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Erst durch sie werden viele klinische

Studien möglich: Die Tumor-Biobank

des Tumorzentrums Freiburg – CCCF

am Universitätsklinikum Freiburg stellt

Ärzten und Wissenschaftlern einen

Schatz einzigartiger Gewebeproben

zu Verfügung. Aber auch die Patienten

können ganz direkt profitieren

Der Piepser von Dr. Peter Bronsert

schlägt mal wieder Alarm. „Es ist

eben eine neue Gewebeprobe ange-

kommen. Die muss ich so schnell wie

möglich begutachten“, sagt

der Arzt. Bronsert ist Leiter

der Tumor-Biobank, die im

Institut für Klinische Pathologie un-

tergebracht ist. „Unsere Aufgabe ist

es, auf methodisch-wissenschaft-

lich höchstem Niveau Tu-

morproben so aufzubereiten

und zu lagern, dass sie auch

noch viele Jahre später un-

tersucht werden können“,

erklärt Bronsert. Natürlich

werden nur dann Proben

in der Biobank eingelagert,

wenn weiterhin genug Gewebe für

diagnostische Zwecke vorhanden

ist. Der Arzt färbt das angelieferte

etwa walnussgroße Gewebestück

ein, vermisst es, entnimmt kleine

Proben und gibt diese in flüssigen,

knapp minus 200 Grad Celsius kal-

ten Stickstoff. Nur wenige Minuten

vergehen zwischen der operativen

Entnahme des verdächtigen oder

bösartigen Gewebes in einer der vie-

len Operationseinheiten des Univer-

sitätsklinikums und seiner Konser-

vierung in der zentralen Biobank.

Seit 2008 ist die Biobank Teil des

Tumorzentrums Freiburg – CCCF

und wesentliche Voraussetzung

SCHATZKAMMER

DER FORSCHUNG

moderner klinischer Studien. Die

Forscher können aus der Menge der

eingelagerten Proben auf genau die-

jenigen zurückgreifen, die für ihre

Fragestellung von Bedeutung sind.

Außerdem prüfen die Mitarbeiter der

Biobank bei jeder Probe vor Heraus-

gabe: Stimmt die Qualität? Wie groß

ist der Tumoranteil amGewebe? Zen-

trale Fragen, um die Vergleichbar-

keit der Proben über die Jahre sicher-

zustellen. Allein im Jahr 2015 hat

die Biobank etwa 40 Studien unter-

stützt. In Zusammenarbeit mit den

jeweiligen Studienleitern entwickelt

das Team außerdem kontinuierlich

neue Methoden der Gewebeanalyse.

Mindestens eine Probe wird im-

mer für den Patienten selbst zurück-

gehalten, für den Fall, dass sich aus

der Forschung heraus neue Erkennt-

nisse ergeben. „Bei Karzinomen des

Dickdarms weiß man seit Ende der

2000er-Jahre, dass eine neuartige

Antikörpertherapie dann besonders

gut wirkt, wenn ein bestimmtes Gen

in seinem natürlichen, nichtmu-

tierten Zustand vorliegt. Seit Mitte

2013 wird das Tumorgewebe darum

zusätzlich auf Mutationen in einem

weiteren Gen hin untersucht. Die Pa-

tientinnen und Patienten möchten

dann natürlich wissen, ob auch sie

von einer zielgerichteten Therapie

profitieren würden. Anhand der ein-

gelagerten Proben können wir das

feststellen und vielen Patienten eine

auf sie zugeschnittene Therapie ge-

währleisten“, erklärt Bronsert.

Mehr als 6.500 Patienten sind

bereits in der Biobank registriert,

jährlich kommen etwa 900 Patienten

dazu. Das Gewebe wird immer nur

im Zuge eines ohnehin notwendigen

Eingriffs gewonnen, sodass für die

Patienten keine zusätzlichen Belas-

tungen entstehen, und nur wenn die

Betroffenen der weiteren Nutzung

vorab zustimmen.

Auch im Datenschutz werden

höchste Maßstäbe angelegt. Die

Proben werden stets zweifach ver-

schlüsselt; erst intern in der Patho-

logie des Klinikums und zusätzlich

von einem unabhängigen Datentreu-

händer. „Zu keinem Zeitpunkt kann

ein Arzt oder Forscher die Proben

direkt einem Patienten zuordnen“,

versichert Bronsert. Von dieser Qua-

litätssicherung profitieren am Ende

alle Beteiligten: die Forscher, weil sie

wertvolle Proben erhalten, und die

Patienten, weil sie um die Sicherheit

der Proben wissen.

„Unsere Aufgabe ist es, auf

methodisch-wissenschaftlich höchstem

Niveau Tumorproben so aufzubereiten

und zu lagern, dass sie auch noch viele

Jahre später untersucht werden können“

Das Gewebe wird immer nur im

Zuge eines ohnehin notwendigen

Eingriffs gewonnen, sodass für

die Patienten keine zusätzlichen

Belastungen entstehen

DIE TUMOR-BIOBANK

Gewebeproben mindestens werden

täglich für die Biobank aufbereitet

10

Celsius kalt werden

die Gewebeproben konserviert

-200°

Studien hat

die Biobank im

Jahr 2015 unterstützt

40

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1 | 2016

1 | 2016

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