Vermittlungsstelle ist die Stiftung Eurotransplant in Leiden (NL), die 1967 gegründet wurde.
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) ist die deutschlandweite Koordinierungsstelle für die Organspende nach dem Tode. Sie organisiert alle Schritte des Organspendeprozesses ab der Meldung eines möglichen Spenders durch ein Krankenhaus bis zur Übergabe der Organe an die Transplantationszentren. Außerdem leistet sie allgemeine Informationsarbeit zum Thema Organspende.
Das Freiburger Herztransplantationsprogramm
Seit Beginn des Herz- und Herz-Lungen-Transplantationprogrammes im Dezember 1994 wurden bislang mehr als 370 Patienten erfolgreich herztransplantiert. Im Jahr 2008 fanden in Freiburg die ersten Herztransplantationen bei Kindern und Säuglingen statt. Ebenfalls im Jahr 2008 wurde in Freiburg die erste Herz-Lungen-Transplantation in Baden-Württemberg durchgeführt.
Freiburg ist eines der beiden deutschen Transplantationszentren, an dem der Transport des Spenderherzens routinemäßig mit einem ex-vivo Perfusionssystem durchgeführt wird. Dieses ermöglicht es, das empfindliche Spenderherz auf dem Transport mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen und das Herz schlagend zu transportieren.
Ärztliche Koordination
Herzchirurgie UHZ Standort Freiburg
Dr. Michael Berchtold-Herz
Oberarzt

Dr. Matthias Eschenhagen
Oberarzt

Prof. Dr. Sebastian Grundmann
Oberarzt

Dr. med. Wolfgang Zeh
Oberarzt
Ihre Ansprechpartner
Dr. Michael Berchtold-Herz
Oberarzt
Telefon: +49 (0)761 270-24400
Telefax: +49 (0)761 270-24544
E-Mail: michael.berchtold-herz@uniklinik-freiburg.de