Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  34-35 / 44 Next Page
Basic version Information
Show Menu
Previous Page 34-35 / 44 Next Page
Page Background

Tumorgewebe restlos entnommen

wurde“, zitiert Gitsch eine breit an-

gelegte Studie.

Die internationalenTherapiestan-

dards empfehlen, dass Eierstöcke

und Gebärmutter, das große Bauch-

netz und die Lymphknoten im klei-

nen Becken und entlang der großen

Bauchschlagader entfernt und Ge-

webeproben aus den angrenzenden

Organen genommen werden. Eine

Ausnahme ist bei jüngeren Frauen

mit Kinderwunsch möglich, wenn

der Krebs im Frühstadium entdeckt

wird. Bei ihnen können manchmal

die Gebärmutter und der gesunde Ei-

erstock erhalten werden.

Noch vor zehn Jahren verschenk-

ten viele Kliniken einen großen Teil

der Heilungschancen, indem sie sich

nicht an diese Standards hielten.

Mehr als die Hälfte der Patientin-

nen mit Eierstockkrebs wurde nicht

entsprechend behandelt. Heute

ist das zum Glück anders: „Die Ar-

beitsgemeinschaft Gynäkologische

Onkologie und regelmäßige Fort-

bildungen für niedergelassene

Ärzte haben bewirkt, dass heu-

te allen klar ist, wie wichtig die

leitliniengerechte Behandlung für

das Überleben der Patientinnen ist“,

sagt Gitsch.

Die Freiburger Klinik für Frauen-

heilkunde ist als gynäkologisches

Krebszentrum zertifiziert und be-

teiligt sich regelmäßig an Studien

zu neuen Medikamenten. Neben

der medizinischen Versorgung wird

auch die persönliche Betreuung der

Patientinnen großgeschrieben. Dazu

gehört eine ausführliche Vorbespre-

chung genauso wie eine umfassende

Beratung zu Bewegung, Ernährung

und zusätzlichen Möglichkeiten

der integrativen Medizin. „Für den

Erfolg der Behandlung ist es ganz

wichtig, dass sich die Frauen bes-

tens unterstützt fühlen“, erläutert

Rautenberg. Oft leistet auch die Psy-

choonkologie wertvolle Hilfestel-

lung, damit die Patientinnen sich

an die neue Situation gewöhnen und

ihren Weg finden, mit dem Krebs zu

leben.

EIERSTOCKKREBS

GUT BEGLE ITET

MIT KREBS LEBEN

Eierstockkrebs wird bei vielen Frauen

zu spät erkannt und kann dann nicht

mehr vollständig geheilt werden. Mit

guter medizinischer Begleitung kön-

nen die betroffenen Frauen aber mög-

lichst lange ein Leben mit dem Krebs

führen – vorausgesetzt, die Behand-

lung beginnt mit einer umfassenden

Operation

Bauchschmerzen, Appetitlosig-

keit, Zunahme des Bauchumfangs

– die ersten Symptome sind unspe-

zifisch und schwer zu deuten, und

selbst der Ultraschall ist bei der

Vorsorge nicht hilfreich. Ein Grund

dafür, dass Eierstockkrebs bei 70

Prozent aller betroffenen Frauen erst

im fortgeschrittenen

Stadium entdeckt

wird. Eine vollstän-

dige Heilung ist dann

nur noch selten mög-

lich. Oft geht es vor allem darum,

wie die Frauen mit der Erkrankung

ihren Alltag gestalten können. Dabei

kann die Medizin sie unterstützen.

„Wir müssen das Ovarialkarzinom

als chronische Erkrankung begrei-

fen, so ähnlich wie Diabetes“, sagt

Professor Dr. Gerald Gitsch, Ärztli-

cher Direktor der Klinik für Frauen-

heilkunde am Universitätsklinikum

Freiburg. Die Freiburger Ärztinnen

und Ärzte haben deshalb stets die

Lebensqualität ihrer Patientinnen

im Blick.

Die Therapieziele werden immer

wieder neu besprochen: Ist es für die

Patientin gerade wichtiger, ein mini-

males Tumorwachstum zu stoppen

oder die Nebenwirkungen möglichst

gering zu halten? Eine Pianistin hat

beispielsweise besonders viel Angst

d a v o r ,

dass ihre

Finger durch die Chemotherapie taub

werden. Eine Schauspielerin möchte

unbedingt ihre Haare behalten. Und

für eine Mutter von kleinen Kindern

ist eine möglichst hohe Lebenser-

wartung von größter Bedeutung.

„Für jede einzelne Patientin wird

in Tumorkonferenzen besprochen,

wie die optimale Kombination aus

Operationen, Chemo- und Strah-

lentherapie sowie Antikörperbe-

handlungen aussehen kann“, erklärt

Dr. Beate Rautenberg, Oberärztin

und Leiterin der Chemoambulanz in

der Klinik für Frauenheilkunde des

Universitätsklinikums Freiburg.

Egal in welchem Stadium der

Krebs entdeckt wird – am Anfang je-

der Therapie steht diemöglichst voll-

ständige Entfernung des Tumors. Da-

mit steigen die Überlebenschancen:

„Die Patientinnen leben deutlich

länger, wenn bei der Operation alles

„Wir müssen das Ovarialkarzinom

als chronische Erkrankung begreifen“

Frauen erhalten jährlich

in Deutschland die

Diagnose Eierstockkrebs

7.000-9.000

Jahre ist der Altersdurchschnitt der an

Eierstockkrebs erkrankten Frauen

63

bösartige Eierstock-Tumore

in fortgeschrittenen Stadien

werden pro Jahr am

Universitätsklinikum

Freiburg operativ entfernt

50 +

35

1 | 2016

1 | 2016

34